Münsters Fall
Schweden 2005, 90 Minuten
Regie: Rickard Petrelius

Drehbuch: Björn Carlström, Stefan Thunberg, Mårten Skogman, nach dem Roman von Håkan Nesser
Director of Photography: Rolf Lindström
Produktionsdesign: Lasse Strömsten

Darsteller: Sven Wollter (Van Veeteren), Thomas Hanzon (Münster), Eva Rexed (Ewa Moreno), Gustav Hammarsten (Mauritz Leverkuhn), Sten Johan Hedman (Johan Bonger), Elisabeth Carlsson (Irene Leverkuhn), Philip Zandén (Reinhart), Lars Göran Carlson (Grass), Karin Knutsson (Synn), Pia Green (Marie-Louise Leverkuhn), Pierre Tafvelin (Renberg), Sven Angleflod (Krause), Tobias Aspelin (Jung), Matthias Malmgren (Laurens), Ylva Lööf (Bachmann), Kristian Lima De Faria (Bill Engel), Lasse Pettersson (Zimmer), Gent Fredriksson (Erich Hillmann), Steve Aalam (Chad)

Münster allein

Van Veeteren (Sven Wollter) hat sich aus dem aktiven Dienst für ein Jahr beurlauben lassen. Statt dessen verkauft er gebrauchte Bücher in einem Antiquariat. Und in dem ebenfalls auf einem Roman von Håkan Nesser basierenden Kriminalfilm „Münsters Fall” tritt Van Veeterens „Ziehsohn” Münster (Thomas Hanzon) in den Vordergrund der Ermittlungen in einem neuen Mordfall. Die Leiche eines reichen und einflussreichen Weinhändlers namens Waldemar Leverkuhn wurde am Strand gefunden. Erschlagen wurde er jedoch nicht dort. Münsters Vorgesetzter Reinhart (Philip Zandén) macht ihm von Anfang an klar, dass er über jeden Schritt der Ermittlungen unterrichtet werden will. Münster ist sauer, betrachtet dies als Bevormundung und Misstrauenserklärung seins Chefs. Ein Freund der Familie, Grass (Lars Göran Carlson), sitzt Reinhart im Nacken, um die Leverkuhns aus den Ermittlungen möglichst herauszuhalten.

Münster und seine Kollegin Moreno (Eva Rexed) ermitteln, dass Leverkuhn, der wegen Leberkrebs nur noch wenige Wochen zu leben gehabt hätte, am Abend seiner Ermordung mit einem alten Bekannten namens Johan Bonger (Sten Johan Hedman) in ein Auto eingestiegen war. Ein Taxifahrer meint, es habe sich um einen Bentley gehandelt. Als man Bonger, der auf einem Schiff lebt, befragen will, wird der aggressiv, schlägt Münster ins Gesicht und beschimpft ihn als Faschisten. Münster und Moreno nehmen ihn fest. Bonger war einmal ein enger Mitarbeiter in der Firma Leverkuhns, erzählt bei seiner Vernehmung, er habe die wichtigen Kontakte damals geknüpft, er habe etwas vom Wein verstanden, während Leverkuhn nur die geschäftliche Seite des Unternehmens verantwortet habe. Man findet blutbefleckte Kleidung auf dem Schiff, und dann greift Münster zu einem Trick, um Bonger in die Enge zu treiben: Man würde ihn überführen, man habe die Tatwaffe gefunden – mit Bongers Fingerabdrücken: eine faustdicke Lüge. Aber sie bewirkt, dass Bonger die Tat gesteht.

Alles scheint also schnell aufgeklärt. Doch Münster kommen zunehmend Zweifel an der Täterschaft Bongers. Er sucht Van Veeteren auf, der ihm rät, eine Liste mit Namen aller in Betracht kommenden Personen zu erstellen und nach seinem Gefühl einen nach dem anderen zu streichen, bis nur noch ein Name übrig bleibt. Er, Van Veeteren, habe damit auch nicht immer richtig gelegen, aber viel über seine Intuition erfahren, darüber welche Rolle die berühmte Spürnase spiele.

