Die Rückkehr des King Kong
(auch: Schlachtfest der Giganten)
(Kingu Kongu tai Gojira)
Japan 1962, 82 Minuten
Regie: Ishirô Honda

Drehbuch: Shinichi Sekizawa
Musik: Akira Ifukube
Director of Photography: Hajime Koizumi
Montage: Reiko Kaneko
Produktionsdesign: Teruaki Abe, Takeo Kita

Darsteller: Tadao Takashima (Oamu Sakurai), Kenji Sahara ( Kazuo Fujita), Yu Fujiki (Kinsaburo Furue), Ichirô Arishima (Mr. Tako), Jun Tazaki (General Masami Shinzo), Akihiko Hirata (Dr. Shigezawa), Mie Hama (Fumiko Sakurai)

King Kong und Godzilla als Pulp Fiction

Knapp 30 Jahre nach dem Erfolg von „King Kong” (1933) kam in die japanischen Kinos ein Film, der die Geschichte des Riesenaffen wieder aufgriff – in einer Weise, die man nur als Pulp bezeichnen kann. Und trotzdem war das Publikum hellauf begeistert von diesem B-Movie, obgleich der Film natürlich in keiner Weise an das Original herankam. Für das amerikanische Publikum wurde eine Extraversion des Films produziert. Der Film handelt allerdings nicht nur von Kong, sondern verbindet die Geschichte des von einem Millionenpublikum geliebten Riesenaffen mit dem japanischen Monster Godzilla, einer Art Saurier.

„Kingu Kongu tai Gojira” ist dabei in jeder Hinsicht Pulp, Schund, aber dieser Schund ist wiederum – zumal aus heutiger Sicht – so billig inszeniert, dass er nicht nur zum Lachen und Schmunzeln reizt, sondern auch filmhistorisch in der Reihe der Sequels zu „King Kong” einen durchaus interessanten Stellenwert hat. Die Figur des Kong war einerseits als Idee geboren worden aus Filmen wie „Moby Dick”, in dem ein Wal zu einer intelligenten Figur kreiert worden war, gegen den die Walfänger keine Chance hatten, und aus „Die Schöne und das Biest”. Zum anderen verdanken wir Kong wohl der Abenteurer-Mentalität seiner beiden Schöpfer Merian C. Cooper und Ernest B. Schoedsack. Und zum dritten verdankt Kong seine Beliebtheit der Nähe zwischen Mensch und Affe, analogen Verhaltensmustern usw. Gerade diese Nähe machte es möglich, die Sympathie des Publikums zu dieser Figur (die in „King Kong” eine 45 cm hohe Puppe mit Hasenfell war) und eben dadurch auch den Phantastereien des ersten Films wie seiner Nachfolger herzustellen.

In „Kingu Kongu tai Gojira” allerdings ist dies alles etwas verschoben. Es fragt sich, auf wessen Seite das Publikum damals wirklich stand: auf Seiten des brummenden Gorilla oder des trompetenden Sauriers. Im Zentrum des Films steht einerseits die Bedrohung, hier Japans, durch beide Ungeheuer, andererseits der Kampf zwischen den beiden Monstern.

Dabei baut die Geschichte auf Ereignisse, die derart allen physikalischen, biologischen und chemischen Gesetzen widerspricht, dass es schon wieder schön ist, sich diesen offensichtlich Unsinn erzählen zu lassen.

Atomare Strahlung habe dazu geführt, dass auf einer Südseeinsel namens Farou aus einem mehr oder weniger harmlosen Gorilla ein Super-GAU-Affe geworden sei. King Kong, der auch in diesem Film von den Bewohnern der Insel in Furcht verehrt wird, ist aus diesem Grund (!?) nicht einfach immun gegen Elektrizität, nein, Elektrizität macht ihn noch stärker. Godzilla hingegen wird als Jahrtausende im Eis frisch gehaltener Saurier präsentiert, der durch das Abschmelzen des Eises am Nordpol aus einem Eisberg „erwacht” und auf die japanische Küste zuläuft. Keine Waffe der japanischen Armee kann ihn aufhalten.

Der Chef eines Pharmaunternehmens namens Tako will King Kong als Attraktion von seiner Insel holen, um ihn als Werbemittel oder so einzusetzen. Dazu begibt sich eine Expedition mit den beiden Pharma-Angestellten Fujita und Furue nach Farou. Gerade diese Szenen auf Farou schwanken zwischen einem platten, sich fast schon selbst auf die Schippe nehmenden Rassismus (die Einwohner werden als angsterfüllt dargestellt, im üblichen Klischee der um irgendwelche Dinge herumtanzenden Menschen vorgeführt usw.) und mehr oder weniger ungewollter Komik (etwa wenn Furue als noch ängstlicher und feiger dargestellt wird). So ganz ernst genommen haben die Macher des Films diese Episode wie vieles andere im Film offensichtlich nicht.

