Im Schatten der Macht
Deutschland 2003, 180 Minuten
Regie: Oliver Storz

Drehbuch: Oliver Storz
Musik: Klaus Doldinger
Director of Photography: Hans Grimmelmann
Montage: Heidi Handorf
Produktionsdesign: Eduard Krajewski

Darsteller: Michael Mendl (Willy Brandt), Jürgen Hentsch (Herbert Wehner), Dieter Pfaff (Hans-Dietrich Genscher), Matthias Brandt (Günter Guillaume), Barbara Rudnik (Rut Brandt), Michael Quast (Günter Nollau), Rudolf Kowalski (Egon Bahr), Ulrich Mühe (Günther Gaus), Markus Boysen (Helmut Schmidt), Felix von Manteuffel (Walter Scheel), Ann-Kathrin Kramer (Geliebte), Felix Eitner (Schrader), Friederike Wagner (Anne Braun), Jörg Gudzuhn (Manne Schacht), Wolfgang Grindemann (Arno), Michael Brandner (Holger Börner), Patricia Hirschbichler (Greta Burmester), Christiane Lemm (Mildred Scheel), Robert Giggenbach (Horst Ehmke), Martin Lüttge (Horst Herold), Michael Trischan (Horst Grabert)

"Politik als Menschensache ..."

In memoriam
Barbara Rudnik
(27.7.1958-23.5.2009)

"Politik und Kriminalität
sind ein und dasselbe."
(aus: Der Pate, Teil III)

Sturz. Aber kein Fall in die Bedeutungslosigkeit. Entmachtung. Intrige. Manöver. Schatten habe nur Umrisse, aber keinen Inhalt. Fackeln, die von sehr vielen Menschen getragen werden, die es nicht fassen oder begreifen können. Noch nicht. Vielleicht bis heute nicht.

Die Euphorie ist der Verzweiflung und Enttäuschung gewichen. Die "Macher" setzen sich wieder in Szene. Die "Träumer", wie die "Macher" sie sehen, sind ein Kapitel, das so schnell verflogen ist, wie es gekommen war. Der Traum ist aus, die Fakten regieren wieder. Strategie und Taktik haben die Oberhand. Das Wagnis, die Vision, die Kraft der Phantasie – wie weggeblasen. Der Spuk ist verflogen.

Ich war 19 Jahre jung, als Willy Brandt 1974 zurück trat. Was für ein "Rücktritt"! Alle, die ein bisschen politisch dachten – und das waren damals wesentlich mehr als heute – wussten oder ahnten zumindest, dass hier hinter dem Begriff "Rücktritt" noch etwas anderes stecken musste als die freie Entscheidung eines Politikers, die Verantwortung für die Affäre Guillaume, den DDR-Spion im Kanzleramt, zu übernehmen. Da war ein Mann 1969 angetreten mit der zentralen Aussage in seiner Regierungserklärung "Mehr Demokratie wagen" – angetreten gegen die konservativen Verkrustungen der Adenauer- und Nach-Adenauer-Ära, von ganz rechts wegen seiner neuen Ostpolitik mit Parolen "verziert" wie "Brandt an die Wand", von ganz links als "Agent" des Kapitalismus gebrandmarkt, von der parlamentarischen Opposition in allen wesentlichen Einzelheiten seiner Politik gescholten.

Die Wahrheit ist: Brandt hatte einiges an Demokratie nicht nur gewagt, sondern auch in Politik umgesetzt und Gesetze gegossen. Das Betriebsverfassungsgesetz gehört genauso dazu wie die Bemühungen um die Beseitigung oder zumindest Eingrenzung der Strafbarkeit der Abtreibung, eine Bildungsreform, die z.B. die alte Ordinarien-Universität beseitigte, etliche gesetzliche Regelungen zur Gleichstellung von Frauen und Männern (damals existierte noch die "Schlüsselgewalt" des Mannes in der Ehe u.v.a.). Brandt wagte eine völlig neue Ostpolitik, die auf einen Ausgleich mit den stalinistischen Regimes setzte. Noch heute ist vielen das Foto in Erinnerung, das Brandt am 7.12.1970 auf den Knien am Mahnmal für den Ghetto-Aufstand von 1943 in Warschau zeigte – ein Symbol für die neue Ostpolitik, die zum Grundlagenvertrag mit der DDR führte, das der DDR neben der BRD einen Sitz in der UNO verschaffte. Auch die Ergebnisse des zweiten Weltkrieges wurden anerkannt: endlich war abgesichert, dass die ehemaligen Ostgebiete (Schlesien, Pommern, Ostpreußen und die sog. "Sudetengebiete") Teile des Territoriums Polens, der Sowjetunion und der Tschechoslowakei waren.

