Star Wars: Episode IV – A New Hope (1977)
Star Wars: Episode V – Das Imperium schlägt zurück (1980)
Star Wars: Episode VI – Die Rückkehr der Jedi-Ritter (1983)
Star Wars: Episode I – Die dunkle Bedrohung (1999)
Star Wars: Episode II – Angriff der Klonkrieger (2002)
Star Wars: Episode III - Die Rache der Sith (2005)




Krieg der Sterne
(Star Wars)
(später: Star Wars: Episode IV – A New Hope)
USA 1977, 121 Minuten
Regie: George Lucas

Drehbuch: George Lucas
Musik: John Williams
Director of Photography: Gilbert Taylor
Montage: Paul Hirsch, Marcia Lucas, George Lucas
Produktionsdesign: John Barry

Darsteller: Mark Hamill (Luke Skywalker), Harrison Ford (Han Solo), Carrie Fisher (Prinzessin Leia Organa), Peter Cushing (Grand Moff Tarkin), Alec Guinness (Obi-Wan Ben Kenobi), Anthony Daniels (C-3PO), Kenny Baker (R2-D2), Peter Mayhew (Chewbacca), David Prowse (Darth Vader), Phil Brown (Onkel Owen Lars), Shelagh Fraser (Tante Beru Lars), Jack Purvis (Chief Jawa), Alex McCrindle (General Dodonna),Eddie Byrne (General Willard)

Fantasy im globalen Zeitalter

„Technology won’t save us“ ist ein berühmt gewordenes Zitat von George Lucas, und er meinte damit nicht nur die Realität unserer Welt. Kein noch so außergewöhnlicher Spezialeffekt wird einen Film retten, wenn die Geschichte und die Charaktere nicht stimmen.

Fast die gesamte Galaxie wird von der Herrschaft des Bösen überzogen. Grand Moff Tarkin (Peter Cushing) hat eine riesige Raumstation bauen lassen, den Todesstern unter dem Kommando von Darth Vader (David Prowse), mit dem er auch den Rest der Galaxie bezwingen will. Doch einer der Rebellen gegen das Imperium hat die Pläne für diesen Todesstern entwendet und Prinzessin Leia (Carrie Fisher) übergeben. Sie hoffen, durch die Pläne Angriffspunkte zu finden, um den Todesstern zu zerstören. Allerdings kapert Darth Vader das Raumschiff von Leia und setzt sie gefangen. Heimlich speist sie die Informationen über den Todesstern in den Droiden R2-D2 (Kenny Baker) und gibt ihm und dem zweiten Astromechdroiden C-3PO (Anthony Daniels) den Auftrag, den Jedi-Ritter Obi-Wan Kenobi (Alec Guinness) zu finden, der die Pläne nach Alderaan bringen soll.

Als den beiden Droiden die Flucht nach Tataooine gelingt, werden sie von Jawas gefangen genommen und an Owen Lars (Phil Brown), den Onkel Luke Skywalkers (Mark Hamill), verkauft. Luke entdeckt beim Reinigen von R2-D2 die von Leia eingespeiste Nachricht an Obi-Wan. C-3PO und Luke verfolgen R2-D2, dem die Flucht in die Jundland-Wüsten gelingt, wo Obi-Wan lebt. Der erzählt Luke von der Macht der dunklen Seite und von den Jedi-Rittern, von Darth Vader, der einmal sein Schüler war, sich aber dem Bösen zugewandt hatte. Als Luke kurz danach seinen Onkel und seine Tante Beru (Shelagh Fraser) tot auffindet, ermordet von den Soldaten des Imperiums, entschließt er sich (der zunächst an den Erzählungen Obi-Wans zweifelte), diesem zu helfen und sich zum Jedi-Ritter ausbilden zu lassen.

Auf ihrem Weg nach Alderaan treffen die Gefährten auf den Schmuggler Han Solo (Harrison Ford) und dessen Begleiter Chewbacca (Peter Mayhew), dem zotteligen Wookie. Han Solo erklärt sich gegen Geld, das er dringend benötigt, um seine Schulden bei Jabba, dem Hutten, zu bezahlen, bereit, sie nach Alderaan zu fliegen. Doch sie finden von Alderaan nur noch ein Trümmerfeld vor, denn der Todesstern hat es bereits zerstört. Und Darth Vader und Gand Moff Tarkin sind ganz in der Nähe ...

George Lucas gründete für den ersten Film der Star-Wars-Reihe eine eigene Firma für Spezialeffekte, die „Industrial Light & Magic“. Zunächst konnte er für sein Projekt überhaupt keine der großen Produktionsfirmen begeistern, Universal und United Artists lehnten ab, erst die Twentieth Century Fox fand sich bereit, Lucas Phantasien zu finanzieren, der getreu seinem Motto folgte: „Nur am Himmel ist die Hölle los“.

Die Spezialisten arbeiteten sich in mühevoller Kleinarbeit an die Fertigstellung der Raumschiffe, Droiden, Waffen usw. heran. So musste Kenny Baker z.B. – der selbst nur 1,12 Meter groß ist – in R2-D2 hineinschlüpfen, weil die Elektronik für die Fernsteuerung des Modells versagte. Der riesige Zerstörer war ein lediglich 90 Zentimeter großes Modell. Seine Antriebsdüsen wurden aus eiförmigen Plastikbehältern hergestellt, die normalerweise der Aufbewahrung von Damenstrumpfhosen dienten. Die Laserschwerter entstanden u.a. aus Blitzlichthalterungen alter Fotoapparate. Überhaupt wurden etliche Utensilien aus dem täglichen Leben für die mit viel Phantasie und unter ungeheurem Spaß der Techniker und Konstrukteure hergestellten Gegenstände des Films verwendet.

Als „Star Wars“ (später dann als „Star Wars: Episode IV A New Hope“ betitelt) 1977 die Kinos erreichte, war der Teufel los. So etwas hatte man zuvor noch nicht gesehen. Eine Geschichte aus Fantasy, Märchen (eine Prinzessin wird gerettet), mit deutlichen Bezügen zu alten Western, aber auch zu Mantel- und Degenstreifen, nur das hier Laserschwert und Roboter, Raumschiffe mit Lichtgeschwindigkeit statt Pferden und Pistolen die Szene beherrschten.

