Der Schakal (1973)
Der Schakal (1997)





Der Schakal
(The Day of the Jackal)
Großbritannien, Frankreich 1973, 145 Minuten
Regie: Fred Zinnemann

Drehbuch: Kenneth Ross, nach dem Roman von Frederick Forsyth
Musik: Georges Delerue
Director of Photography: Jean Tournier
Montage: Ralph Kemplen

Darsteller: Edward Fox (Der Schakal), Michael Lonsdale (Lebel, Polizei), Terence Alexander (Lloyd), Michel Auclair (Colonel Rolland, frz. Geheimdienst), Alan Badel (Der Minister), Tony Britton (Inspektor Thomas), Denis Carey (Casson, OAS), Delphine Seyrig (Colette de Montpelier, Adlige), Jean Martin (Wolenski, OAS), Ronald Pickup (Der Fälscher), David Swift (Montclair, OAS), Timothy West (Kommissar), Cyril Cusack (Gewehrhersteller), Maurice Denham (General Colbert), Jacques François (Pascal), Olga Georges-Picot (Denise, Lockvogel), Raymond Gérôme (Flavigny), Barrie Ingham (St. Clair), Derek Jacobi (Caron, Lebels Mitarbeiter), Adrien Cayla-Legrand (Präsident Charles De Gaulle)

Auf Menschenjagd

Fred Zinnemann (1907-1997) gehört zu den Regisseuren, die mit legendären Filmen aufwarten können. 1944 brachte er Anna Seghers Geschichte „Das Siebte Kreuz“ auf die Leinwand (mit Spencer Tracy in der Hauptrolle), ein Roman von James Jones diente ihm 1953 als Grundlage für „Verdammt in alle Ewigkeit“ (mit Burt Lancaster, Montgomery Clift, Deborah Kerr und Frank Sinatra). Sein größter Erfolg jedoch bleibt „High Noon“ aus dem Jahr 1952 mit Gary Cooper, Lloyd Bridges und Grace Kelly.

Einer seiner letzten Filme widmete sich dem Anschlag auf den französischen Präsidenten Charles de Gaulle durch Mitglieder der OAS (Organisation de l'Armée Secrète), einer Geheimorganisation vor allem in Algerien lebender Franzosen, die die Unabhängigkeit des Landes 1962 nicht akzeptieren wollten und dies durch Terroranschläge dokumentierten. Der blutige Krieg gegen die algerische Befreiungsorganisation FLN, geführt von Ben Bella, wurde auch nach Frankreich getragen. Ein erster Anschlag auf de Gaulle scheiterte; der Attentäter wurde hingerichtet. Forsyth entwickelt in seinem Roman die Planung eines weiteren Attentats, das jedoch von einem von der OAS unabhängigen Killer durchgeführt werden soll, da der französische Geheimdienst die OAS bereits weitgehend durch Spitzel unterwandert hatte.

Kenneth Ross Drehbuch verleitete Michael Caton-Jones 1997 zu einem wenig überzeugenden Remake mit Bruce Willis, Richard Gere und Sidney Poitier in den Hauptrollen.

Die OAS-Spitze um Casson (Denis Carey), Montclair (David Swift) und Wolenski (Jean Martin) will einen englischen Profikiller auf de Gaulle ansetzen. Alle drei OAS-Mitglieder befinden sich in einem Versteck in der Schweiz, in dem sie den Killer nur einmal zu sehen bekommen. Er nennt sich „Der Schakal“ (Edward Fox) und macht zur Bedingung, dass er ab sofort allein arbeitet – ohne irgendwelche Kontakte zur OAS.

Um das Geld für die Bezahlung des Schakals aufzubringen, organisieren Casson und seine Leute Juwelendiebstähle. Colonel Rolland (Michel Auclair) und seine Leute vom Geheimdienst werden auf diese Weise darauf aufmerksam, dass die OAS offenbar weiter aktiv ist. Der Schakal macht sich an die Vorbereitungen für das Attentat, das während der Feierlichkeiten zur Unabhängigkeit stattfinden soll. Er verschafft sich über die Geburtsurkunde eines längst Verstorbenen eine neue Identität, beauftragt einen Gewehrmacher (Cyril Cusack) mit der Anfertigung eines Spezialgewehrs, das in Einzelteile zerlegt und dadurch unauffällig versteckt werden kann, lässt sich von einem Fälscher (Ronald Pickup) Papiere machen, besorgt sich Kleidung, um am Tag des Attentats getarnt in das Haus zu gelangen, aus dem heraus der tödliche Schuss abgefeuert werden soll, und mietet eine konspirative Wohnung an.

