Coma (Coma) USA 1978, 113 Minuten Regie: Michael Crichton
Drehbuch: Michael Crichton, nach dem Roman von Robin Cook Musik: Jerry Goldsmith Director of Photography: Victor J. Kemper, Gerald Hirschfeld Montage: David Bretherton Produktionsdesign: Albert Brenner
Darsteller: Geneviève Bujold (Dr. Susan Wheeler), Michael Douglas (Dr. Mark Bellows), Elizabeth Ahsley (Mrs. Emerson), Rip Torn (Dr. George), Richard Widmark (Dr. George A. Harris), Lois Chiles (Nancy Greenly), Hari Rhodes (Dr. Morelind)
Fleisch !!
Ein Krankenhaus tut sich auf. Ärzte, Pfleger, Schwestern, Stress. Noch und noch mehr Patienten. Dr. Susan Wheeler (Geneviève Bujold) ist nicht nur eine erfahrene und geschätzte Chirurgin; sie hat auch einen eigenen Kopf. Der mit ihr befreundete Arzt Dr. Mark Bellows (Michael Douglas) bekommt dies zu spüren. Mark ist „von der alten Schule”, sprich: hat Macho-Tendenzen, in Maßen, aber für Susan oft nicht akzeptabel. Ihre beste Freundin Nancy (Lois Chiles) muss sich einer Operation unterziehen – ein Routineeingriff. In OP 8 erklärt Anästhesist Dr. Cowans (Tom Borut) angehenden Ärzten die Apparaturen zur Betäubung. Dr. Richards (Philip G. Brooks) operiert. Und dann passiert etwas, was alle Anwesenden nicht verstehen: Nancy wacht nicht wieder auf, fällt ins Koma, und wenig später stirbt sie.
Michael Crichton erzeugt anfangs des Films eine Atmosphäre, wie man sie aus Krankenhäusern, weniger aus den heute gängigen TV-Krankenhausserien kennt. Alles ist im Fluss. Crichton vermeidet Übertreibungen, zeigt Normalität – bis in diese Normalität etwas eindringt: ein leiser Verdacht, der aber nur von Susan vorgebracht wird. Crichton zeigt auch, mit welcher Kaltschnäuzigkeit Ärzte mit Patienten umgehen. Eine Szene in der Pathologie zeigt einen Arzt, der gerade das Gehirn der toten Nancy in Scheiben schneidet und mit einem Kollegen über die Möglichkeit redet, wie man jemanden während der Operation, ohne Spuren zu hinterlassen ins Jenseits befördern könnte.
Alle anderen Ärzte, einschließlich Mark, zweifeln an irgendwelchen Unregelmäßigkeiten bei der Operation von Nancy. Susan findet im Computer zehn Fälle von relativ jungen Leuten, die bei geringfügigen Eingriffen im vergangenen Jahr nach der Operation ebenfalls ins Koma fielen. Alles im Bereich des Normalen, erklären ihre Kollegen, einschließlich dem einflussreichen Chef der Anästhesie, Dr. George (Rip Torn), der sich von Susan auf den Schlips getreten fühlt. Auch Chefarzt Dr. Harris (Richard Widmark) versucht, Susan davon zu überzeugen, dass sie sich etwas einbildet, weil sie durch die Gefühle zu ihrer besten Freundin in ihrem Beurteilungsvermögen beeinträchtigt sei. Er schickt sie zum Krankenhaus-Psychologen.
Mark sieht das ebenso. Alles schrecklicher Zufall. Auch als ein weiterer Patient (Tom Selleck) nach einer einfachen Operation am Bein ins Koma fällt, versuchen alle zu beschwichtigen, da die Fälle keine Gemeinsamkeiten aufwiesen. Susan erfährt, dass die meisten Koma-Patienten, soweit sie überleben, in ein staatlich gefördertes Institut, das Jefferson-Institut, überwiesen werden, um sie dort angeblich aufgrund neuester medizinischer Techniken zu pflegen. Das Institut liegt völlig abgelegen in einer einsamen Gegend. Es besteht aus einem riesigen Beton-Komplex. Ärzte scheint es hier nicht zu geben. Eine Mrs. Emerson (Elisabeth Ashley) und Wachpersonal scheinen die einzigen Anwesenden neben den von der Decke hängenden, an Schläuche angeschlossenen und durch modernste Apparate kontrollierten Koma-Patienten zu sein, wie Susan bei einer Führung wenig später zu sehen bekommt.
Doch dann erlebt Susan eine Überraschung. Ein Techniker, Kelly (Frank Downing), im Krankenhaus flüstert ihr heimlich zu, ihr Verdacht, dass es hier nicht mit rechten Dingen zugehe, sei richtig. Sie solle in den Maschinenraum kommen. Als Susan dort eintrifft, findet sie Kelly ermordet auf. Nicht nur das: Sie entdeckt eine metallene Leitung, die direkt in OP 8 führt, wo Nancy und alle anderen Koma-Patienten operiert worden waren ...
Crichton gelang ein langsamer, aber stetiger Spannungsaufbau, in dessen Verlauf immer mehr Beteiligte, einschließlich Mark, in Verdacht geraten, für die seltsamen Koma-Fälle verantwortlich zu sein. Auf der anderen Seite ist Susan die einzige, die überhaupt Verdacht hegt. Sie wird zur Einzelkämpferin, die zwar Angst hat, aber entschlossen ist, den Todesfällen auf den Grund zu gehen – obwohl ihr niemand glaubt. Dabei wird dem Zuschauer zwar bewusst, dass hier wohl gemordet worden ist. Doch welche Gründe für diese Morde bestehen, bleibt lange unklar – auch, wer in die Machenschaften verstrickt ist: Mark, Dr. George oder gar Chefarzt Dr. Harris?
Susan gerät dabei zunehmend in gefährlichere Situationen. Der Mörder Kellys verfolgt sie. Zu den aufregendsten Szenen des Films gehört diese Verfolgungsjagd, die über einem Hörsaal in die Anatomie führt, wo Dutzende von Leichen in durchsichtigen Plastiksäcken lagern. Ebenso atemberaubend ist Susans heimlicher Aufenthalt im Jefferson-Institut nach der Besichtigung, wo sie den wirklichen Grund für die Morde erfährt. Schließlich kommt es zu einem spannenden Showdown, in dessen Verlauf Susan – unter Drogen gesetzt – in OP 8 operiert werden soll – lebensgefährlich, wie sie weiß. Und hier hilft ihr jemand, von dem sie keine Hilfe erwartet hätte.
Crichton greift in „Coma” ein schon 1978 aktuelles und umstrittenes Thema auf, über das ich hier nichts verraten will, da dies dem Genuss des Films abträglich wäre. Geneviève Bujold spielt ihre Rolle angemessen, überzeugend als willensstarke Ärztin, die sich nicht unterkriegen lässt und auf ihre Gefühle ebenso vertraut wie auf die Indizien, die sie findet. Michael Douglas spielt eben Michael Douglas, wie gewohnt. Für Richard Widmark gilt ähnliches. Er mimt den über allen Dingen stehenden Leiter der Klinik, der alles im Griff zu haben glaubt, den väterlichen Freund.
Summa summarum: Ein sehenswerter, spannender Film – gedreht von einem Regisseur, der selbst eine medizinische Ausbildung absolviert hatte, bevor er ins Filmgeschäft einstieg.
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