Krull
(Krull)
Großbritannien 1983, 117 Minuten
Regie: Peter Yates

Drehbuch: Stanford Sherman
Musik: James Horner
Director of Photography: Peter Suschitzky
Montage: Ray Lovejoy
Produktionsdesign: Stephen B. Grimes

Darsteller: Ken Marshall (Prinz Colwyn), Lysette Anthony (Prinzessin Lyssa), Freddie Jones (Ynyr), Francesca Annis (Lyssa, die Witwe des Netzes), Alun Armstrong (Torquil), David Battley (Ergo), Bernard Bresslaw (Rell, der Zyklop), Liam Neeson (Kegan), John Welsh (Der blinde Magier), Graham McGrath (Titch, der Zauberlehrling), Tony Church (Turold), Bernard Archard (Eirig), Belinda Mayne (Velta), Dicken Ashworth (Bardolph), Todd Carty (Oswyn), Robbie Coltrane (Rhun), Clare McIntyre (Merith), Bronco McLoughlin (Nennog), Andy Bradford (Darro), Gerard Naprous (Quain), Bill Weston (Menno)

Echter Trash !

Eine wahre Flut von Fantasy-Filmen, mit oder ohne Sciencefiction-Einschlag, konnte man in den 80er Jahren im Gefolge von „Alien” (1979) und „Star Wars” (1977) in den Kino der Welt bewundern – oder auch nicht. Neben Ridley Scotts „Legende” (1985) gehören hierzu sicherlich „Der Drachentöter” (1981), „Conan, der Barbar” (1982), „Der dunkle Kristall” (1982), „Die Reise ins Labyrinth” (1986) oder auch „Willow” (1988). Auch die mehr auf jüngere Semester abgestellten Filme „Die unendliche Geschichte” (1984) und „Momo” (1986) kann man getrost in diese Reihe einordnen. Über die Qualität der Streifen lässt sich im einzelnen trefflich streiten, auch über einen der ersten dieser Filme zwischen Fantasy und Sciencefiction, Märchen und Sage, Peter Yates „Krull” aus dem Jahre 1983.

Man könnte es sich mit diesem Film leicht machen. Er strotzt nur so vor Klischees und Anleihen, platten Dialogen und kopierten Figuren (etwa Prinzessin Lyssa, deren Ähnlichkeit mit ihrer Kollegin Leia aus „Star Wars” kaum zu übersehen ist, oder den Uniformen und den Waffen der bösen Slayers), Pathos und dürftiger Story. Aber „Krull” ist eben doch B-Movie-Trash der besten Sorte, wenn ich so sagen darf. Mehr als 20 Jahre später neu gesehen, offenbart der Film bei so manchem Liebhaber des Genres respektive Sub-Genres kindliche Sehnsüchte, und selbst ich, der ich 1983 Kindheit und Jugend bereits weit hinter mir gelassen hatte, beschleicht ein Gefühl romantisch-märchenhafter Abenteuerlust.

Krull – das ist ein Planet, fern unserer Zeit und fern unserer Galaxis, in der Vergangenheit oder in der Zukunft – was spielt das für eine Rolle? Auf Krull herrschen zwei verfeindete Nationen, die sich aus der Not zusammenschließen. Die Hochzeit zwischen der wunderschönen (blonden) Prinzessin Lyssa (Lysette Anthony) und dem ebenso ansehnlichen Prinzen Colwyn (Ken Marshall) soll den Bund der Nationen bekräftigen. Aber ach, schon die Hochzeitsfeier wird gestört. Die Armee der Slayers ist auf Krull gelandet, mit der fliegenden Festung, einem riesigen, offenbar aus monolithischem Gestein bestehenden Raumschiff, in dem das „Unbeschreibliche Ungeheuer”, die Bosheit per se, haust, das Krull und seine Bewohner versklaven will. Die Prinzessin wird entführt, der Prinz überlebt mit Mühe und Not – sonst wäre die Geschichte ja auch zu Ende – und die Übermacht der Slayers in ihren schwarzen Kampfanzügen und mit ihren Energiewaffen (eine Mischung aus Laserschwert und traditionellem Schwert) scheint erdrückend.

Da taucht ein Weiser auf, Ynyr (Freddie Jones, 1984 in David Lynchs „Dune” wiederzusehen), ein Wanderer durch die Welten, der viel gesehen und erlebt hat (eine Mindestvoraussetzung für einen Weisen), und er führt Colwyn zu der Stätte, an der sich die einzige magische Waffe befindet, mit der die Slayers und das „Unbeschreibliche Ungeheuer” zu besiegen sind: das Fünfklingenschwert (einer Waffe in Form eines Seesterns), das sich in einer Höhle in den Bergen befindet.