Ich kann nicht umhin zu sagen, dass ich Brandt – mit Abstand – für den bedeutendsten Kanzler dieses Landes halte – damals wie heute. Dabei kann man sicherlich nicht leugnen, dass er selbst auch entscheidende Fehler begangen hatte, die er später zum Teil selbst eingestanden hatte – etwa die Einführung des unseligen "Radikalenerlasses", mit dem nicht so sehr (nur) radikallinke Lehramtsbewerber von den Schulen ferngehalten wurden, sondern eine Hysterie der Verfolgung erzeugt worden war, die selbst Mitglieder der SPD traf (etwa in Bayern).

2003 wagte es Oliver Storz, in einem zweiteiligen Fernsehfilm die Umstände, die zu Brandts Rücktritt am 6.5.1974 führten, filmisch aufzuarbeiten. Storz verzichtete auf eine Mischung aus Dokumentation und Fiktion, blieb bei der "Spielhandlung", ließ ein überwiegend großartiges Ensemble das vollenden, was damals wohl geschehen war oder sein könnte. Das Problem einer solchen Vorgehensweise ist immer, dass der Inhalt der damaligen Gespräche weitgehend unbekannt ist und nur aus Interviews und bestimmten Umständen spekulativ erschlossen werden kann. Und der Zweiteiler besteht zum überwiegenden Teil aus solchen Gesprächen zwischen zwei oder mehreren Personen. Das scheint ein Nachteil zu sein – doch das trügt. Man denke an die großen klassischen Tragödien, etwa eines Shakespeares, oder an Filme wie "Nixon" von Oliver Stone, in denen gerade die Fiktion des vermeintlich Geschehenen – auch gegen die möglichen Fakten, die man nicht kennt – zu tieferer Einsicht in die Umstände der Ereignisse führen kann (nicht muss).

Storz Zweiteiler spielt zwischen November 1972 und dem 6.5.1974, wobei der größte Teil der Handlung zwischen April 1974 und Mai 1974 liegt, also der Zeit unmittelbar vor Brandts Rücktrittserklärung. Er konzentriert sich zudem auf die Personen im unmittelbaren Umkreis von Brandt, Regierungsmitglieder aus SPD und FDP und Parteigenossen Brandts. Die parlamentarische Opposition, also CDU/CSU, kommt in der Handlung nicht vor.

"Politik als Menschensache.
Nur wie lange noch.
Eines Tages zählt nur noch,
wie fehlerfrei sich einer im
Fernsehen aufführt."
(Willy Brandt im Film zu Egon Bahr)

Der Film beginnt mit einer Szene im prasselnden Regen. Günter Guillaume, gespielt von Willy Brandts Sohn Matthias Brandt, erzählt dem MfS-Mitarbeiter Arno nachts im Auto von einem Erfolg: Er, der sich über Jahre hinweg in der SPD vom einfachen Mitglied hochgearbeitet habe, sei in den engsten Kreis der Berater um Kanzler Brandt berufen worden – also praktisch an der Quelle. Guillaume war einer derjenigen "Schläfer", die der Chef des Auslandsnachrichtendienstes des MfS, Markus Wolf, bzw. seine Vorgänger in der BRD "platziert" hatten.

