Der Rosenkrieg
(The War of the Roses)
USA 1989, 116 Minuten
Regie: Danny DeVito

Drehbuch: Michael Leeson, nach dem Roman von Warren Adler
Musik: David Newman
Director of Photography: Stephen H. Burum
Schnitt: Lynzee Klingman
Produktionsdesign: Ida Random, Mark W. Mansbridge, Anne D. McCulley
Hauptdarsteller: Michael Douglas (Oliver Rose), Kathleen Turner (Barbara Rose), Danny DeVito (Gavin D’Amato), Marianne Sägebrecht (Susan), Sean Astin (Josh), Heather Fairfield (Carolyn), G. D. Spradlin (Harry Thurmont)

Außer Rand und Band

Der deutsche Titel des Scheidungsklassikers von Danny DeVito könnte dämlicher nicht sein. Denn Rosen spielen in diesem Krieg des Ehepaares Rose wenn überhaupt nur einen Teil der Kulisse, des Kriegsschauplatzes. Trotzdem ist dieser Titel zu einer Art Synonym geworden für alle Arten von heftigen bis deftigen Auseinandersetzungen zwischen Paaren, die sich trennen wollen und von denen jeder als eine Art Sieger über den anderen herauskommen will. Vernichtung ist angesagt, die psychische, die gemeine, die hinterhältige Behandlung, der emotionale Schlagabtausch, manchmal bis aufs Messer.

Warum sich die beiden, Oliver und Barbara Rose nach 17 Jahren trennen wollen, eigentlich nur sie, ist für Danny DeVitos Geschichte nicht so entscheidend, scheint es. Er, ein erfolgreicher Anwalt, sie die Hausfrau und Mutter die sich um beider Kinder (Sean Astin, Heather Fairfield) kümmert, im Luxushaus mit riesigen Schränken, vollgestopft mit ihren Schuhen, andere Räume, vollgestopft mit seinen Porzellanfiguren, ein Haus überhaupt vollgestopft mit Utensilien aller Art – bis zum protzigen Kronleuchter, dem die beiden Krieger zum Schluss die Ehre geben. Er, karrierebesessen, sie unzufrieden mit dem Dasein in diesem selbstgefertigten Gefängnis der Ehefrau eines erfolgreichen und reichen Anwalts. Für Oliver ist Barbara ein Teil des Hauses wie seine Kinder, Schmuckstücke, Glanzstücke, fast schon weltliche Devotionalien einer auf Öffentlichkeit bedachten Musterkarriere, ein „Ding“, vielleicht auch Repräsentationsobjekt, das er vorgibt zu lieben. Barbara sucht sich eine Beschäftigung, aber das ist in diesem Spiel nicht alles. Sie will die Scheidung, nimmt sich einen Anwalt (G. D. Spradlin), einen jener skrupellosen, aber mit dem Wasser der Erfahrung in solchen Dingen gewaschenen Realisten, der die Spielregeln kennt, die das viele Geld erzeugt, er nimmt sich seinen Freund Gavin (Danny DeVito) zum Rechtsvertreter, und Gavin ist es auch, der einem Mandanten und uns die Geschichte in der Retrospektive mit dem nötigen Schuss Sarkasmus, Bitterkeit und Offenheit erzählt.

Alles könnte einigermaßen reibungslos verlaufen; die Kinder sind bereits 17 und also fast volljährig. Geld ist genug da, um es zu teilen, aber die Roses wollen beide das Haus. Sie klammern sich geradezu besessen an die Vorstellung, ihre eigenen Biografien, ihre Ehejahre nur dann nach einer Scheidung erfolgreich absolviert zu haben, wenn er respektive sie das Haus für sich behalten. Der Sieg wäre der Sieg eines von beiden über eine Ehe, in der er bzw. sie alles richtig gemacht haben, und damit das Eingeständnis des jeweils anderen, durch den Rückzug einen verlorenen Posten zu beziehen, eine Art Schuldeingeständnis zu offenbaren. Oliver ist dafür – für das Haus – sogar bereit, seiner Frau fast eine halbe Million Dollar zu zahlen.

Doch es kommt anders, nämlich so, wie sie es beide wollen: Sie führen Krieg. Alles ist vorhanden, was einen „richtigen“ Krieg ausmacht: Waffen, Kriegsziele, Taktik, Strategie, Gefechte, Scharmützel, ideologische Rechtfertigungen, Armeen, auch wenn letztere nur aus zwei Personen bestehen. Die versehentlich überfahrene Katze von ihr wird zum Auslöser für den dem Gatten als Pastete servierten Hund dort. Er schlägt ihr sämtliche Absätze ihrer zahlreichen Schuhe ab, sie überfährt sein geliebtes Autos und zerstört seine Porzellanfiguren. Die Küche geht drauf und einiges mehr, sein „bestes Stück“ wird Opfer ihrer Zähne, sie ist am ganzen Körper mit blauen Flecken übersät, nachdem er sie die Treppe hinuntergeworfen hat – und am Schluss dieses erbitterten, wenn auch mit bitterer Komik inszenierten Krieges schauen beide – als die Haushälterin Susan (Marianne Sägebrecht) zu Recht befürchtet, sie könnten sich etwas antun – aus dem Dunkel des Hauses nach draußen, wohlwissend, dass die letzte Entscheidungsschlacht in dem schon fast zerstörten Haus kurz bevorsteht. Da stehen sie, jeder hinter einem Fenster, mit dem Blick des Willens zur Vernichtung. Vor der letzten Konsequenz, dem Tod des anderen, scheuen sie im letzten Moment immer wieder zurück. Es geht eher um die moralische und psychische Desavouierung des anderen.

