Der Klient
(The Client)
USA 1994, 119 Minuten
Regie: Joel Schumacher

Drehbuch: Akiva Goldsman, nach dem Roman von John Grisham
Musik: Howard Shore
Director of Photography: Tony Pierce-Roberts
Montage: Robert Brown
Produktionsdesign: Bruno Rubeo, P. Michael Johnston, James F. Truesdale, Anne D. McCulley

Darsteller: Susan Sarandon (Reggie Love), Tommy Lee Jones („Reverend“ Roy Foltrigg), Mary-Louise Parker (Dianne Sway), Anthony LaPaglia (Barry „The Blade“ Muldano), J. T. Walsh (Jason McThune), Anthony Edwards (Clint Von Hooser), Brad Renfro (Mark Sway), Will Patton (Sergeant Hardy), Bradley Whitford (Thomas Fink), Anthony Heald (Larry Truman), Kim Coates (Paul Gronke), Kimberly Scott (Doreen), David Speck (Ricky Sway), William H. Macy (Dr. Greenway), Ossie Davis (Richter Harry Roosevelt), Amy Hathaway (Karen), Jo Harvey Allen (Claudette), Ron Dean (Johnny Sulari), William Richert (Harry Bono), Will Zahrn (Gill Beale), Mark Cabus (Detective Nassar), Dan Castellaneta (Slick Moeller), John Diehl (Jack Nance), Walter Olkewicz (Jerome „Romey“ Clifford)

Schauspieler gut, Drehbuch schwach

John Grishams Romane – spannend, verständlich geschrieben und detailreich, wenn auch manchmal vielleicht zu „phantasiereich“ – dienten des öfteren als Vorlage für Filme. Joel Schumacher selbst drehte 1996 auf Basis von „Die Jury“ den gleichnamigen Film („A Time To Kill“). 1993 kamen gleich zwei Filme ins Kino, Sydney Pollacks „Die Firma“ („The Firm“) und Alan J. Pakulas „Die Akte“ („The Pelican Brief“). Ein Jahr später befasste sich Schumacher mit dem Stoff des Romans „Der Klient“. Wie schon in fast allen genannten Filmen sorgte auch hier eine Starbesetzung für gute schauspielerische Leistungen, während die Geschichte selbst – auf ein Minimum reduziert – eher schwach inszeniert wurde.

Irgendwo in den Südstaaten beobachtet der junge Mark Sway (Brad Renfro) mit seinem kleinen Bruder Ricky (David Speck), wie sich ein Mann am Waldrand in seinem Auto mit Abgasen, die er ins Innere des Wagens leitet, umbringen will. Mark zieht den Schlauch aus dem Auspuff. Der Mann, ein Mafia-Anwalt namens Clifford, wie sich herausstellt (Walter Olkewicz), bemerkt dies und zerrt Mark in sein Auto. Er hat eine Waffe und droht Mark. Außerdem erzählt er dem Jungen, dass, wenn er sich nicht selbst umbringe, andere ihn töten würden, weil er wisse, wo die Leiche eines Senators verscharrt sei. Clifford nennt auch den Ort, wo die Leiche zu finden ist. Mark kann sich aus dem Wagen befreien und versteckt sich mit Ricky. Die beiden müssen zusehen, wie sich Clifford in den Mund schießt, und flüchten. Ricky hat einen schweren Schock. Mark informiert anonym die Polizei, ist neugierig und geht an den Tatort zurück, als die Polizei dort eingetroffen ist. Ein Polizist entdeckt ihn, und schon gerät er – zum Ärger seiner Mutter Dianne (Mary-Louise Parker) – als Zeuge in enorme Schwierigkeiten. Denn nicht nur der Bundesanwalt Roy Foltrigg (Tommy Lee Jones) und der örtliche Polizeichef McThune (J. T. Walsh) interessieren sich brennend dafür, was Mark gesehen hat. Der Mafia-Boss Sulari (Ron Dean) und der Mörder des Senators Muldano (Anthony LaPaglia) befürchten, Mark könne etwas wissen, was Muldano überführt, der eh schon verdächtigt wird.