Nur die Melodie war die gleiche wie in den Western und Musketier-Streifen: Die Guten gegen die Bösen – einer wird gewinnen! Der Film schlug ein wie eine Bombe. Daneben sorgten die visuellen und akustischen Effekte für ein faszinierendes Kinoerlebnis, das vieles vorher in den Schatten stellte. Technisch mag der Film heute angesichts des digitalen Vollrauschs, der die Kinos ab und an bevölkert, fast schon wie ein Märchen aus den uralten Zeiten der Filmgeschichte wirken – so rasch ändern sich die Zeiten –, so wie die ersten Personalcomputer im Vergleich zu den heutigen Multimedia-PCs.

In gewisser Weise war „A New Hope“ eine Art soziologisches Phänomen. Nicht nur Jugendliche, nicht nur Männer, nein, jung und alt, Männer und Frauen sprachen eine Zeitlang über nichts anderes mehr als über dieses phantastische Abenteuer. Der Titel der drei Jahre später gedrehten Fortsetzung, Episode 5, „The Empire Strikes Back“, wurde gar zu einem geflügelten Wort, tauchte in allen möglichen Zusammenhängen auf. Star Wars war nicht eines jener modernen Großstadtmärchen, nein, viel mehr – vielleicht eher ein Welt-Märchen, eines das der Phantasie nicht nur von Lucas entsprang, sondern eines, in der die Phantasie einer ganzen Generation, die ihre Väter und Mütter großenteils mitriss, einer Generation auf dem Weg in die globalisierte Weltgesellschaft, in der der Kampf zwischen Gut und Böse, zwischen Heldentum und Feigheit, zwischen den dunklen Mächten und den Träumen nach Frieden – wer immer das auch im wirklichen Leben für den einen oder anderen war – ihren phantastischen Ausdruck gefunden hatte.

Ich gerate ins Schwärmen. Aber dieses Schwärmen konnten die alten Mythen, Märchen, Sagen und Fantasy-Geschichten in ihrer Kleinräumigkeit und Enge nicht mehr erfüllen, zumindest eine Zeitlang nicht.

Der erste „Krieg der Sterne“ fasziniert mich auch ein Vierteljahrhundert später noch und ist zu einem nicht mehr wegzudenkenden Ereignis der Filmgeschichte geworden. Das liegt vor allem daran, dass sich der vor 25 Jahren trotz aller penibel und mit viel Einfallsreichtum produzierte Film noch an Lucas Motto „Technologie wird uns nicht retten“ hält. Die Charaktere sind als Lebewesen aus Fleisch und Blut, aus Herz und Seele erkennbar. Selbst C-3PO kommt als ein mit feinen Manieren ausgestatteter Roboter daher, der schon menschenähnliche Verhaltensweisen, geradezu Gefühle vorweisen kann. Harrison Ford spielt einen jener verwegenen Schmuggler zwischen Zynismus und heldenhaftem Verhalten. Die zu Beginn der Dreharbeiten 1975 gerade mal 19 Jahre alte Carrie Fisher und Mark Hamill tun ein übriges, damit das Menschliche in den Weiten des Alls und in den Raumfähren nicht verloren geht – ein Kultfilm.



Star Wars: Episode V – Das Imperium schlägt zurück
(Star Wars: Episode V – The Empire Strikes Back)
USA 1980, 124 Minuten
Regie: Irvin Kershner

Drehbuch: Leigh Brackett, Lawrence Kasdan, George Lucas
Musik: John Williams
Director of Photography: Peter Suschitzky
Montage: Paul Hirsch, George Lucas, Marcia Lucas
Produktionsdesign: Norman Reynolds

Darsteller: Mark Hamill (Luke Skywalker), Harrison Ford (Han Solo), Carrie Fisher (Prinzessin Leia), Billy Dee Williams (Lando Calrissian), Anthony Daniels (C-3PO), Kenny Baker (R2-D2), David Prowse (Darth Vader), Peter Mayhew (Chewbacca), Frank Oz (Yoda), Alec Guinness (Ben Obi-Wan Kenobi), Jeremy Bulloch (Boba Fett), John Hollis (Lando’s Aide), Jack Purvis (Chief Ugnaught), Des Webb (Snow Creature), Michael Sheard (Admiral Ozzel)

Von der Kraft des Mythos

Die Meinungen über die Star-Wars-Saga gehen weit auseinander. Während die einen vor Begeisterung die Reihe zu einem Kult machen und sich darüber streiten, welche der Episoden denn nun die beste sei, halten andere sie für tricktechnisch aufgeladenen Kinderkram. Wie dem auch sei: Jedenfalls enthält die Saga alle Elemente eines Mythos im High-Tech-Anzug.

Der Imperator und Darth Vader (David Prowse) sind nach dem Sieg der Rebellen über den Todesstern in der Schlacht von Yavin auf der Suche nach dem Stützpunkt der Rebellen. Die haben sich in arktischer Kälte auf dem fast unbewohnbaren Planeten Hoth versteckt. Während Luke Skywalker (Mark Hamill) bei der Erkundung des Planeten von einem Ureinwohner, einem Wampa, angegriffen wird, fangen Han Solo (Harrison Ford), Chewbacca (Peter Mayhew), Prinzessin Leia (Carrie Fisher) und die beiden Droiden R2-D2 (Kenny Baker) und C-3PO (Anthony Daniels) die Signale eines Suchdroiden der imperialen Flotte ab. Die Rebellen sind gewarnt und bereiten ihre Flucht vor. Han Solo und Chewbacca gelingt es, den Suchdroiden zu zerstören. Der Abbruch der Signale macht Darth Vader misstrauisch und er befiehlt Admiral Ozzel (Michael Sheard) auf Hoth zu landen.

Inzwischen findet Han Solo Luke kurz vor dem Erfrieren, nachdem der dem Wampa gerade noch einmal entkommen ist und in einer Vision von Obi-Wan Kenobi (Alec Guinness) aufgefordert wurde, auf dem Planeten Dagobah den Yedi-Meister Yoda (Frank Oz) aufzusuchen. Die Situation für die Rebellen wird immer kritischer, als die Imperialen AT-ATs (All Terrain Attack Transports) einsetzen, die das Energiefeld um das Hauptquartier der Rebellen zerstören sollen. Unter großen Verlusten können Han Solo, Leia, C-3PO und Chewbacca mit dem Millennium-Falken entkommen, während Luke und R2D2 mit einem X-Wing-Jäger flüchten, um nach Dagobah zu gelangen.