Bereits im Mai 1973 berichtet der Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz, Nollau (Michael Quast), dem Innenminister Genscher (Dieter Pfaff) von Verdachtsmomenten gegen Guillaume. Beide vereinbaren, Brandt darüber zu informieren, ihn jedoch wegen fehlender Beweise gegen Guillaume zu bitten, sich nichts anmerken zu lassen und sich gegenüber Guillaume normal wie bisher zu verhalten. Über ein Jahr später hat Nollau noch immer keine stichhaltigen Beweise gegen Guillaume. Genscher erklärt ihm, er gebe ihm noch vier Wochen. Wenn dann keine Beweis vorliegen würden, würde er dem Generalbundesanwalt die Einstellung des Ermittlungsverfahrens gegen Guillaume empfehlen.

Kurze Zeit später werden Guillaume und seine Frau von Beamten des Bundeskriminalamts wegen des Verdachts der Spionage verhaftet. Guillaume bekennt sofort, Bürger der DDR und Mitglied der Nationalen Volksarmee zu sein, weigert sich aber ansonsten beharrlich, irgendwelche Angaben zur Sache zu machen.

Brandt (Michael Mendl) ist v.a. enttäuscht darüber, dass ein Mann, der sein vollstes Vertrauen hatte, ihn derart hintergangen hatte. Und Egon Bahr (Rudolf Kowalski), einer seiner engsten Mitarbeiter und Architekt der Ostverträge, ist enttäuscht darüber, dass Brandt ihn über den Verdacht Guillaumes nicht unterrichtet hat.

In einem Koalitionsgespräch kurz nach der Festnahme Guillaumes gehen schon jetzt die Meinungen über die Spionageaffäre auseinander. Während Scheel (Felix von Manteuffel), Bundesaußenminister, die Enttarnung als Erfolg gefeiert wissen will, sieht der SPD-Fraktionsvorsitzende Herbert Wehner (Jürgen Hentsch) in der Affäre eher eine Niederlage; er ist erbost über die Verhältnisse im Kanzleramt und drückt nicht nur jetzt, sondern auch später seine Abneigung gegen die Berater und Politiker in der Umgebung Brandts deutlich aus. Er nennt Brandts Berater "Gigolos".

Nollau, der enge Beziehungen zu Wehner pflegt, erzählt noch im April 1974 seinem Gönner, er habe damals Genscher nicht die ganze Wahrheit gesagt. Es hätten mehr Indizien gegen Guillaume vorgelegen, als er zugegeben habe. Wehner deutet dies so, dass Nollau eine Einmischung der Sicherheitskräfte im Kanzleramt in die Ermittlungen gegen Guillaume verhindern wollte. Und Nollau wiederum fürchtet einen Bruch der Koalition, wenn die "zurückhaltende" Rolle Genschers in der Affäre publik würde.

Das BKA wiederum verhört Leute aus dem unmittelbaren Sicherheitsbereich Brandts, u.a. Manne Schacht (Jörg Gudzuhn). BKA-Präsident Herold (Martin Lüttge) hatte Schacht und anderen BKA-Sicherheitskräften eine Aussageerlaubnis erteilt, allerdings nur in Bezug auf die Rolle und Handlungen Guillaumes. Doch schnell merkt Schacht, dass die Verfassungsschutzbeamten ihn vor allem bezüglich der vermeintlichen oder tatsächlichen Liebschaften Brandts befragen – nicht nach Guillaume. Unter Druck sagt Schacht aus, Guillaume und auch er hätten dem Kanzler des öfteren auf Zugreisen sozusagen durch die Hintertür Frauen "zugeführt". Was dann allerdings in den Privaträumen Brandts passiert sei, darüber wisse niemand etwas.

Auch Guillaume bemerkt bei seiner Befragung im Gefängnis rasch, dass es den vernehmenden Beamten gar nicht mehr so sehr um seine Spionagetätigkeit geht, sondern um die angeblichen Frauengeschichten des Kanzlers. Er äußert direkt den Verdacht, man wolle Material vor allem gegen Brandt sammeln.