Natürlich benötigen unsere beiden Helden Unterstützung. Der erste, den sie treffen, der „Selbstverzauberer” Ergo (David Battley), scheint nicht gerade der der brenzligen Situation angemessene Kämpfer zu sein. Ergo ist leicht arrogant und sieht die Welt offenbar vor allem mit humorvollen Augen. Doch seine Fähigkeit, sich in jedes Tier verwandeln zu können, wird im Kampf gegen das Ungeheuer noch einmal nützlich sein. Dazu gesellen sich der Räuber Torquil (Alun Armstrong), der das Trio zunächst überfallen will, sich dann aber aufgrund der magischen Überzeugungskraft Ynyrs dem Befreiungsteam anschließt – samt dem starken Kegan (Liam Neeson in einer seiner ersten Rollen), dem bulligen Rhun (Robbie Coltrane, bekannt aus den „Harry Potter”-Filmen und u.a. aus der Fernsehserie „Für alle Fälle Fitz”, 1993 ff.) und Bardolph (Dicken Ashworth).

Als die heldenhaften Männer auf ihrem Weg zur Festung aus einem Hinterhalt von den Slayers angegriffen werden, eilt ihnen der Zyklop Rell (Bernard Bresslaw) zu Hilfe, der – weil Gegner der Slayers – die anderen schon eine Weile heimlich beobachtet hat. Allerdings stehen Prinz Colwyn und seine Getreuen vor einem Problem: Die Festung ändert ständig ihren Ort auf Krull, und so muss man sich der Weisheit eines weiteren bedienen, der des blinden, grünen Propheten (John Welsh), der sich mit seinem jungen Zauberlehrling Titch (Graham McGrath) flugs den anderen anschließt. Nur im zauberhaften Smaragdwald kann der Prophet die düstere Festung verorten, weil die Macht des „Unbeschreiblichen Ungeheuers” nicht bis dorthin reicht.

Doch, wie es so scheint heißt, müssen unsere Helden bis zum Sieg noch viele Abenteuer überstehen ...

In „Krull” konnte sich Peter Yates noch nicht der digitalen Effekte bedienen, die inzwischen gang und gäbe geworden sind. Und trotzdem haben die Trickeffekte, so veraltet sie vielleicht für manchen erscheinen mögen, eine gewisse magische Anziehungskraft behalten. Da brennt in den Händen der Prinzessin und später des Prinzen ein magisches Feuer, das Fünfklingenschwert schwirrt durch den Raum wie ein Bumerang, die später im Film auftauchende Witwe des Netzes, Lyssa (Francesca Annis, ein Jahr später ebenfalls in „Dune” zu sehen), sitzt in einer Höhle, umgeben von schier undurchdringbaren Spinnennetzen. Die Spinne, die sich dort ihre menschliche Nahrung sucht, wirkt ein bisschen holprig, aber das kann man getrost übersehen. Die Festung des „Unbeschreiblichen Ungeheuers” sieht aus wie ein überdimensionierter schwarzer Kristall. Im Innern sieht man weiß getünchte Gänge, den Boden kann das Ungeheuer offenbar an allen möglichen Stellen öffnen, um die Feinde zu verschlingen. Alles ist rund und verschlungen in dieser Festung. Das Ungeheuer selbst scheint körperlos, erscheint wie ein mächtiger dunkler Geist mit glühenden Augen, kann sich in alles verwandeln – insgesamt eine ansehnliche, wenn auch in gewisser Weise im Vergleich zu heutigen technischen Möglichkeiten „primitive” Szenerie.

Die Geschichte selbst folgt alt bekannten Motiven aus Märchen und Sciencefiction. Mich erinnerte sie vor allem an die wunderschön inszenierten Märchenfilme aus der alten Tschechoslowakei und der DDR, die in den 60er und 70er Jahren produziert wurden. Die Handlung in ihrem ganzen ist absehbar, und trotzdem wandte die Filmcrew einiges auf, um die Geschichte einigermaßen spannend zu inszenieren.

Dazu tragen auch die Schauspieler bei. Trotz der teilweise holprigen Dialoge, begegnet man einer munteren Mannschaft, dem weisen, väterlichen Ynyr, dem komischen Ergo, der sich mal in eine Gans, mal in einen Hund, mal in ein Raubtier verwandelt, dem einäugigen, riesigen Zyklopen Rell, dem ruhigen Pol im Team, den mutigen Räubern. Die enthusiastischen Kampfszenen, aber auch die ruhigeren Szenen der Reise zur Festung werden von der glänzenden Filmmusik des damals noch unbekannteren James Horner begleitet, die dem Film eine mehr als angemessene Stimmung verleiht.

Der „intelligenteste” Dialog des Films wird zwischen dem Ungeheuer und der von ihm gefangen gehaltenen Prinzessin geführt: Liebe sei vorübergehend, Macht sei ewig. Die Prinzessin sieht es genau anders herum – und soll natürlich recht behalten.

Also klar ausschließlich ein Film für eingefleischte Fans des Genres, die auch B-Movies nicht verpönen, nette Unterhaltung vielleicht auch für andere. Für ganz besonders eifrige Liebhaber von „Krull” gibt es eine exzellente DVD mit dem Film im Wide-Screen-Format 16:9, in Dolby Digital 5.1 und mit einem wohl außergewöhnlichen Bonusmaterial, u.a. einem 22 Minuten dauernden Making Of.