Doch Darth Vader lässt nicht locker. Er setzt den Kopfgeldjäger Boba Fett (Jeremy Bulloch) auf Han Solo an, der bei Jabba dem Hutten noch immer in der Kreide steht. Und noch jemand erweist sich als Risiko für die Rebellen: Hans alter Freund Lando Calrissian (Billy Dee Williams) ...

Über 533 Mio. Dollar soll der zweite Film „The Empire Strikes Back“ weltweit eingespielt haben, der 1980 in die Kinos kam. Für Teil 5 drehten Kershner und Lucas u.a. in Norwegen in einer Höhe von 1.240 Metern über dem Meeresspiegel. 64 Kulissen mussten für 250 Szenen in kürzerster Zeit erstellt werden. Der Phantasie waren einmal mehr keine Grenzen gesetzt, zumindest was die Utensilien anging, z.B. die Tauntauns, lediglich 30 Zentimeter groß, die mit einer aufwendigen Stop-Motion-Technik fortbewegt wurden. Oder der „Rasende Falke“, ein 18 Meter langes und mehrere Tonnen schweres Prunkstück, sowie der mit etlichen Details ausgestattete Sternzerstörer „Executor“. Nicht zuletzt die AT-ATs, die in einer aus Pappe und Kunstschnee gefertigten Mini-Landschaft mit 23 Bildern pro Filmsekunde in Bewegung gesetzt wurden.

Erstaunlich am zweiten Teil der ersten Trilogie, ist der dunkle Ausgang des Rennens zwischen Imperium und Rebellen: Han Solo bleibt in Karbonit eingefroren, Luke verliert im Kampf eine Hand und mit der Rebellion steht es am Ende gar nicht gut. Zudem wird der Haupthandlungsstrang durch etliche Nebenhandlungen ergänzt. Die Dialoge zwischen den Droiden R2D2 und C-3PO erhalten mehr Raum, die Konkurrenz um Leia zwischen Han und Luke ebenso.

Insgesamt fand ich Episode 5 im Vergleich zu den anderen drei Filmen der Saga am gelungensten, vor allem weil hier (noch) zwischen Handlung, Charakteren und Technisierung ein ausgeglichenes Verhältnis herrscht, so dass – bei allen Mängeln im einzelnen – die außerirdische Welt und der Mythos, die Lucas präsentiert, glaubhaft bleiben.

In Mythen – ob es sich um klassische oder moderne handelt – reproduzieren sich jeweils ähnliche Muster; sie zeugen von Göttern, Helden, vom Kampf zwischen dem (absolut) Bösen und dem (absolut) Guten, stehen jedoch in ihrer konkreten Ausgestaltung, die oft durch die Zeitlosigkeit der Erzählung des Mythos charakterisiert ist, gleichzeitig für die aktuellen zeitgeschichtlichen Konflikte und Probleme einer Gesellschaft. Das Sinnstiftende des Mythos gründet sich vor allem in der Suche nach Erlösung, nach einem Gott, der den Menschen Hoffnung bringen soll, repräsentiert in einem oder mehreren Helden, der in sich das repräsentiert, was für alle gelten soll.

Insofern unterscheidet sich die Star-Wars-Saga nicht von einem archaischen Drama. In der Figur des Luke Skywalker ist dieser suchende Held, der von der schicksalhaften und -schweren Prophezeiung zunächst überhaupt keine Ahnung hat, verkörpert. Die edle, mutige Prinzessin Leia, Objekt des Angriffs durch das Böse, ist die zu Befreiende, aber zugleich steht sie für das Gute und für die Guten. Wird sie nicht befreit, gibt es für niemanden Befreiung.

Es finden sich so zahlreiche Motive, die klassischen Mythen entlehnt sind, sei es der Artus-Sage, der Odyssee, Iasons Suche nach dem Goldenen Vlies oder auch dem Schicksal des Prometheus. Noch andere Figuren alter Mythen sind im „Krieg der Sterne“ zu finden, die Wächter, Herolde oder auch der weise, alte Mann (Obi-Wan), das Lichtschwert als eine besondere Waffe, die sich von anderen unterscheidet, fast magische Kräfte frei setzt (man denke an die namentlich benannten Schwerter, etwa Excalibur von König Artus), die Unterwelt mit exotischen Bewohnern (Mos Eisley) usw.

Auch das Böse, repräsentiert von Darth Vader, kann sich dem Schicksal nicht entziehen. Dass Darth Vader Anakin Skywalker war und in ihm noch etwas vom Vater des Helden existiert, obwohl der Imperator ihn zum wichtigsten Handlanger seiner dunklen Pläne gemacht hat, ist kein Zufall, sondern Bestimmung. Der Mensch hat sich in Gestalt der beiden Skywalkers sozusagen zweigeteilt, das Gute und das Böse, was jeder Mensch in sich trägt, personifiziert sich jetzt in Reinkultur in zwei Personen. Das erinnert stark an die Vertreibung von Luzifer aus der Reihe der Engelschar, der dann zum absoluten Gegenspieler des allmächtigen, guten Gottes wird.

Und schließlich wird auch das Märchen bemüht: Der Weg des Helden aus der Unwissenheit und der Unschuld macht ihn angreifbar und auch schuldig, denn er muss sich einmischen, Partei ergreifen, wird zum Leidenden und Leid Austeilenden, bis sich die Prophezeiung erfüllt.