Während Bonger in U-Haft sitzt, ermittelt Münster gegen den Sohn des Ermordeten, Mauritz (Gustav Hammarsten). Eigentlich hat er gegen ihn nichts in der Hand. Sein Gefühl sagt ihm, dass man zumindest dessen Alibi lückenlos aufklären müsse.

Als Reinhart, der den Fall für abgeschlossen hält, davon erfährt, staucht er Münster zusammen. Eine falsche Zeugenaussage eines Freundes von Mauritz Leverkuhn und die Tatsache, dass Mauritz einen Bentley fährt, bei dessen Untersuchung jedoch keine Spuren gefunden werden, sind die einzigen schwachen Indizien, die Münster hat. Reinhart entzieht ihm den Fall und überträgt die Ermittlungen Renberg (Pierre Tafvelin), nachdem Mauritz seinen Anwalt eingeschaltet hat.

Münster ermittelt allein weiter gegen Mauritz. Moreno ist deswegen sauer, bezweifelt seine Loyalität zu Reinhart, hilft ihm dann allerdings doch. Und auch Van Veeteren mischt sich auf die ihm eigene, selbstlose Art in die Ermittlungen ein. Von der Tochter des Ermordeten, Irene (Elisabeth Carlsson), erfährt er etwas über ein mögliches Motiv für den Mord, das mit der Vergangenheit der Familie zu tun hat und von dem Bonger Münster bereits erzählt hatte. Und noch etwas Entscheidendes passiert: Auf Druck seiner Anwältin muss Bonger aus der U-Haft entlassen werden, weil das Geständnis durch die falsche Behauptung Münsters, man habe die Tatwaffe gefunden, entscheidend beeinflusst gewesen sei. Schließlich verschafft Grass Mauritz für die Tatzeit ein Alibi.

Bonger? Mauritz Leverkuhn? Wer war der Täter. Immerhin hätte auch Bonger ein Motiv. Denn er war vor einiger Zeit von einem Tag auf den anderen von Waldemar Leverkuhn entlassen worden. Und warum hat Bonger überhaupt gestanden? Was entzweite ihn und Leverkuhn damals? Für Münster wird es eng, und er gerät zudem noch in Lebensgefahr ...

Van Veeteren dieses Mal ganz im Hintergrund. Aber dennoch trägt er, weil ihn Münster um Hilfe bittet, entscheidend zur Aufklärung des Falls bei. Allein wie Sven Wollters Van Veeteren sich Einlass bei der Tochter des Ermordeten verschafft, indem er den freundlichen, interessierten, warmherzigen alten Mann herauskehrt, ist überzeugend gespielt. Dabei ist diese Freundlichkeit und Warmherzigkeit nicht etwa wirklich gespielt; sie ist echt. Van Veeteren ist so. Aber er ist auch ein Drängler, für den jede Befragung etwas Neues ergeben muss. Meistens hat er damit Erfolg.

Münster wird von Thomas Hanzon als gelehriger Schüler Van Veeterens dargestellt, ohne dass dies ein Master-Slave-Verhältnis darstellen würde. Nein, Münster hat gelernt, selbstständig und eigensinnig zu ermitteln – darin Van Veeteren sehr ähnlich –, wobei ihm allerdings manchmal die taktische Finesse seines älteren Kollegen fehlt. Über alldem thront ein Chef, Reinhart, der zwischen Pflicht zur Aufklärung und Schutz einer reichen und einflussreichen Familie zu schwanken scheint, Grass im Nacken, Münster in seiner Eigensinnigkeit vor Augen.

In diesen Konflikten ist die Geschichte des Films stark. Andererseits verliert der Film doch merklich an Spannung, weil sehr früh deutlich wird, wer der Täter ist und ein Großteil des Films dann nur noch der Frage gewidmet ist: Wie überführt ihn Münster angesichts des Gegendrucks der Familie des Ermordeten und seines Vorgesetzten?

Hanzon und vor allem Sven Wollter sind einmal mehr die tragenden Charaktere der Handlung, daneben noch Hedman als alkoholabhängiger, enttäuschter Bonger und Zandén als Reinhart. Gegenüber „Carambole” fällt der Film allerdings etwas ab, was die Spannungselemente betrifft.

Auch dieser Film ist derzeit lediglich auf einer schwedischen DVD zu haben, allerdings mit englischen Untertiteln.