Im Zeichen des Zorro
(The Mark of Zorro)
USA 1940, 94 Minuten (DVD: 90 Minuten)
Regie: Rouben Mamoulian

Drehbuch: John Taintor Foote, Garrett Fort, Bess Meredyth, nach einem Roman von Johnston McCulley („The Curse of Capistrano”)
Musik: Alfred Newman
Director of Photography: Arthur C. Miller
Montage: Robert Bischoff
Produktionsdesign: Richard Day, Joseph C. Wright, Thomas Little

Darsteller: Tyrone Power (Don Diego Vega / Zorro), Linda Darnell (Lolita Quintero), Basil Rathbone (Captain Esteban Pasquale), Gale Sondergaard (Inez Quintero), Eugene Pallette (Bruder Felipe), J. Edward Bromberg (Don Luis Quintero), Montagu Love (Don Alejandro Vega), Janet Beecher (Señora Isabella Vega)

Was Dracula und Frankenstein für den Ur-Horrorfilm, das sind die drei Musketiere und Zorro für den Mantel- und Degenfilm, ein Genre, das mir persönlich zwar nicht besonders liegt, dessen Erfolge beim Publikum aber über die Jahrzehnte unbestreitbar sind (zuletzt etwa „Die Maske des Zorro”, 1998, und der nicht besonders überzeugende „Die Legende des Zorro”, 2005). 1940 drehte Rouben Mamoulian ein Remake der Urfassung der Zorro-Geschichte (nach "Im Zeichen des Zorro" von 1920 mit Douglas Fairbanks), der Geschichte vom reichen, aber mutigen Helden, der sich unerschrocken für die Armen und Entrechteten einsetzt. Dass so bekannte Schauspieler wie Tyrone Power und Basil Rathbone zu den Hauptdarstellern des Films zählen, hatte selbstverständlich auch Einfluss auf die Popularität, die der Film erlangte.

Zorro, der Mann mit dem mit seinem Degen gezeichneten Z – das ist eigentlich Don Diego Vega (Tyrone Power), ein junger Mann aus reichem Haus. Wir befinden uns in der Zeit um 1820 in Kalifornien, als sich der Bundestaat noch unter spanischer Oberhoheit befand. Während sich Don Diego in Spanien zur Ausbildung in Reiten, Fechten und allerlei anderen wichtigen Dingen des Lebens – jedenfalls für die Oberschicht, der er angehört – aufhält, stürzen in Los Angeles Don Luis Quintero (J. Edward Bromberg) und Captain Esteban Pasquale (Basil Rathbone) den Vater Don Diegos, Don Alejandro Vega (Montagu Love), als Alkalden, also Statthalter der spanischen Krone, und errichten ein Schreckensregime, das die zumeist arme Bevölkerung mit hohen Steuern ausplündert und jeglichen Widerstand brutal unterdrückt.

Diego ist entsetzt, als er dies bei seiner Rückkehr nach Los Angeles feststellen muss. Bei einem Besuch im herrschaftlichen Haus des neuen Alkalden bekommt er einen ersten Eindruck von ihm und seinem Adlatus Esteban. Diegos Vater hat sich mit seiner Frau zurückgezogen. Er will keine Rebellion, sondern sich an Recht und Gesetz halten, während Padre Filipe (Eugene Pallette), ein enger Freund des Hauses, ganz anders denkt und am liebsten zum Aufstand blasen will. Auch von Diego ist Filipe enttäuscht, denn der spielt den eitlen Gecken, um bei Quintero und Esteban keinen Verdacht zu erregen.

In Wahrheit aber betreibt Diego ein Doppelspiel: Während er vor seiner Familie und den Machthabern den harmlosen Mann spielt, geistert er des nachts in schwarzer Verkleidung als Zorro durch die Lande, beraubt Quintero und dessen Frau Inez (Gale Sondergaard) und versucht, Quintero zu erpressen, damit der am spanischen Hof sich für die Wiedereinsetzung seines Vaters als Alkalden einsetzt. Als Quintero und Esteban feststellen müssen, dass Zorro langsam aber sicher zum Volkshelden avanciert und keine ausgesetzte Belohnung zu seiner Festnahme führt, glauben sie, durch ein Bündnis mit Diegos Vater ihre Macht festigen zu können. Quintero will seine schöne Nichte Lolita (Linda Darnell) mit Diego verehelichen. Eine schwere Fehlkalkulation, wie sich bald erweisen soll ...

Mamoulian („Dr. Jekyll und Mr. Hyde”, 1933) inszenierte die Geschichte nach dem Roman von Johnston McCulley („The Curse of Capistrano”), wie gesagt, in einer Art Rohfassung, oder anders formuliert, in minimalistischer Art. Keine unnötigen Schnörkel, Nebenplots, keine überdimensionierten technischen Beigaben – soweit dies zu dieser Zeit überhaupt möglich war –, ja, selbst Kitsch und Rührseligkeit fehlen in dieser Verarbeitung des Stoffs.

Statt dessen sehen wir Figuren, deren Charakterzeichnungen fast perfekt zu nennen sind – angefangen natürlich beim selbstlosen, mutigen, natürlich gut aussehenden Zorro, der dazu noch als guter Schauspieler in diesem Schauspiel (sein Doppelspiel) und gerissener, intelligenter Held präsentiert wird.

Daneben, aber nicht minder beeindruckend, die anderen Akteure:

  • der naive, wirklich geckenhafte und dümmliche Quintero, der glaubt, an der Macht zu sein, aber nicht bemerkt, dass der eigentliche Drahtzieher und Machthaber sein „Untergebener” Captain Esteban Pasquale ist, ein skrupelloser Bösewicht und der eigentliche Gegenspieler Zorros;
  • der aufmüpfige Padre Filipe, ein Mönch, den man nahezu als Vorläufer der Befreiungstheologie verstehen könnte, denn Gewalt ist für ihn angesichts der Schreckensherrschaft ein legitimes Mittel, um das Joch der Diktatur abzuschütteln;
  • Quinteros verschlagene, hochnäsige Frau Inez, eine arrogante, geldgierige und selbstsüchtige Frau, deren Mangel an Durchblick dazu führt, dass sie auf die Schlichen Diegos hereinfällt;
  • und natürlich Lolita, reinen Herzens und voller Schönheit, die sich in Diego verliebt, eigentlich in Zorro, bis der sich ihr offenbart.

In dieser Personenkonstellation entwickelt Mamoulian sowohl ein Intrigenspiel der nicht allzu listigen Machthaber wie auch das heldenhafte Verwirrspiel Zorros / Diegos, der alle auf die falsche, aber in seinem Sinn richtige Fährte führt, um der Schreckensherrschaft ein Ende zu setzen – das alles nicht ohne eine nicht geringe Portion Humor. Man merkt dem Film an, dass es den Schauspielern Spaß gemacht haben muss, ihre Rollen voll auszukosten. Dass die Geschichte insgesamt eher einem Märchen gleicht, denn einer realen Begebenheit, tut dem allem keinen Abbruch. Der Prinz bekommt natürlich die Prinzessin. Die Bösen bekommen ihr Fett weg. Die Guten dürfen wieder regieren. Und das Volk ist froh, als der Alptraum zu Ende ist.

© Bilder: 20th Century Fox
Screenshots von der DVD