Star Wars entstand in einer Zeit der großen Umwälzungen in der amerikanischen Gesellschaft. Vietnam-Krieg und Watergate hinterließen ihre Wunden, der kalte Krieg drohte sich in alle Ewigkeit zu perpetuieren, innere Konflikte, sei es um Rassentrennung, Todesstrafe, Ölkrise oder auch die gedämpften Erwartungen bezüglich des Weltraumprogramms sowie etliche andere Dinge zerrten am Selbstwertgefühl einer Nation, die schon immer viel von sich selbst und von ihrer patriotisch gekitteten Homogenität gehalten hatte. Hier konnte ein Mythos, der Wege wies, scheinbar zeitlose Wahrheiten enthielt, von notwendiger Einheit und Vereinheitlichung künden. Klinisch rein – kaum Blut oder abgerissene Gliedmaßen –, eine Heldengeschichte, die es in sich hat, verankert in einer hierarchisch strukturierten Zukunftsgesellschaft, nicht nur mit klarer Trennung von Gut und Böse, sondern auch in ihrer Einfachheit und Durchsichtigkeit so unmissverständlich geordnet, dass jeder weiß, wohin er gehört (natürlich auf die Seite des Guten), steht die Trilogie für die Rekonstruktion des amerikanischen Traums von der eigenen, vermeintlich schicksalhaften Bestimmung in der realen Welt.

In dieser Hinsicht ist „Das Imperium schlägt zurück“ der effektivste Teil der Saga geblieben. Denn gerade das bittere Ende des Films kann auch als Aufruf zur Wachsamkeit, zur Einheit, zur Geschlossenheit interpretiert werden, ohne die das Imperium nicht besiegt werden kann (mal abgesehen von den finanziellen Antrieben, die eine Fortsetzung der Saga durch den Erfolg der ersten drei Teile logisch erschienen ließen).

Doch wie jeder Mythos enthält auch Lucas Saga eben ein Stückchen Realität, das nicht so einfach, klar und schicksalhaft, vorbestimmt ist, wie der Mythos eigentlich verkündet. Dass sich die Saga insgesamt über sechs Teile und 28 Jahre, eine ganze Generation, hinstreckt, deutet weniger auf die Funktion von Mythen der beschriebenen Art, sondern eher von einem Mythos, den Lucas selbst um sich herum aufgebaut hat. Er, der moderne Märchenerzähler mit digitaler Technik, enormen finanziellem und technischem Aufwand, ist eben auch nur ein Produkt einer Zeit, in der selbst Mythen von der Macht des Geldes abhängig sind, die jeden Mythos zerstören kann. Das Überhandnehmen der visuellen Effekte und digitalen Tricks gegenüber Erzählung, Handlung und Charakteren in „Die dunkle Bedrohung“ – 22 Jahre nach dem ersten Film gedreht – war offensichtlich.

Episode 5 der Saga zeugt noch von der Kraft einer modernen, mit phantasievoller Filmtechnik gestalteten mythischen Erzählung. Man mag die Saga insgesamt für filmgeschichtlich bedeutungslos, naiv, möglicherweise primitiv oder langweilig halten. Andere mögen sie zum Kult erklären. Es bleibt die Frage, warum solche Filme Millionen Menschen nicht nur in den USA in die Kinos gelockt haben.



Star Wars: Episode VI – Die Rückkehr der Jedi-Ritter
(Star Wars: Episode VI – Return of the Jedi)
USA 1983, 134 Minuten
Regie: Richard Marquand

Drehbuch: George Lucas, Lawrence Kasdan
Musik: John Williams, Joseph Williams
Director of Photography: Alan Hume, Alec Mills
Montage: Sean Barton, George Lucas, Marcia Lucas, Duwayne Dunham
Produktionsdesign: Norman Reynolds

Darsteller: Mark Hamill (Luke Skywalker), Harrison Ford (General Han Solo), Carrie Fisher (Prinzessin Leia), Billy Dee Williams (Commander Lando Calrissian), Anthony Daniels (Droide C-3PO), Peter Mayhew (Chewbacca), Sebastian Shaw (Anakin Skywalker), Ian McDiarmid (Der Imperator), Frank Oz (Yoda), David Prowse (Darth Vader), Alec Guinness (Ben Kenobi, Obi-Wan), Kenny Baker (Droide R2-D2)

Lucas Endkampf im Universum

Sieht man sich nach über 20 Jahren den dritten Film, Episode VI, der Star-Wars-Saga wieder einmal an, erstaunt vor allem, mit welchen Animationen und Tricks schon damals gearbeitet wurde.

Der klobige, fette Hutte Jabba hält General Han Solo (Harrison Ford) auf seiner Burg fest. Luke Skywalker (Mark Hamill), der inzwischen zum Jedi-Ritter ausgebildet wurde, sowie Kommandant Calrissian (Billy Dee Williams), Prinzessin Leia (Carrie Fisher), Chewbacca (Peter Mayhew) und selbstverständlich die Droiden C-3PO (Anthony Daniels) und R2-D2 (Kenny Baker) begeben sich nach Tatooine, um Han zu befreien. Das gestaltet sich nicht ganz einfach, da sich Jabba auf keinerlei Verhandlungen einlassen will. Zudem wird Luke von Jabba überwältigt und sieht sich einem gefräßigen Ungeheuer gegenüber. Aber – wie sollte es anders sein – Luke gelingt mit den anderen die Flucht von Tatooine.

Inzwischen hat die Allianz der Rebellen den zweiten Todesstern des Imperiums entdeckt. Die Allianz setzt ihre Flotte in Bewegung, um den Todesstern zu vernichten. Dazu müssen sich unsere Helden allerdings zunächst auf den Mond Endor begeben, um den Schutzschildgenerator zu zerstören, den der Imperator (Ian McDiarmid) und sein getreuester Diener Darth Vader (David Prowse) haben errichten lassen, um den Stern zu schützen. Auf Endor treffen sie auf das Völkchen der pelzigen Ewoks, die in den Eindringlingen zunächst schmackhaftes Futter sehen. Doch da sie in C-3PO eine Art Gott sehen, geben sie ihr geplantes Mahl auf und unterstützen die Rebellen der Allianz bei der Vernichtung des Schutzschildgenerators.

Luke weiß inzwischen nach Gesprächen mit Yoda (Frank Oz) kurz vor dessen Tod und mit Obi-Wan (Alec Guinness), dass er um eine endgültige Auseinandersetzung mit seinem Vater Darth Vader nicht herumkommt. Zudem erfährt er von Obi-Wan, dass Leia seine Zwillingsschwester ist. Er muss allein in das Zentrum des Bösen. Doch Yoda hatte ihn gewarnt: Wenn er Hass und Wut zur Richtlinie seine Handelns mache, hätte der Imperator bereits gesiegt ...