Man betäubt Kong mit irgendeinem Gesöff und transportiert ihn festgebunden und mit Dynamit umgeben auf einem Floß im Schlepptau des Schiffes gen Japan, wobei allerdings die japanische Regierung Tako verbietet, Kong an Land zu bringen, weil Kong atomar verseucht sei. Als Kong erwacht und sich aus seiner Gefangenschaft befreien kann, versucht man, ihn mit Dynamit zu töten – vergebens. Der Riese steht mitten im Ozean und brüllt. Tako und die anderen suchen das Weite.

So gelangen beide Monster auf relativ bequemem Art und Weise nach Japan, der eine wandert nach Norden, der andere nach Süden. Vorher kommt es zu einem ersten „Geplänkel” zwischen den beiden Super-GAUs, das unentschieden endet. Weder von der Armee gelegte Feuerwände, noch Dynamit oder andere Waffen können die beiden in Schach halten, geschweige denn töten.

Dass Kong sich der Freundin Fujitas, Fumiko, bemächtigt und Fujita sie natürlich im letzten Moment befreien kann, versteht sich von selbst. Allerdings spielt die „weiße Frau” im Unterschied zum Originalfilm von 1933 und auch anderen Sequels in diesem japanischen Film eher ein untergeordnete Rolle.

Während Kong in Tokio einläuft und dabei nicht nur etliche Gebäude zertritt und mit U-Bahnen „spielt”, sondern auch Panik auslöst, trampelt Godzilla auf den Fujiyama zu. Letztlich kommt Sakurai, der Bruder Fumikos, auf die blendende Idee, Kong nochmals zu betäuben, als der auf einem Hochhaus in Tokio steht, nachdem er sich abermals Fumikos bemächtigt hat. Gesagt, getan. Der Riese fällt, man befestigt mittels Drähten, bestehend aus einem von Fujita entwickelten praktisch nicht zerreißbaren Material, Ballons an dem Riesen und fliegt ihn Richtung Fujiyama, um beide Monster aufeinander zu hetzen. In God We Trust!

Glück im Unglück der Japaner: Beide messen ihre Kräfte, und nach einem (welch Zufall) Erdbeben stürzen sie ins Meer. Während Godzilla danach nicht mehr gesehen ward, sieht man den armen Kong ins Meer hinaus waten – zurück auf seine Insel, nehmen die Japaner an. Die Gefahr ist gebannt.

Pulp fiction! Sämtliche Naturgesetze sind außer Kraft gesetzt. Atomare Strahlung, die angeblich von Kong ausgeht und ihn hat angeblich groß werden lassen (!), scheint ungefährlicher als angenommen. Der Affe beißt Hochspannungsleitungen durch, als ob es sich um Bindfäden handeln würde. Godzilla wehrt Feuer ebenso ab wie die schärfsten Geschosse der Armee. Und natürlich „liebt” Kong auch in diesem Film eine Frau – für wirkliche Affen ein Ding der Unmöglichkeit.

Auf der anderen Seite treffen wir auf Menschen, die sich ständig anders entscheiden. Mal will man Kong, mal will man ihn nicht. Furue wird als extremer Angsthase vorgeführt, während Tako als dämlicher, dümmlicher Chef eines Pharmakonzerns präsentiert wird. Der Film ist über weite Strecken ein heilloses Durcheinander: Menschenmassen strömen in die eine Richtung, die Armee in die andere, hilflos und lediglich beobachtend, wie wirkungslos ihr gesamtes Waffenarsenal ist. Minister versuchen zu beschwichtigen, andere weigern sich, Atomkraft einzusetzen. Wozu auch, wenn Kong durch Strahlung gewachsen ist? Neben diesem heillosen Durcheinander berichtet die Presse aus den USA (wohl nur in der US-Version des Films) und Japan über die neuesten Ereignisse.

Aber diese ganzen Ungereimtheiten und naturwissenschaftlich nicht haltbaren Ereignisse sind völlig unbedeutend für einen solchen Film. Auch, dass zu deutlich sichtbar ist, das die gezeigten Panzer und Häuser in der Regel nichts anderes als Spielzeug sind (bei den Panzern ist dies besonders deutlich zu sehen). Denn Hauptdarsteller dieses Films sind Kong und Godzilla. Und deren Kämpfe, deren Waten durch ein visuelles Japan, deren Brüllen und Trompeten, deren Ringen, Steinewerfen und Boxen, deren Klatschen bei einem Erfolg über den jeweils anderen waren sicherlich für das damalige Publikum die Attraktion. Die Mischung aus Angst und Bewunderung, Distanz zur dargestellten Bedrohung und Nähe zu den Kunstprodukten, denen trickreich Leben eingehaucht wurde, machte auch diese Billigproduktion zum Renner in den Kinos.

Pulp, ja! Aber immer mal wieder sehenswert und stellenweise humorvoll.

© Bilder: Universal International Pictures


 

Rückkehr des King Kong, Die-1