Der schwarze Panther
(The Internecine Project)
Großbritannien 1974, 84 Minuten
Regie: Ken Hughes

Drehbuch: Barry Levinson, Jonathan Lynn, nach dem Roman von Mort W. Elkind „Internecine”
Musik: Roy Budd
Director of Photography: Geoffrey Unsworth
Montage: John Shirley
Produktionsdesign: Geoffrey Drake

Darsteller: James Coburn (Robert Elliott), Lee Grant (Jean Robertson), Harry Andrews (Albert Parsons), Ian Hendry (Alex Hellman), Michael Jayston (David Baker), Christiane Krüger (Christina Larsson), Keenan Wynn (E. J. Farnsworth)

Mord im „Kreisverkehr”

Ken Hughes Thriller „Der schwarze Panther” gehört nicht gerade zu den bekanntesten Filmen aller Zeiten – eher zu den vergessenen. Hughes selbst drehte einige sehenswerte Filme, darunter das 1970 entstandene Drama „Cromwell” mit Richard Harris, Alec Guinness, Robert Morley und einem ganz jungen Timothy Dalton sowie zehn Jahre früher „Der Mann mit der grünen Nelke”, ein Film über Oscar Wilde mit Peter Finch und James Mason in den Hauptrollen. Manche erinnern sich vielleicht auch noch an Hughes „Chitty Chitty Bang Bang”, der 1968 in die Kinos kam, oder an „Casino Royale” (1967) mit Peter Sellers. Ursula Andress, David Niven, Orson Welles und Daliah Lavi – eine Persiflage auf James-Bond-Filme.

In „The Internecine Project” – das bedeutet so viel wie: mörderischer Vernichtungskampf innerhalb einer Gruppe – treffen wir auf den Wirtschaftsprofessor Robert Elliot (James Coburn), einen ehrgeizigen Mann mit weitgehenden Ambitionen: Er will Berater des amerikanischen Präsidenten werden. Dabei hat er einen im Hintergrund arbeitenden einflussreichen Helfer, den Industriellen Farnsworth (Keenan Wynn). Dem Aufstieg Elliots scheint also nichts im Wege zu stehen – wenn da nicht ein paar Leute wären, die über seine dunklen Machenschaften in der Vergangenheit Bescheid wüssten.

Deren Wissen könnte Elliot erpressbar machen – oder ihm die Karriere kosten. Elliot will das verhindern. Wie? Indem er alle vier Mitwisser aus dem Weg räumt – ohne selbst Hand anzulegen. Bei den vier Personen handelt es sich um den Frauen hassenden Masseur Albert Parsons (Harry Andrews), die Edelprostituierte Christina Larsson (Christiane Kaufmann), den Mitarbeiter im Auswärtigen Amt in London Alex Hellman (Ian Hendry) und den Arzt und Wissenschaftler David Baker (Michael Jayston). Elliot denkt weder daran, einen Killer anzuheuern, noch selbst die Morde zu begehen. Er nennt seinen Plan „The Internecine Project”. Das bedeutet: Die vier Zeugen sollen sich gegenseitig töten – natürlich ohne die Zusammenhänge zu verstehen.

Wir befinden uns in London, wo sich Elliot aufhält, um im Fernsehen zu reden. Auch die vier Mitwisser leben hier. Allerdings kommt Elliot eine alte Bekannte in die Quere – die Journalistin Jean Robertson (Lee Grant), die schon seit einiger Zeit dem Industriellen Farnsworth auf die Schliche kommen will. Farnsworth, der Berater der US-Regierung ist, kommt in London an und trifft sich mit Elliot. Er verlangt von ihm, sein Netz zu zerstören, um Berater des Präsidenten zu werden.

Elliot macht sich an die Arbeit. Als erstes besorgt er sich im Leichenschauhaus Hautpartikel eines Toten. Dann bestellt er Alex Hellman zu sich und verlangt von ihm, einen Verräter in den eigenen Reihen zu töten: den Masseur Albert Parsons. Und er sucht die anderen drei Mitwisser auf. Elliots Plan scheint nicht nur perfekt ausgetüftelt; er scheint auch zu funktionieren ...

„Der schwarze Panther” ist – ausnahmsweise einmal – ein deutscher Titel, der der Geschichte des Films gerecht wird. James Coburn spielt einen eiskalten, machtbesessenen Mann, der keine Skrupel hat, über Leichen zu gehen. Er schleicht sich wie ein Panther an seine vier „Mitarbeiter” heran, die in verschiedene illegale Machenschaften verwickelt waren, erzählt ihnen erfundene Geschichten und gibt sich gegenüber jedem der vier als jemand aus, der nur ihr Leben und ihre Integrität schützen wolle. Dabei nützt er die Schwächen der vier Personen gnadenlos aus.

Ken Hughes setzt auf die Erwartungshaltung des Publikums in bezug auf den ausgeklügelten Zeitplan, den Elliot entwirft, um den vierfachen Mord innerhalb der Gruppe zu gewährleisten, ohne dass er selbst in Verdacht kommt und ohne dass für andere ein Zusammenhang zwischen den vier Morden sichtbar wird.

Lee Grants Journalistin Jean Robertson, die Elliot einmal liebte und nicht von ihm lassen kann, scheint für Elliot die unbekannte Karte im Spiel. Doch er glaubt, sie im Griff zu haben. Lee Grant ist sein Gegenstück, trotz ihrer nach wie vor bestehenden Zuneigung, die ihre Grenzen in den Machenschaften findet, die sie Farnsworth und Elliot anlastet. Sie glaubt, dass beide sich faschistischen Auffassungen genähert haben.

Hughes drehte einen schnörkellosen, intelligenten, in sich geschlossenen Thriller, eine düstere Vision über Machtmenschen, die sich gegen zunehmende Demokratisierungstendenzen – hier personalisiert in der Journalistin Robertson – stellen und in einer Mischung aus politischer Intrige, Korruption, Verrat und massiver Bestechung versuchen, sich politische Macht – vorbei an demokratischen Entscheidungsprozessen – anzueignen.

„The Internecine Project” wartet am Schluss übrigens mit einer faustdicken Überraschung auf – ganz im Stil der 70er Jahre.