Über einen Mittelsmann wird die schöne Denise (Olga Georges-Picot) auf einen hohen Beamten im Umkreis eines Ministers (Alan Badel) und des Geheimdienstes angesetzt, damit der Schakal über die jeweils neuesten Aktivitäten der Polizei und des Dienstes informiert ist.

Rolland und seine Leute nehmen Wolenski fest, der unter Folter spärliche Informationen über das geplante Attentat preisgibt. Da der Schakal jedoch allein arbeitet und die OAS-Mitglieder nichts über seine konkreten Vorbereitungen wissen, nutzt Rolland die Aussage Wolenskis nur wenig. Auch die Spitzel des Geheimdienstes in der OAS sind kalt gestellt. Man weiß nur, dass der Schakal gepflegt aussieht, blonde Haare hat und aus dem Ausland kommt. Rolland sieht nur eine Chance: Ein Spitzenmann aus der französischen Polizei soll die Identität des Schakals aufklären. So wird Inspektor Lebel (Michael Lonsdale) beauftragt, der zusammen mit seinem Mitarbeiter Caron (Derek Jacobi) die Ermittlungen aufnimmt.

Inzwischen sind die Vorbereitungen des Schakals weit gediehen. Den Fälscher hat er beseitigt, nachdem der ihn erpressen wollte. Denise erfährt so gut wie alles, was sie wissen will. Das Spezialgewehr ist perfekt. Lebel bleibt nur noch wenig Zeit ...

Ein Film fast ohne Musik. Zinnemann erzeugt über eine Länge von über zwei Stunden Dauerspannung, ohne musikalische Effekte zu benutzen. Diese Meisterleistung resultiert vor allem daraus, dass er die detaillierten Vorbereitungen des Attentats und die Welt des skrupellosen Schakals mit einer anderen Welt, der des Inspektor Lebels, der in Zeitnot und unter immensem, auch politischen Druck steht, konfrontiert. Unter den spezifischen Bedingungen erzeugt dies eine Verfolgungsjagd, bei der Jäger und Gejagter erst ganz am Schluss aufeinander treffen. Es erweist sich jedoch im Laufe des Films noch etwas anderes: Beide Welten sind nur die zwei Seiten einer Medaille. Der Schakal wie Lebel verrichten ihre Arbeit vor einem sozialen und politischen Hintergrund, der zwar vorausgesetzt ist, im Film selbst aber nur angedeutet wird.

Zinnemann zeigt den Schakal als einen Mann, der entschlossen ist, für 100.000 Pfund, wenn ich mich der Summe recht erinnere, sein Ziel skrupellos zu verfolgen. Ihm gegenüber stehen Rolland und Lebel, die dies – unter Einsatz aller Mittel, auch Folter – zu verhindern trachten. Dem Film wurde vorgeworfen, er entfalte keine psychologische Schärfe der Charaktere. Das Gegenteil ist der Fall. Nur, dass uns die Psychologie der Figuren nicht behagt. „Der Schakal“ ist emotional gesehen ein Kälte verbreitender Film. Weder Edward Fox Schakal, noch Lonsdales Lebel strahlen Wärme aus. Eine Identifizierung mit den Figuren ist kaum möglich.

Zinnemann treibt den Zuschauer auf die Jagd. Die einzige Frage, die entscheidend bleibt, ist, ob der Schakal es schafft, an de Gaulle heranzukommen oder nicht. Das Groteske, ja Zynische an dieser Situation ist, dass jeder heute weiß, dass de Gaulle nicht ermordet wurde, und das bedeutet, dass man von vornherein weiß, dass der Schakal scheitern wird. Nicht die Inszenierung ist kalt oder unpsychologisch angelegt, sondern die Geschichte, die der Film erzählt, über eine Gesellschaft, in der die sich selbst für moralisch höher stehend betrachtenden Staatsorgane mit ein und denselben Mitteln ein Attentat zu verhindern trachten, mit denen es verübt werden soll: Hinterhalt, Heimtücke, Folter, entfesselte Staatsmacht.

Zinnemann lässt dem Zuschauer keine Ruhe. Er führt zahlreiche Personen ein, die zum größten Teil nur mehr oder weniger kurz zu sehen sind, darunter etwa auch Colette de Montpelier (Delphine Seyrig), die den Schakal als Liebhaber benutzt, während er sie im Rahmen seines Plans instrumentalisiert und mit aller Kaltblütigkeit tötet, weil sie eine unliebsame Zeugin sein würde. Auf der anderen Seite geht es den französischen Behörden zwar auch um das Leben des Präsidenten (gespielt von Adrien Cayla-Legrand), vor allem aber um das, was er repräsentiert: Staatsmacht, Legitimität und Legalität. Um diese „Werte“ zu schützen, ist jedes Mittel erlaubt.