„Krieg der Sterne“ muss man lieben oder es lassen. Das ist sonnenklar. Sicher, die ganze Geschichte, verteilt über sechs Filme zu jeweils gut zwei Stunden, ist für sich betrachtet äußerst simpel: Schwarz kämpft gegen Weiß, Gut gegen Böse, das Licht gegen die Finsternis. Die Guten sind nur gut und die Bösen nur böse. Letztendlich reduziert sich die Handlung auf eine Auseinandersetzung zwischen Vater und Sohn Skywalker, von der alles andere, das heißt das Schicksal des Universums, abhängt, letztlich sogar nur von einer Sekundenentscheidung Darth Vaders (gleich Anakin Skywalker). Sind in ihm noch Reste menschlicher Gefühle oder nicht? In dieser letzten Sekunde entscheidet aber nicht Vater Vader oder Sohn Luke, sondern das Drehbuch. Denn nach mehr als zwölf Stunden Saga – verteilt über einen Zeitraum von 1977 bis 2005 – kann doch am Ende das Reich des Bösen nicht siegen. Darauf haben wir (im Jahre 2005) nicht 28 Jahre, eine ganze Generation lang gewartet!

Auch der Aufwand, den Lucas für die, ja man muss sagen: zwei Trilogien, betrieb – denn zunächst sollte mit Teil VI Schluss sein –, war so enorm, dass – man verzeihe mir die Spitze – der dunkle Imperator hinterher nicht als Herrscher des Weltalls dastehen konnte. In den ILM-Studios entstanden für Teil VI ca. 150 Modelle, 500 Spezialeffekte wurden in Szene gesetzt. Für die Anfangssequenz auf Tatooine wurde eine Schar von skurrilen Gestalten entworfen, aufgeschäumte Latex-Monster, in denen sich Schauspieler bewegten, Jabba, drei Meter groß, zehn Animatoren mussten ihn bewegen. Das Monster Rancor dagegen war lediglich sechzig Zentimeter hoch, nur drei Animatoren waren nötig, um es fürchterlich wirken zu lassen. Und so weiter.

Vergleicht man die inzwischen gedrehten Filme mit außergewöhnlichen Animationen, auch die komplizierten computergesteuerten Tricks, so lässt sich Episode VI durchaus noch gut sehen, hält einem Vergleich stand, was die beabsichtigten Wirkungen der Effekte betrifft.

Dieser gigantischen Leistung entsprach sozusagen, als ich den Film zum ersten Mal sah, der überwältigende Eindruck der zumeist äußerst realistisch wirkenden Welten und ihrer Bewohner im phantasievoll gestalteten Universum. Umso erstaunlicher empfand ich beim neuerlichen Blick auf den Film eine gewisse Langeweile in bezug auf die Anfangssequenz auf Tatooine. Genauer gesagt: Ich fand die Befreiungsaktion einfach in die Länge gezogen. Auch hatte ich jetzt den Eindruck, dass der Film allzu stark auf das Ende hin gedreht wurde, also auf die entscheidende Auseinandersetzung zwischen den Skywalkers, und daher zu wenig Umwege in die Handlung eingebaut wurden, Verästelungen, Sackgassen, usw.

So ändern sich die Zeiten und Eindrücke vom gleichen Objekt. Auch die Schauspieler wirken heute in vielen Szenen zu sehr als Marionetten einer schicksalhaften Saga denn als ausgeprägte, phantasievoll ausgestaltete Charaktere. Aber was soll’s. Der Film kann trotzdem auch heute noch begeistern, auch wenn er vielleicht nicht der beste in der ersten Trilogie ist.

Man hat viel spekuliert, ob „Star Wars“ auch eine Antwort des US-Imperiums an das SU-Imperium im Zeitalter der erzkonservativen Wende in den USA war oder sein sollte (1980 wurde Ronald Reagan zum Präsidenten gewählt, der Reagan, der schon als Governor of California in den 70er Jahren zur Hass-Figur der aufbegehrenden Studenten und Intellektuellen, der schwarzen Bürgerrechtsbewegung geworden war). Doch nicht nur dies. Die Pläne der US-Administration für eine Weltraumverteidigung waren auch schon damals Lieblingstraum des vormals mittelmäßigen Schauspielers Ronny, der zum Aushängeschild alles Rückständigen und Mittelmäßigen wurde, was Amerika so zu bieten hatte und hat. Wahrscheinlich – bewusst oder nicht – sind Sagen wie „Star Wars“ zumindest auch Dokumente eines Zeitgefühls, einer Stimmung, in diesem Fall vielleicht auch der Ahnung, dass der „Kalte Krieg“ und die Systemauseinandersetzung auf eine Ende zusteuern musste – egal wie es aussah. Für solche Vermutungen bedarf es keiner Verschwörungstheorien.

Heute jedenfalls kann man die Episoden der ersten Trilogie einfach genießen, wie gesagt, wenn man mit der ganzen Angelegenheit überhaupt etwas anfangen kann und keine Erwartungen hinsichtlich inhaltlichem Anspruch hat.



Star Wars: Episode I – Die dunkle Bedrohung
(Star Wars: Episode I – The Phantom Menace)
USA 1999, 133 Minuten
Regie: George Lucas

Drehbuch: George Lucas
Musik: John Williams
Director of Photography: David Tattersall, Nicholas D. Knowland
Montage: Ben Burtt, Paul Martin Smith
Produktionsdesign: Gavin Bocquet

Darsteller: Liam Neeson (Jedi-Meister Qui-Gon Jinn), Ewan McGregor (Obi-Wan Kenobi), Natalie Portman (Königin Padmé Amidala), Jake Lloyd (Padawan Anakin Skywalker), Pernilla August (Shmi Skywalker), Ian McDiarmid (Senator Palpatine), Oliver Ford Davies (Gouverneur Sio Bibble), Hugh Quarshie (Kapitän Panaka), Ahmed Best (Jar Jar Binks), Anthony Daniels (C-3PO), Kenny Baker (R2-D2), Frank Oz (Yoda), Terence Stamp (Kanzler Valorum), Brian Blessed (Boss Nass), Andrew Secombe (Watto), Ray Park (Sith Lord Darth Maul)

Digitalisierung versus Zauber?