„Eine zivilisierte Scheidung“, meint Anwalt D’Amato in der Rückschau, „ist ein Widerspruch in sich selbst. [...] Wir kommen aus dem Schmutz. Und nach 3,8 Billionen Jahren Evolution sind wir letztlich noch immer genau dort. Niemand kann Scheidungsanwalt sein und das bezweifeln.“ Und trotzdem könne man eine Scheidung überleben. Nicht immer, wie ihn die Roses belehren.

„The War of the Roses“ ist eine jener Hollywood-Produktionen, die als Tragikomödie natürlich gefallen, ein Kriegsfilm, der einem das Gefühl eines solchen Krieges nahe bringen will, wie andere die Absicht hatten und haben, durch Kriegsfilme und Schlachtengetümmel mit hohem „Realitätsgehalt“ Kriegserfahrung zu vermitteln – eine Unmöglichkeit, wenn man solche Erfahrungen nicht selbst hat. „The War of the Roses“ ist auf dem Gebiet des Ehekrieges etwa das, was „Black Hawk Down“ auf dem der militärischen Schlacht und des Abschlachtens: eine Illusion. Die Roses verhalten sich, so könnte man sagen, wie tollwütige Bestien, außer Selbstkontrolle, und doch in ihrem Krieg überlegt, in jedem Schritt, in jeder weiteren Überlegung. Die Scheidungsanwälte spielen längst keine Rolle mehr, denn es geht letztlich nicht um das Haus, sondern um den Sieg.

Es gibt ein Moment, ein ganz zentrales, in dem der Film die Realität ausblendet und den Blick verstellt: die Kinder. Die Kinder der Roses sind nicht nur von der Erzählung her gesehen, sondern auch dramaturgisch eine Nebensache, fast schon reine Makulatur. Sicher, sie sind bereits 17, und für sie sieht die Sache mit ihren Eltern anders aus als für Kleinkinder oder Kinder zu Beginn der Pubertät. Aber selbst unter dieser Einschränkung: Sind sie nur Makulatur? Der Film würde sich in Verlauf und Zuspitzung des Krieges nicht ändern, wenn Josh und Carolyn nicht existieren würden. So werden sie denn – in dieser Dramaturgie konsequent – bei Eskalierung des Schlachtgetümmels ins College verbannt. Auch die anderen Beteiligten, Anwälte, Freunde, Bekannte sind Statisten des Geschehens.

Kriege solcher Art laufen über Personen und das, was ich ihr Eigenhaben, ihre Subjektivität, ihre Integrität, ihr Sosein bezeichnen würde. Vieles im Krieg der Roses läuft über Emotionen, vermittelt allerdings ausschließlich über die lieb gewordenen Gegenstände und Tiere, die als Müll oder Tote enden. Aber das ist nur eine winzige Seite solcher Kriege, die in unseren Breiten und sicherlich auch in den Staaten in allererster Linie über die versuchte Destruktion des Eigenhabens und Soseins der Beteiligten ablaufen. Verletzung ist angesagt, wie im Krieg der Waffen der Tod der gegnerischen Soldaten, zumindest aber ihre Kampfunfähigkeit, Ziel jeder Kriegspartei ist. Genau das jedoch verdeckt die Geschichte, die Danny DeVito uns erzählt, manchmal allzu konsequent. Denn es sind im Leben oft die Kinder, wenn denn welche da sind, über die solche ehelichen Kriege ausgefochten werden, um die Frage, wer die Kinder am liebsten, wer sich mehr um sie gekümmert hat, zu wem sie lieber wollen. Da wird aufgerechnet, dass die lieben Kleinen, die längst zum Objekt degradiert sind, haarscharf die selbe Zeitdauer bei Papa und Mama Weihnachten verbringen – und ähnliches mehr.

„The War of the Roses“ dokumentiert jenseits dieser Einwände und trotz aller Unterschiede zwischen solchen Kriegern der upper classes und denen, bei denen Geld eine ganz andere Rolle spielt, weil sie kaum etwas haben, zumindest eines: die Bedeutung von Macht und Ohnmacht. Oliver Rose ist reich, zielstrebig, einflussreich, was seine berufliche und soziale Stellung anbetrifft, aber ohnmächtig als Mensch. Wer keine Macht über sich selbst hat, versucht dieses Defizit zu kompensieren, indem er Macht über andere ausübt; sie werden zum Surrogat, eigene Mängel zu beheben – das alte, oft gespielte Lied. Barbara repräsentiert die Kehrseite der Medaille, Ohnmacht, die sich in Widerstand entlädt. Hier ist DeVitos Film stark und Hollywood gut. Er räumt auf mit der Illusion, man könne so etwas wie Krieg Regeln auferlegen.

© Bilder: 20th Century Fox