Der konkrete historische Hintergrund lässt diese Geschichte noch verwickelter erscheinen. Denn de Gaulle hatte den Algeriern die Unabhängigkeit nicht freiwillig zugestanden. Die FLN hatte jahrelang aus dem Untergrund heraus gegen die Kolonialherren einen unerbittlichen Krieg geführt, bevor 1958 de Gaulle bereit war, Algerien eine „gewisse Autonomie“ zu garantieren. Erst 1962 hatten Ben Bella und die FLN gesiegt. Die OAS sah in de Gaulle einen Verräter an den Interessen Frankreichs. Es ging also nicht einfach um ein politisches Attentat, sondern um eine Art politische Blutfehde: einer der ihrigen sollte dafür sterben, dass er die französische Sache verraten hatte. Das macht ein Attentat nicht besser oder schlechter, rückt die Figuren des Films aber ins rechte Licht.

Zinnemann ist dieser Geschichte und ihren politischen und sozialen Umständen in der Inszenierung weitgehend entgegengekommen, besonders auch vor dem Hintergrund des kalten Krieges, innerhalb dessen der Verlust einer Kolonie und die damit verbundenen innenpolitischen Zerwürfnisse schwerwiegendere Einbußen an Image und Einfluss bedeuten mussten als in anderen Zeiten. Amoralität, intellektuelle Debilität und Skrupellosigkeit reichen sich die Hände. Für die Figuren in „Der Schakal“ besteht der Lebensinhalt im Ziel des Machterwerbs bzw. -erhalts.

„Der Schakal“ ist ein typischer Thriller der frühen 70er Jahre, vergleichbar etwa mit William Friedkins „French Connection“ (1971), spannend und in gewisser Hinsicht – vor dem genannten historischen Hintergrund – zum Zerreißen zermürbend. Ein einziger Schuss entscheidet im Showdown eine Auseinandersetzung, nach der sich nicht wirklich etwas ändert, nach dem nur die Verhältnisse wieder klar gestellt sind. Zinnemann erwies sich hier – er drehte nach dem Schakal noch zwei Filme – einmal mehr als exzellenter Dramatiker, der es versteht, aus einer gelungenen Romanvorlage einen gelungenen Film zu zaubern.



Der Schakal
(The Jackal)
USA 1997, 124 Minuten
Regie: Michael Caton-Jones

Drehbuch: Chuck Pfarrer, nach dem Drehbuch von Kenneth Ross („Der Schakal“, 1973)
Musik: Carter Burwell, Ani Difranco, Robin Goodridge u.a.
Director of Photography: Karl Walter Lindenlaub
Montage: Jim Clark
Produktionsdesign: Michael White

Darsteller: Bruce Willis (Der Schakal), Richard Gere (Declan Mulqueen), Sidney Poitier (Carter Preston), Diane Venora (Valentina Koslova), Mathilda May (Isabella), J. K. Simmons (Witherspoon), Richard Lineback (McMurphy), John Cunningham (Donald Brown), Jack Black (Ian Lamont), Tess Harper (The First Lady), Leslie Phillips (Woolburton), Stephen Spinella (Douglas), Sophie Okonedo (Mädchen aus Jamaika), David Hayman (Terek Murad), Steve Bassett (George Decker), Yuri Stepanow (Politovsky), Walt MacPherson (Dennehey), Ravil Issyanov (Ghazzi Murad)

Idiotic Plot

Fred Zinnemanns „The Day of the Jackal“ (1973) gehört zu den Meisterwerken der Filmkunst. Der Altmeister („Das siebte Kreuz“, 1944; „High Noon“, 1952) erzeugte über zwei Stunden Dauerspannung, in dem er eine Welt des Kalten Krieges vorführte, in der Skrupellosigkeit auf allen Seiten herrscht: auf seiten des Killers (Schakal) und seiner Auftraggeber, der OAS, die den französischen Staatspräsidenten de Gaulle wegen dessen Algerienpolitik ermorden wollten, wie auf seiten der Staatsorgane, denen jedes Mittel recht war, um diesen Anschlag zu verhindern. Zinnemann zeigte Amoralität, intellektuelle Debilität und Skrupellosigkeit als entscheidende Kennzeichen einer Welt, in der Machterwerb respektive -erhalt zum einzigen Lebensinhalt geworden waren.