George Lucas ist schon ein Phänomen. Es scheint so eine Art Lebenswerk für ihn zu sein, die Saga über 28 Jahre hin immer wieder aufleben zu lassen. 1999 drehte er der Saga Anfang, einen teilweise digitalisierten Film über das Gute und das Böse in den Weiten des anscheinend sehr lebendigen Kosmos.

Senator Palpatine (Ian McDiarmid) will die absolute Macht. Und um sie zu erreichen, muss er die alte Republik, die kränkelt, vernichten. Doch dabei stehen ihm die Jedi-Ritter – die letzten Kämpfer für Gerechtigkeit und Frieden in der Unendlichkeit – im Wege. Da kommt Palpatine der Konflikt zwischen dem handlungsunfähigen Senat und der Handelskonföderation, die den Planeten Naboo belagert gerade, recht. Zwar hatte der Senat den Jedi-Ritter Qui-Gon Jinn (Liam Neeson) und dessen Schüler Obi-Wan Kenobi (Ewan McGregor) ausgesandt, um zu verhandeln. Doch die können ohne Absegnung durch den Senat keine Entscheidungen treffen.

Palpatine zieht Fäden, integriert, nutzt die Verzweiflung der Königin der Naboo Amidala (Natalie Portman) aus, um oberster Kanzler zu werden. Jetzt stehen ihm nur noch die Jedi-Ritter im Weg. Um sie zu vernichten, macht er sich das Wissen der Sith zunutze, bösen Jedi-Rittern, die vor langer Zeit die Galaxis beherrschten, und bildet einen Jäger aus, der die Jedi-Ritter vernichten soll: Lord Darth Maul (Ray Park).

Doch Amidala gelingt es mit Hilfe Qui-Gon Jinns, auf den Planeten Tatooine zu fliehen. Dort treffen Jar Jar Binks (Ahmed Best) und Qui-Gon Jinn auf Anakin Skywalker (Jake Lloyd), der mit seiner Mutter Shmi (Pernilla August) in Gefangenschaft lebt. Qui-Gon Jim erkennt in Anakin denjenigen, der einmal das Erbe der Jedi-Ritter, das Gute, das die Galaxis vor den finsteren Mächten zu bewahren hat, antreten wird. Er befreit Anakin von seinem Sklavenhalter in einem Podrennen, an dem Anakin teilnimmt. So kann er sich freikaufen und es bleibt noch Geld für dringend benötigte Ersatzteile für das Raumschiff.

Qui-Gon Jim will Anakin als Schüler, doch insbesondere Yoda (Frank Oz) hat erhebliche Einwände gegen die Ausbildung des Jungen. Zudem spitzt sich die Lage zu, als Palpatine Amidala dazu bewegen kann, gegen Kanzler Valorum (Terence Stamp) mit einem Misstrauensvotum vorzugehen ...

Technisch ist Episode 1 eine Art Übergangsfilm zwischen den Trick-Techniken der 70er und 80er Jahre und den heutigen Möglichkeiten einer vollständigen Digitalisierung des Geschehens. Etwa zwei Drittel von „Die dunkle Bedrohung“ wurden vor Blue Screens gedreht, so dass nur ein minimaler Aufwand an Kulissen notwendig war. In die blauen Flächen wurden Computergrafiken eingefügt. Technisch war das nicht ganz unkompliziert, da für das Filmen mit Blue Screens spezifische Lichtverhältnisse nötig sind, um blaue Spiegelungen zu vermeiden, die im fertigen Produkt hinterher zu sehen wären. Mit Hilfe neuartiger Scheinwerfer und einem speziellen Computerprogramm, das blaue Flächen unterdrücken kann, konnten diese Risiken vermieden werden. Erfolgreich probierten Lucas und sein Team (vor allem Rick McCallum und Kameramann David Tattersall) die Kombination von herkömmlichem Filmmaterial und digitalisiertem Videomaterial. In High Definition aufgenommene Szenen wurden in das Filmmaterial hinein geschnitten, ohne dass dies im fertigen Produkt sichtbar wurde. Teile des Podrennens wurden z.B. auf diese Weise produziert.

Die Erwartungen an Lucas waren sicherlich sehr hoch, wahrscheinlich zu hoch, um sie gegenüber dem Publikum zu erfüllen. Dafür verantwortlich war allerdings auch der erhebliche Aufwand, der für Werbung schon lange vor Abschluss der Dreharbeiten getrieben wurde. Lucas selbst schienen wohl technische Brillanz und Perfektion wichtiger zu sein als Handlung und durchdachte Figuren. Manchmal wirkt Episode 1, als wenn die menschlichen Anteile am Film eher als Kulisse für die Trickanimationen und die rasanten Handlungsabläufe dienen sollten als umgekehrt. Ewan McGregor äußerte, dass die Dreharbeiten zu dem Film für ihn die langweiligsten gewesen wären, die er bis dato erlebt habe.

Lucas treibt das Geschehen sicherlich voran, es entstehen kaum Ruhepausen, doch der Entwicklung der einzelnen Figuren war dies nicht unbedingt zuträglich. Die Ausgeburt des Bösen, die nur ein paar wenige Sätze sprechen durfte, Sith Lord Darth Maul, kommt in keiner Weise an die in den vorhergehenden Filmen von Anakin zu Darth Vader mutierte Figur heran. Auch der kleine Anakin wirkt eher wie ein verspieltes Kind, das sich – anstatt in Disney Wonderland zu spielen – in den Film verirrt hat, denn als Träger einer sagenumwobenen Kraft. Und Jar Jar Binks ist anfangs noch ein netter Einfall, entwickelt sich aber zusehends zu einer künstlichen Nervensäge, besondere im Showdown.

Visuell ist „Die dunkle Bedrohung“ sicherlich ein schönes, buntes, manchmal allerdings – angesichts des Titel des Films und der damit verbundenen Thematik – etwas zu helles, leuchtendes Spektakel. Lucas treibt sein Publikum zudem mit erheblichem Tempo durch die Weiten des Alls, so dass die zwei Stunden kaum einmal langatmig werden.

Doch leider geschieht all dies auf Kosten einer phantasievoll durchdachten Geschichte (es handelt sich schließlich um einen Sciencefiction!) mit ebenso durchdachten und glaubhaft gezeichneten Charakteren. Die Geschichte ist – auch wenn die gesamte Saga selbst nicht sehr tiefgründig ist – auf eine bestechende Art sinnlos, bedeutungslos inszeniert. Man muss schon sämtliche Erwartungen an eine inhaltlich überzeugende Handlung zu Hause lassen – im Kühlschrank zwischenlagern –, um sich ausschließlich dem Spaß zu widmen, den Episode 1 ja trotz allem macht.