Genscher spielt Brandt das entsprechende Protokoll der Vernehmung Schachts zu. Brandt ist erbost über diese Vernehmung, aber er ahnt schon, dass es inzwischen kaum noch um Guillaume, sondern um ihn geht. Als die Presse über die vermeintlichen Amüsements Brandts Wind bekommt – ein gefundenes Fressen nicht nur für die Brandt immer feindlich gesinnte Springer-Gazetten, sondern auch für "Stern" und "Spiegel" –, folgt Wehner dem Rat Nollaus, auf einen Rücktritt Brandts hinzuarbeiten, angeblich, um Schaden von der Partei abzuwenden und die Regierungsfähigkeit der SPD/FDP-Koalition zu erhalten.

Brandt selbst ist entschlossen, sich nicht aus dem Amt jagen zu lassen, sondern den weiteren Kampagnen gegen ihn frühzeitig durch einen einigermaßen würdevollen Rücktritt zuvorzukommen – gegen den Rat seiner unmittelbaren Berater Bahr und Gaus. Obwohl er die FDP hinter sich wüsste, wenn es um seine weitere Kanzlerschaft ginge, weiß er Wehner gegen sich – und befürchtet eine Spaltung der SPD-Fraktion in dieser Frage. Am 6.5.1974 tritt Willy Brandt zurück – offiziell mit der Begründung, er übernehme die volle Verantwortung für Affäre um den DDR-Spion Guillaume.

"Wenn sie den Spion nicht schlachten können,
schlachten sie mich.
Wie soll man durch Jauche waten,
ohne selber zu stinken."
(Willy Brandt im Film zu Egon Bahr)

Storz inszenierte diese Geschichte um die Umstände des unmittelbaren Rücktritts Brandts im Stil einer klassischen Tragödie mit Brandt als tragischer Figur, als Spielball taktischer und strategischer Interessen. Deutlich wird dies schon an der überwiegend dunklen Atmosphäre, den dunklen Räumen, in denen verschiedene Figuren ihre je eigenen Fäden ziehen. Vor allem die Dialoge zwischen Genscher und Nollau, Nollau und Wehner, Brandt und Bahr und etliche andere deuten die knisternde, spannungsgeladene und von differierenden Interessen beherrschte Szenerie der damaligen Zeit an. Dabei verweigert sich Storz trotz allem, d.h. trotz aller Möglichkeiten, die eine solche Geschichte für Spekulationen liefert, einer irgendwie gearteten Verschwörungstheorie. Auch wenn der Inhalt der meisten Gespräche spekulativ sein mag, führt uns Storz immer wieder auf die Fakten zurück.

So war es ein offenes Geheimnis, dass es starke Differenzen zwischen Brandt und Wehner, nicht erst seit der Aufdeckung Guillaumes als Spion, gegeben hatte. In den Augen Wehners war Brandt eher der Träumer, der unrealistische und von politischem Kalkül und taktischem Fingerspitzengefühl weit entfernte Idealist, während sich Wehner selbst als "Kärrner", als "fleißiges Lieschen", als "Kanalarbeiter" und absoluter Realist sah und die unmittelbare Umgebung Brandts und ihn selbst eher mit Verachtung bestrafte.

Zugleich – ein weiteres Faktum – schildert der Film die Rollen Genschers und Nollaus in der Guillaume-Affäre als taktisch bestimmt. Anstatt Guillaume schon beim ersten Verdacht auf Tätigkeit für das MfS kalt zu stellen, lässt man ihn über ein Jahr lang weiter gewähren – heute wahrscheinlich eine undenkbare Angelegenheit.

Demgegenüber wird Brandt – hervorragend (auch was die Stimmlage Brandts betrifft) gespielt von Michael Mendl – als Politiker dargestellt, der in aller erster Linie eine Vision verfolgt ("Mehr Demokratie wagen" usw.) und darüber fast jegliche Taktiererei oder gar Intrige aus seinem Denken und Fühlen verbannt hat. Brandt will gestalten, Brandt will Ideen umsetzen usw. Und Brandt hat Schwächen, deren Ausschlachten gegen ihn durch seine innerparteilichen und sonstigen Gegner ihm gleichgültig zu sein scheint. Und: Brandt ist ein überwiegend emotionaler Mensch, dem Verrat (Guillaume) und Fallenlassen aus den eigenen Reihen (Wehner) ihn an die Nieren geht.

