Der Herr der Ringe (The Lord of the Rings) Teil 1: Die Gefährten (The Fellowship of the Ring) USA, Neuseeland 2001, 178 Minuten Regie: Peter Jackson
Drehbuch: Fran Walsh, Philippa Boyens, Peter Jackson, nach dem Roman von J. R. R. Tolkien Musik: David Donaldson, Enya, David Long, Steve Roche, Janet Roddick, Howard Shore Director of Photography: Andrew Lesnie Montage: John Gilbert Produktionsdesign: Grant Major
Darsteller: Elijah Wood (Frodo Beutlin), Ian McKellen (Gandalf), Viggo Mortensen (Aragorn), Sean Bear (Boromir), Hugo Weaving (Elrond), Ian Holm (Bilbo Beutlin), Sean Austin (Sam Gangee), Billy Boyd (Pippin), Dominic Monaghan (Merry), Liv Tyler (Arwen Undómiel), Orlando Bloom (Legolas), Cate Blanchett (Galadriel), Christopher Lee (Saruman), John Rhys-Davies (Gimli)
In jeder Hinsicht gelungen
Fast alle, die die düstere Verheißung noch im Ohr haben – „Eine Ring sie zu knechten – sie alle zu finden. Ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden” –, nachdem sie das mächtige Werk J.R.R. Tolkiens gelesen hatten und ihre eigene Phantasie dem Bösen wie dem Guten Gestalt gegeben hatten, und sicherlich die gesamte, kritische und auf Bestand an Originalität, an Verteidigung des Werks des großen Meisters bedachte, weltweite Fangemeinde des „Herrn der Ringe” wird mit großer Erwartung, aber auch Skepsis auf den ersten Teil der Verfilmung des Klassikers aus dem Jahr 1954 gewartet haben. Wir alle haben schon die Erfahrung gemacht, dass die Umsetzung eines Bestsellers in Zelluloid so ihre eigenen Gesetzmäßigkeiten mit sich bringt – nicht selten nach dem Motto: Sie hätten es lieber bleiben lassen sollen.
Doch Peter Jacksons erster Teil der Trilogie lässt kaum Wünsche offen, vielleicht außer einem: dass man nicht ein Jahr warten will, um die Fortsetzung der Abenteuer zu genießen. Denn ein Genuss ist dieser erste Teil „Die Gefährten” auf jeden Fall. Die Geschichte von Frodo und seinen Gefährten, die den Ring des schrecklichen Sauron vernichten müssen, um Mittelerde vor der Unterwerfung des Herrn der Finsternis zu retten, ist allzu bekannt, als dass ich in diesem Bericht näher darauf eingehen will. Tolkien hat eine ganze Welt erfunden, mit Landschaften, Völkern, die auf Karten verzeichnet sind, Ungeheuern, finsteren Mächten, und eine Geschichte dieser Welt, die zur Legende und schließlich zum Mythos wurde. Sie zu lesen, ist spätestens nach diesem Filmereignis sicherlich zu empfehlen.
Auch Jackson ist es nicht gelungen, eine so dichte Romanvorlage wie „Der Herr der Ringe” in allen Einzelheiten filmisch zu adaptieren. Und das ist auch gut so. Der Film zeigt – im Gegensatz z.B. zu dem Versuch, „Harry Potter” annähernd 1:1 wiederzugeben – die Geschichte Frodos und seiner Gefährten, bemüht sich aber eben nicht um eine Kopie des Romans.
Die filmische Darstellung von Gut und Böse ist beispielhaft etwa umgesetzt in dem Gegensatz einerseits von berauschenden Landschaftsaufnahmen aus den Bergen, Wäldern und anderen Teilen Neuseelands, in die fast übergangslos die mächtigen Türme von Herrschern und Zauberern und andere Bauwerke „eingewoben” wurden, und andererseits von der dunklen, unheimlichen, kalten Welt Saurons, des Herrschers des finsteren Reichs Mordor (verantwortlich: Setdekorateur Alan Lee und Effekte-Spezialist Jim Rygiel). Diese Welten gehen permanent ineinander über; eine Differenzierung ist fast unmöglich. Und das macht eine Stärke des Films aus.
Ähnliches gilt für die Personen des Konflikts. Die teils computeranimierten, teils durch bestechende Masken in Szene gesetzten Mächte des Bösen (verantwortlich: Richard Taylor) hier, die neun, alle sehr menschlichen respektive menschenähnlichen Gefährten dort bilden eine Welt, in die der Zuschauer fest eingebunden wird. (Lediglich die Elben erinnern nicht unbedingt an mystische Wesen, sind allzu menschenähnlich wiedergegeben, mit Ausnahme vielleicht von Cate Blanchett als Galadriel.)
Jackson verzichtete übrigens auf bluttriefende, allzu sehr Brutalität als solches in den Vordergrund rückende Szenen, ohne dass sich dadurch das Grauen reduzieren würde.
Die zahlreichen Effekte – angefangen beim Feuerwerk Gandalfs zu Ehren des 111. Geburtstages von Onkel Bilbo über den Kampf zwischen Gandalf und Saruman in dessen „Behausung” bis hin zu den gefährlichen Kämpfen in den unterirdischen Gewölben der Moria-Höhlen, den herabstürzenden Riesentreppen und dem Kampf Gandalfs mit dem feuerspeienden Ungeheuer – vermitteln im wahrsten Sinn des Worts dieses Grauen der Macht Saurons, der ganz Mittelerde wieder unterwerfen will, derart hautnah, dass man nicht mehr im Kinosaal zu sitzen glaubt, sondern sich mitten im Geschehen selber wiederfindet.
Jackson und seinem Team ist es gelungen, die special effects, Trickanimationen, Masken usw. nicht in den Vordergrund der filmischen Adaption des Werks zu stellen. Die Geschichte wird erzählt, und die Effekte dienen der Geschichte, nicht umgekehrt. Eine gute Hand hatte Jackson auch bei der Auswahl der Schauspieler. Das gilt für Ian McKellen, der Gandalf nicht zu spielen, sondern Gandalf zu sein scheint, ebenso wie für Elijah Wood als Frodo, der die Gestalt des jungen Hobbit in all seiner Verzweiflung, zum Ringträger geworden zu sein, aber auch in seinem Mut, diese Aufgabe erfüllen zu müssen, glaubhaft wiedergeben kann – und nicht zuletzt auch für Ian Holm als Onkel Bilbo und Frodos Freunde und Gefährten.
Jacksons erster Teil der Geschichte ist Interpretation des Werks. Das, was Tolkiens Roman so faszinierend macht, eine Mischung aus Märchen, Fantasy, Zauber, Erfindungsgabe und Einfallsreichtum, geschichtliche Dichte einer intensiv erfundenen, anziehenden, schönen und zugleich grauenvollen Welt – all das ist dem Team um Peter Jackson mit dem Film ebenso gelungen. Mehr kann man eigentlich nicht verlangen.
© Bilder: New Line Cinema
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