In gewisser Weise ist Lucas mit Episode 1 an einer Scheidelinie angelangt. Man fragte sich: Was würde für die noch zu erwartenden zwei Teile im Vordergrund stehen: digitalisierte Brillanz und Perfektion oder eine Handlung, die zur Magie, zum Zauber und damit auch zu den Figuren zurückkehrt und in der visuelle Effekte der Geschichte dienen?



Star Wars: Episode II – Angriff der Klonkrieger
(Star Wars: Episode II – Attack oft the Clones)
USA 2002, 142 Minuten
Regie: George Lucas

Drehbuch: George Lucas, Jonathan Hales
Musik: John Williams
Director of Photography: David Tattersall
Montage: Ben Burtt, George Lucas
Produktionsdesign: Gavin Bocquet

Darsteller: Ewan McGregor (Obi-Wan Kenobi), Natalie Portman (Padmé Amidala), Hayden Christensen (Anakin Skywalker), Ian McDiarmid (Oberster Kanzler Palpatine), Samuel L. Jackson (Mace Windu), Pernilla August (Shmi Skywalker), Jack Thompson (Cliegg Lars), Christopher Lee (Count Dooku), Anthony Daniels (C-3PO), Frank Oz (Yoda), Andrew Secombe (Watto), Oliver Ford Davies (Sio Bibble), Silas Carson (Nute Gunray), Kenny Baker (R2-D2), Ahmed Best (Jar Jar Binks), Temuera Morrison (Jango Fett), Daniel Logan (Boba Fett), Leanna Walsman (Zam Wesell)

Wörthersee und Eisengießerei

„Am Tag, als der Regen kam, lang ersehnt, heiß erfleht ...“, hieß es in einem Schlager der 50er Jahre. Nun war er da, der kühlende Regen. Oder doch nicht? Endlich, zitterten die alten und jungen Star-Wars-Fans, endlich und spendeten schon Applaus, bevor Teil 2 der Saga endlich anfing. Gloria Halleluja!! „Blickpunkt: Film“ feierte den Film als ein „auf größtmöglicher Leinwand gemaltes Epos mit Shakespeareschen Verstrickungen“. Kaum zu glauben.

Bleiben wir mal lieber auf dem Teppich. Denn trotz aller technischen Raffinesse – der Film wurde digital aufgenommen, geschnitten und dann auf Zelluloid kopiert – sind doch einige Zweifel an Lucas Fortsetzung der Saga durchaus angebracht. Vorab eine gute Nachricht: Der nervig-quatschende Jar Jar Binks (Ahmed Best) – der Chris Tucker des Trickfilms – wurde in die Schranken verwiesen, d.h. in eine absolute Nebenrolle.

Amidala (Natalie Portman), Königin von Naboo, ist inzwischen zur Senatorin Padmé geworden. Doch irgend jemand hat es auf sie abgesehen: Zwei Mordanschlägen durch die Kopfgeldjägerin Zam Wesell (Leanna Walsman), die im Auftrag von Jango Fett (Temuera Morrison) handelt, kann sie nur knapp entkommen. Jedi-Ritter Obi-Wan Kenobi (Ewan McGregor) und sein Schüler Anakin Skywalker (Hayden Christensen) sollen die Senatorin schützen. Anakin hat Amidala zehn Jahre lang nicht gesehen. Er ist in sie verliebt. Doch Amidala weist ihn zurück. Pflichterfüllung sei wichtiger als ihre Zuneigung zueinander. Und der Tod seiner Mutter macht Anakin die Entscheidung zwischen Liebe und Pflicht nicht gerade einfacher.

Auf der Suche nach den Urhebern des Mordkomplotts stößt Obi-Wan auf einen Planeten, der in den Karten der Republik nicht verzeichnet ist. Irgend jemand hat die Informationen über diesen Planeten aus dem Archiv gelöscht. Während Anakin sich mit Amidala nach Naboo aufmacht, um die Senatorin in Sicherheit zu bringen, entdeckt Obi-Wan auf dem verborgenen Planeten, dass dort eine riesige Armee aus geklonten Soldaten hergestellt wird. Bei der Verfolgung des Kopfgeldjägers Jango Fett entdeckt Obi-Wan, dass Count Dooku, ein verbitterter Jedi, der Anführer der Separatisten ist, der sich mit der Handelsföderation verbündet hat. Aber auch Dooku handelt nur im Auftrag eines Mächtigeren.

Inzwischen erteilt der Senat der Republik Kanzler Palpatine (Ian McDiarmid) Notstandsvollmachten, um eine Armee aufzubauen und die bevorstehende Vernichtung der Republik durch die Separatisten zu verhindern. Als Amidala und kurz danach auch Obi-Wan und Anakin von den Separatisten festgenommen werden, scheint die Republik am Ende. Doch Yoda wäre nicht Yoda, wüsste er keine Lösung ...

Den ersten Teil von Episode 2 empfand ich – bis auf die Verfolgung der Attentäterin Zam Wesell (Leanna Walsman) – gelinde gesagt stinklangweilig. Die Handlung schleppt sich dahin nach dem VW-Motto „Er rollt und rollt und rollt ...“ – bis einem das Rollen auf die Nerven geht. Enttäuschend bis zum Geht-nicht-mehr. Doch es kommt noch schlimmer: Die – sogenannte – Liebesgeschichte zwischen Anakin und Amidala wirkt sowohl in Darstellung durch Natalie Portman und Hayden Christensen, als auch in den Dialogen wie der aller schlechteste Abklatsch eines schmalzigen Heimatfilms aus den 50er Jahren. Da werden alle Register des trivialen Dialogs gezogen, die man nur ziehen kann. Und als ob das noch nicht genug ist, bringt Amidala Anakin auf Tatooine in eine Gegend, die fast eine 1:1-Kopie eines etwas groß geratenen Alpensees sein könnte. „Du bist die Rose vom Wörthersee ....“.