„The Jackal“ von Regisseur Michael Caton-Jones aus dem Jahre 1997 ist formal zwar ein Remake des Klassikers von Zinnemann; die Ausgangskonstellation – Staatsorgane jagen einen zunächst unbekannten Killer, der einen Anschlag auf einen Repräsentanten des Staates plant – entspricht der des älteren Films. Damit hören die Gemeinsamkeiten beider Filme aber auch schon auf.

Der russische Mafia-Terrorist Terek Murad (David Hayman) will sich für die Tötung seines widerlichen Bruders Ghazzi (Ravil Issyanov) bei einer gemeinsamen Aktion des amerikanischen FBI unter Leitung von Carter Preston (Sidney Poitier) und der russischen Sicherheitsorgane unter Führung von Valentina Koslova (Diane Venora) rächen und beauftragt einen skrupellosen Profikiller, dessen Identität unbekannt ist und der als „Der Schakal“ von sich reden machte (Bruce Willis), mit der Ermordung einer Person in amerikanischen Regierungskreisen. 70 Millionen Dollar verlangt der Killer und bereitet das Attentat vor. Bei einem gewissen Ian Lamont (Jack Black) in Kanada gibt er den Bau eine Abschussvorrichtung in Auftrag, computergesteuert und geeignet für eine Spezialwaffe. Falsche Papiere, ein mit Gift präpariertes Auto, ständiges Wechseln des Aussehens, der Haarfarbe und der Identität sollen ihn bis Washington bringen, um dort seinen Auftrag zu erledigen.

Durch die Festnahme und Folter eines Kuriers von Terek Murad erhalten Preston und Koslova erste Informationen über den Schakal. Aus anderen Quellen erfahren sie, dass die ehemalige baskische Terroristin Isabella Decker (Mathilda May) eine der wenigen sein soll, die den Schakal schon einmal gesehen hat. Nur weiß niemand, wo sich Isabella aufhält – außer dem in einem US-Gefängnis einsitzenden IRA-Terroristen Declan Mulqueen (Richard Gere), der mit Isabella einmal liiert war. Mulqueen erklärt sich nach Verhandlungen bereit, das FBI zu unterstützen und führt Preston zu Isabella, die inzwischen mit einem Amerikaner verheiratet ist. Das FBI vermutet, dass der Schakal die Ermordung des stellvertretenden FBI-Chefs Donald Brown (John Cunningham) plant. Schließlich kommt man dahinter, dass der Killer von Kanada aus per Segelboot in die Staaten einreisen will. Seine Zielperson allerdings ist nicht der FBI-Vize ...

Ich habe ehrlich gesagt selten einen Plot verfolgt, der von derart viel Lieblosigkeit, Drehbuch-Dummheit, unglaubwürdiger Besetzung, ebenso unglaubwürdigen Verhaltensweisen und fast völlig fehlender Spannung gekennzeichnet ist wie dieses Pseudo-Remake. Mal ganz abgesehen von den gängigen und ausgelutschten Nach-Kalter-Kriegs-Klischees – z.B. russische Ex-Geheimdienstler und jetzige Mafiosi als extrem ungehobelte, saufende, fluchende Idioten und Psychopathen – ist die Besetzung des Films, um hier einmal anzufangen, geradezu absurd. Bruce Willis spielt einen skrupellosen Killer, nur, dass er völlig lustlos, fast schon gelangweilt durch den Film schleicht, ohne der Figur dieses Schakals irgendwelche Konturen geben zu können. Sidney Poitier, dieser großartige Mime, wird zum Statisten des Drehbuchs degradiert. Diane Venora hat weniger zu spielen als zu rauchen. Aber die größte Katastrophe in diesem Spektakel ist Richard Gere. Es tut mir leid, aber ich nehme ihm weder den IRA-Terroristen, noch seine im Verlauf der Handlung behauptete Wandlung vom Saulus und zum Paulus ab. Gerade erst sitzt er eine langjährige Haftstrafe wegen Mordes ab, im nächsten Moment hilft er den Staatsorganen bei der Suche nach einem Killer, motiviert durch einen persönlichen Konflikt mit dem Schakal, und wird im zweitnächsten Moment fast schon Freund des FBI-Ermittlers.