Mark streitet aus Angst ab, irgend etwas gesehen oder gehört zu haben. Auch Sergeant Hardy (Will Patton), ein rücksichtsloser und sadistischer Polizist, macht ihm Angst. Als Foltrigg Mark zu einem Verhör laden will, weiß sich Mark nur noch dadurch zu helfen, dass er nach einem Anwalt sucht, der ihn beschützen soll. Er trifft auf Reggie Love (Susan Sarandon), der er zwar verschweigt, was er weiß, die ihn aber für einen Dollar Honorar trotzdem vertritt. Als sie hört, dass Foltrigg, ein ehrgeiziger Bundesanwalt, der Punkte für seine Kandidatur zum Gouverneurs-Posten sammelt, Mark in die Zange nehmen will, versucht sie alles, um den Jungen aus dem Schussfeld zu nehmen.

Foltrigg jedoch lässt Mark in Schutzhaft nehmen, angeblich um ihn vor dem Zugriff der Mafiosi zu schützen, vor allem aber, um ihn als Zeugen zu vernehmen. Die Situation spitzt sich zu, als Mafia-Boss Sulari die Killer Gronke (Kim Coates) und Bono (William Richert) ins Rennen schickt, um eine Aussage von Mark zu verhindern, der durch einen Trick aus dem Gefängnis fliehen kann.

Reggie Love ist nicht gerade erfreut darüber, dass Mark auch ihr nicht die Wahrheit gesagt hat, dass er mehr weiß, als er zugeben will. Mark hingegen sieht nur noch eine Chance: Er muss die Leiche des Senators finden – und Reggie soll ihm dabei helfen ...

Die Kooperation zwischen Susan Sarandon und Brad Renfro klappt – man kann schon sagen – fast perfekt. Sarandon liefert ihre gewohnt gute Leistung, spielt Reggie als über den Verlust ihrer Kinder verzweifelte Frau (der von ihr geschiedene Mann, der nach langer Ehe mit einer jüngeren Frau das Weite gesucht hat, hat die gemeinsamen Kinder mitgenommen), die sich aber nichtsdestotrotz als Mensch nicht unterkriegen lässt und als Anwältin taktisch klug und mit allen Wassern gewaschen den Kampf gegen die Gefährdung Marks durch die Mafia und zugleich gegen den überschießenden Eifer Foltriggs aufnimmt. Foltrigg muss erkennen, dass er eine mehr als ebenbürtige Gegnerin hat. Mark erinnert Reggie an ihre Kinder, und gerade dies veranlasst sie, den Jungen besonders zu schützen.

Brad Renfro ist (zumindest in diesem Film) ein Junge, dem man nicht anmerkt, dass er eine Rolle spielt. Zwischen Angst vor Mafia und Foltrigg, den Sorgen, die er seiner Mutter macht und dem schlechten Gewissen gegenüber seinem kleinen Bruder, der den Selbstmord des Mafia-Anwalts psychisch nur sehr schwer verkraftet, ist er doch eigenwillig genug, um sich nicht der einen oder anderen Seite auszuliefern.

Mary-Louise Parker gibt als Mutter Marks und Rickys, die um die finanzielle Existenz der Familie zu kämpfen hat, eine wirklich gute Figur ab; leider ist sie in „Der Klient“ unterbeschäftigt.

Tommy Lee Jones allerdings spielt einen Bundesanwalt, der mir persönlich zu sehr auf Klischee gezimmert ist. Die Nebenrollen, vor allem die Mafiosi, bleiben im Hintergrund, und das hat seinen Grund. Die Geschichte selbst teilt sich in die sich entwickelnde Beziehung zwischen Reggie und Mark hier und die vom Drehbuch vernachlässigte Handlung um den Mord an einem Senator dort und die entsprechenden Mafia-Aktivitäten um Korruption und andere Verbrechen. Darüber allerdings erfährt man wenig. Die Geschichte des Verbrechens dient fast ausschließlich als Kulisse für die Auseinandersetzung zwischen Mark, Reggie und Foltrigg, sozusagen als Katalysator für die permanente Gefährdung von Marks Leben. Die Mafiosi verblassen in diesem Hintergrund zu Standard-Figuren, wie sie in jedem x-beliebigen Mafia-TV-Film durchschnittlicher oder schlechter Qualität zu sehen sind.

Trotzdem ist – betrachtet man die Handlung um Mark, Reggie und Foltrigg herum – „Der Klient“ spannend inszeniert. Das Hauptproblem des Films besteht in der Diskrepanz zwischen überwiegend gut aufgelegten und spielenden Schauspielern und einem insgesamt zu schwachen Drehbuch.