So jedenfalls inszeniert Storz die Geschichte, und etliches daran dürfte den Tatsachen entsprechen. So macht der Film andererseits auch deutlich, wie Sympathie und Antipathien verteilt sind. Die zwar nicht unkritische Darstellung Brandts durch Michael Mendl zeugt ebenso von Sympathie für den Kanzler wie die Darstellung Genschers, Nollaus und vor allem Wehners eher eine gewisse Verachtung in sich trägt. In einer Szene sieht man Wehner mit seiner Stieftochter Greta Burmester (Patricia Hirschbichler), die er 1983 heiratete und die ihm den Haushalt führte, als die ihn bittet, ihr auf Mundharmonika etwas vorzuspielen – eine fast grotesk wirkende Szene, in der man Wehner eher als Kind und Greta als dessen Mutter zu sehen vermeint. Auch die Verbote, denen Wehner wegen seiner angeschlagenen Gesundheit unterliegt, beruhen auf "Befehlen" der Stieftochter, denen sich Wehner entweder beugt oder sie – wie ein Kind – heimlich hintergeht – alles in allem eine von Jürgen Hentsch exzellent wiedergegebene Rolle des Politikers in all seiner Widersprüchlichkeit.

Auch Brandt wird in dieser Widersprüchlichkeit gezeigt. Seine Ehe mit Rut Brandt (Barbara Rudnik), die er 1944 im norwegischen Exil kennen gelernt hatte, und eine von ihm gegenüber Rut zugegebene außereheliche Beziehung offenbaren das, was Brandt (zumindest im Film) gesteht: Er habe immer mit Frauen sehr gut können, aber mit einer Frau eine gute Beziehung zu führen, sei ihm nie wirklich gelungen. In der im Film bereits zu diesem Zeitpunkt dargestellten Entfremdung Brandts zu seiner Frau Rut offenbart sich parallel auch die Entfremdung Brandts von seiner politischen Umgebung.

"Im Schatten der Macht" inszeniert den Rücktritt Brandts im wesentlichen als eine politische Intrige, in der Nollau, Genscher und Wehner – wenn auch aus unterschiedlichen Gründen – die Fäden ziehen. Dabei erscheint auch die Rolle von Brandts Nachfolger Helmut Schmidt (Markus Boysen) eher dubios. Obwohl Schmidt zunächst die Übernahme des Kanzleramts ablehnt und gegenüber Brandt immer wieder betont haben soll, er wolle diesen Rücktritt nicht, sagt Brandt Schmidt im Film ganz offen ins Gesicht: genau das habe er immer gewollt.

Vor allem aber polarisiert Storz Inszenierung zwei Konzepte von Politik: Während Brandts durchaus realistische Visionen einer Demokratisierung der Gesellschaft an einer vergleichsweise unbedeutenden Affäre bzw. den danach zutage geförderten vermeintlich inflationären Frauengeschichten des Kanzlers zugrunde gehen (die Tätigkeit Guillaumes dürfte kaum größeren Schaden angerichtet haben), stehen auf der anderen Seite die "Macher", die Taktierer, die kalt kalkulierenden Strategen. Und Storz selbst lässt dies durch Brandts Worte durchscheinen: "Eines Tages zählt nur noch, wie fehlerfrei sich einer im Fernsehen aufführt". Ob dieser Satz authentisch ist oder nicht – er ist Realität geworden. Das Mittelmaß hat längst Eingang in die Politik gefunden; der Begriff Vision ist ein Fremdwort des politischen Systems geworden. Das Ziel einer Demokratisierung der Gesellschaft ist dem offenbar unumstößlichen Primat einer Ökonomie gewichen, die als "Freiheit" ausgibt, was doch nur Zügellosigkeit für einige wenige bedeutet.

Hier liegt eine, so meine ich, tiefere Bedeutung eines Fernsehfilms, der tatsächlich das unaufdringliche Ansinnen fördert, aus der Geschichte lernen zu können – wenn man es wirklich will.

Wertung: 10 von 10 Punkten.
Prädikat: Besonders wertvoll.

© Bilder: Universum Film.
Screenshots von der DVD.

(1.6.2009)