Selbst wenn man aber davon absieht, strotzt die Geschichte von Absurditäten en gros. Ausgangspunkt ist die Ermordung irgendeines hohen Tieres in US-Regierungskreisen durch einen einzelnen Killers. Das bedeutet, was sich jedes Kind ausrechnen kann, das schon einmal Verstecken gespielt hat: möglichst wenig Aufmerksamkeit zu erwecken, was Logistik, Einreise, Vorbereitung und Ausführung der Tat usw. angeht. Was macht unser Killer? Genau das Gegenteil. Er probiert seine Waffe samt Unterbau aus, bis sie ihr Ziel trifft, zwar in einer verlassenen Gegend irgendwo in Kanada, aber mit viel Lärm – doch nicht etwa, damit irgend jemand vielleicht doch etwas mitbekommt? Jack Black ist ja wirklich ein netter Kerl, aber als Ian Lamont, der Willis das „Stativ“ für die Mordwaffe zimmert, fragt er so viel über dessen Absichten, dass man annehmen muss, Lamont wolle sich selbst ins Grab verfrachten – was dann auch bei dem lauten Probeschießen passiert. Das widerspricht jeglichem gesunden Menschenverstand.

Die Grenze zwischen Kanada und den Staaten ist nicht gerade kurz, und es bieten sich sicherlich viele Möglichkeiten, unerkannt in die USA einzureisen. Was macht Willis Schakal? Getöse. Er schippert in einem gekauften oder gemieteten Segelboot über einen der großen Seen auf die andere Seite. Ich fasse es nicht! Als er dann dort ankommt und vom FBI und Mrs. Koslova bereits erwartet wird (!), kann er entkommen, weil außer Mulqueen und Koslova im entscheidenden Moment niemand anwesend ist! Besteht das FBI und der russische Sicherheitsdienst aus lauter Deppen? Willis Schakal besprüht sein Auto mit einer giftigen Substanz, um Neugierige vom Schnüffeln abzuhalten. Einer fasst das Auto an und stirbt an dem Gift. Wer kann man mir erklären, dass so etwas eine Methode sein soll, möglichst keine Aufmerksamkeit zu erregen?

Als man Isabella vor dem Zugriff des Schakals schützen will, werden gerade einmal drei (!) Leute, Mrs. Koslova, Witherspoon und ein weiterer FBI-Agent dafür abgestellt. Immer wenn der Schakal zuschlagen will bzw. zuschlägt und das FBI davon informiert ist (!), sucht man vergeblich nach Sicherheitsorganen.

Last but not least. Innerhalb des Einsatzkommandos aus amerikanischen und russischen „Spezialisten“ (?) befindet sich ein Verräter, der den Schakal informiert. Als der, ein Russe, enttarnt wird, schickt man ihn einfach per Aeroflot nach Hause. Das war’s. Gerade diese Szene ist derart belanglos inszeniert, dass einem die Haare zu Berge stehen. Sozusagen im Vorbeigehen wird ein Verräter entlarvt und nach Hause verfrachtet.

Aber das beste kommt noch. Nachdem man herausgefunden hat, dass nicht der FBI-Vize, sondern die First Lady (Tess Harper) Opfer des Schakals werden soll, lässt man die Frau des Präsidenten seelenruhig auf einer öffentlichen Veranstaltung im Freien (!) (eine optimale Zielscheibe) reden, reden, reden, wartet seelenruhig ab, und als der erste Schuss gefallen ist, steht sie immer noch da und ist etwas verdutzt. Dann erst stürzt sich aus dem Hintergrund Preston auf die First Lady. Hat man seit dem Mord an Kennedy beim FBI nichts dazu gelernt? Der Schakal selbst, in Uniform, steht putzmunter in der Menge, um seine in dem Auto versteckte Waffe ferngesteuert zum Einsatz zu bringen. Auch hier muss man sich fragen, ob die amerikanischen Sicherheitskräfte Dilettanten sind. Aber dilettantisch sind an diesem Film nur Drehbuch und Inszenierung.

Gekrönt wird dieser Nonsens nach der Tötung des Schakals, durch folgenden Dialog: Preston: „Schade, dass wir wohl nie erfahren werden, wer er wirklich war.“ Mulqueen: „Das ist egal. Er war böse, er ist tot, er ist weg.“ So beerdigt man seinen eigenen Film. Dann lässt der nette Mann vom FBI den geläuterten Ex-Terroristen laufen. Amen!

Einhundertundfünfundvierzig Minuten Quälerei haben ein Ende. Und ich sehne mich nach Fred Zinnemanns Klassiker. Ein weiteres Fazit erübrigt sich.


 

Der Schakal 1997-1
Der Schakal 1997-2