Das alles wirkt wie eine unfreiwillige, nicht beabsichtigte Karikatur auf den romantischen – allzu romantischen – Liebeskitschfilm. Um dem nach ein Sahnehäubchen aufzusetzen – allerdings mit sauer gewordener Sahne –, verkauft Lucas diese Schnulze im Gesamtkontext als Teil eines Konflikts zwischen Pflichterfüllung für die Republik, Heldentum und schmachtender Liebe. Lieber George Lucas! Willst Du der Totengräber des Heimatfilms werden? Das ist nicht nötig und nicht erwünscht. Denn der ist schon lange tot.

Diese Wörthersee-Romanze kontrastiert Lucas mit Szenen von einem fernen Planeten, die in Kulisse und Atmosphäre fast an die Schlusssequenzen in Spielbergs „A.I. – Künstliche Intelligenz“ erinnern: Auf einer extrem kargen Oberfläche des Planeten kalt wirkende Produktionshallen mit hageren, ebenso kühl wirkenden, wenn auch extrem freundlichen und ruhigen Geschöpfen, die widerstandslose Befehlsempfänger, Klone, für eine jederzeit einsetzbare Armee produzieren. Doch was soll uns dieser Kontrast zeigen? Wärme versus Kälte? Gefühle hier, eiskalter Verstand dort?

Nicht genug damit: Als Anakin seine Mutter Shmi findet, die von Räubern entführt wurde, stirbt sie in seinen Armen. Anakin tötet alle ihre Peiniger, Männer, Frauen und Kinder. Doch statt Mitgefühl zu produzieren, löst diese Szene nur Kopfschütteln aus. Lucas beweist sein Unvermögen, wenn es um Zuneigung, Emotionen geht. Die Dialoge haben die Qualität von Groschenromanen.

Ausatmen – aufatmen! Endlich, im zweiten Teil kehrt Lucas zu dem zurück, was die erste Trilogie ausgezeichnet hatte. Szenenwechsel: Anakin, Amidala und C-3PO geraten in die Mühlen der automatisierten Produktion – eine wirklich sehenswerte Szenenfolge. Auf dem Fließband stampfen riesige Pressen, C-3PO, verliert im wahrsten Sinn des Wortes seinen Kopf der einem der dort hergestellten Kampfmaschinen aufgestülpt wird, Amidala fällt in einen riesigen Behälter. Die Kulisse erinnert an eine alte Eisengießerei, die auf einen Planeten der Zukunft transferiert wurde. Nicht das Imperium schlägt zurück, nein, die industrielle Revolution versucht, ihre Kinder zu töten. Gedanken zu Chaplins „Moderne Zeiten“ (1936) und Fritz Langs „Metropolis“ (1927) sausen mir durch den Kopf, auch wenn die das besser konnten. Lucas verbindet geschickt und überzeugend Dramatisches und Komödiantisches. Ob diese Bezüge gewollt waren oder nicht, sei dahingestellt.

Auch die verschiedenen Flugobjekte des Films wirken fast schon anachronistisch, wie alte Blechbüchsen mit modernen Antriebssystemen, die durch die Zukunft rattern. Solche Szenen wirken wie ein Abgesang auf die industrielle und verdatete Welt, hergestellt mit ihren eigenen (digitalen) Mitteln.

Der Kampf Anakins, Amidalas und Obi-Wans in der römisch anmutenden Arena unter den Augen Count Dookus steigert Tragik und Komik auf die Spitze. Riesige Monstermaschinen, darunter ein bombastisches krebsähnliches Ungetüm und eine Art Saurier, machen den Helden das Leben schwer. C-3PO gerät ins Schwindeln: Sein Kopf hängt auf dem Körper eines gegnerischen Roboters, der Körper schießt auf seine Freunde, was der Kopf nicht will. Er (?) verliert den Kopf im Kampf, der fällt neben seinen richtigen Körper, C-3PO fühlt sich „daneben“, R2-D2 setzt ihn wieder auf den richtigen Untersatz. Ein hochkomplizierter künstlicher Mechanismus gerät in eine schizoide Situation, die Programmierung durcheinander. Zwei Seelen wohnen ach, ja wo?

Doch der absolute Höhepunkt des Showdowns ist der Kampf Yodas gegen Dooku, der zu Recht den meisten Applaus des Publikums erhält. Yoda, der kleine unscheinbare, am Stock gehende Yoda, zeigt alles, was er hat, saust durch den Raum, kämpft mit dem Lichtschwert, als wenn er sein ganzes Leben nichts anderes gemacht hätte, entwickelt ungeahnte Kräfte, vertreibt Dooku – und geht wieder am Stock.

Hayden Christensen ist wahrlich keine Neuentdeckung. Er füllt die Trivialität seiner Rolle voll aus – das ist allerdings wahr. Wie ein mäßiger Amateur-Bühnenschauspieler streift er durch die Weiten des Alls. Schrecklich. Natalie Portman hat sicherlich mehr Fähigkeiten, doch das Drehbuch machte es ihr nicht gerade leicht. Ewan McGregor war mir zu blass; seine Rolle leidet zumeist auch unter den schlechten Dialogen. Auch Christopher Lee, der enttäuschte Jedi, der Böse, kann sich nicht auf die Weise entfalten, wie man das von ihm gewohnt ist. Ausgerechnet die Phantasiegestalt Yoda (Frank Oz) war das beste, was dem Film passieren konnte.

Es bleibt ein äußerst zwiespältiger Eindruck. Insgesamt war Episode 2 für mich ein enttäuschendes Ereignis – trotz der besseren zweiten Stunde des Films und besonders des Showdowns. Vielleicht wäre es ratsamer gewesen, Lucas hätte die Regie einem anderen überlassen. Trotz des enormen Aufwands an (digitaler) Technik und special effects hinterlässt der Film nicht den Eindruck, etwas besonders Neues geschaffen zu haben. Die Saga ist – ohne es zu wollen – auf den kritischen Boden der Realität zurückgefallen. Lucas bewegt sich auf dem Glatteis seiner eigenen Träume: Es gibt in dem Epos keine wirklichen Helden mehr. Sie sind oft nicht mehr als eine Karikatur ihrer selbst. Daran können die spannendsten Szenen von Episode 2 nichts ändern. „Das Imperium schlägt zurück“, die Saga schlägt ihrem Erfinder ein Schnippchen.


 

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