Die Ehre der Prizzis
(Prizzi's Honor)
USA 1985, 130 Minuten
Regie: John Huston

Drehbuch: Richard Condon, Janet Roach, nach dem Roman von Richard Condon
Musik: Alex North
Director of Photography: Andrzej Bartkowiak
Montage: Kaja Fehr, Rudi Fehr
Produktionsdesign: J. Dennis Washington, Bruce Weintraub

Darsteller: Jack Nicholson (Charley Partanna), Kathleen Turner (Irene Walker), Robert Loggia (Eduardo Prizzi), John Randolph (Angelo „Pop“ Partanna), William Hickey (Don Corrado Prizzi), Anjelica Huston (Maerose Prizzi), Michael Lombard (Filargi „Finlay“), George Santopietro (Plumber), Lawrence Tierney (Lt. Hanley)

Der letzte Schliff ...

Ich mag Filme von John Huston, und ich mag Jack Nicholson. Und es gibt auch einiges, was mir an Hustons vorletztem Film „Prizzi’s Honor“ gefällt. Voll überzeugen kann mich der Streifen jedoch nicht. Angelegt als leicht komödiantisches Drama, vielleicht kann man sogar sagen als Satire auf den Ehrbegriff nicht nur der Mafia, liefern vor allem Jack Nicholson, Kathleen Turner, Anjelica Huston und William Hickey schauspielerisch eine gute Leistung. Aber irgendwie fehlen dem Drehbuch und der Inszenierung der letzte Schliff.

Auf der Hochzeit der Enkeltochter des steinalten Mafia-Bosses Don Corrado Prizzi (William Hickey) sieht Charley Partanna (Jack Nicholson) auf der Empore des Festsaales eine schöne Frau – sie heißt Irene Walker (Kathleen Turner), wie er später erfährt. Charley steht in den Diensten der Prizzis, und Don Corrado hat ihn sozusagen als Sohn adoptiert. Charley übernimmt Aufträge für die Prizzis, Mordaufträge. Er ist Einzelgänger. Vor Jahren hatten Don Corrado und Dominic Prizzi (Lee Richardson), geplant, Charley mit Maerose (Angelica Huston), der Tochter Dominics, zu verheiraten. Aber Maerose war damals mit einem anderen Mann abgehauen. Seitdem gilt sie als das schwarze Schaf der Familie; ihr Vater tituliert sie als Hure, weil sie keinen Anstand kenne und sich wie ein Luder kleide.

Charley verliebt sich in Irene Walker, die ihm erzählt, sie sei verheiratet, ihr Mann habe sie allerdings verlassen. Erst später erfährt er, dass Irenes Mann den Prizzis einen Haufen Geld gestohlen hat und Irene angeblich bei dem Coup dabei gewesen sein soll. Charley tötet Irenes Mann und stellt sie zur Rede. Sie leugnet Charley gegenüber; ihr Mann habe das Geld, nicht sie. Doch es findet sich nur die Hälfte der Beute wieder. Von seinem Vater Angelo (John Randolph) erfährt Charley, dass Irene ebenfalls eine Killerin ist.

Als Charley den Auftrag erhält, einen gewissen Finlay (Michael Lombard) zu entführen, beteiligt er Irene an dem Auftrag. Bei der Entführung allerdings erschießen sie die Frau eines Polizeioffiziers. Die Prizzis haben die Polizei auf dem Hals. Die streikt nämlich, was Bestechungsgelder angeht, und lässt einige Spielhöllen und anderes hochgehen, bis der Verantwortliche für den Mord an der Polizistengattin ausgeliefert wird.

Don Corrado sieht sich gezwungen durchzugreifen. Er beauftragt Charley, Irene zu töten, die er zuvor schon gezwungen hatte, die fehlende Hälfte des von ihrem Mann und ihr erbeuteten Geldes zurückzugeben. Und gleichzeitig hat auch Maerose ihre Finger im Spiel. Sie beauftragt über ihren Vater Irene, Charley zu ermorden ...

Zweifellos ist die Aussage von „Prizzi’s Honor“: Ehre vor allem anderen. Der Pate der Prizzis Don Corrado exerziert dies in jeder Situation. Der Familie und die Familienehre – eng verbunden mit den entsprechenden (kriminellen) Machenschaften – ist alles andere unterzuordnen. Da verrät man auch schon einmal die „angenommenen Kinder“ wie Charley, und dessen „Liebe“ zu seiner Berufskollegin Irene wird zur faden Nebensache. Auch zwischen Charley und Irene ist dies nicht anders. Als Irene mit ihm nach Hongkong flüchten will, lehnt Charley ab. Er weiß, dass sich beide einem anderen Leben verschrieben haben. Als es um die „Ehre“ der Prizzis geht, sprich: um die Aufrechterhaltung ihrer Macht, ist auch für Charley die Liebe keinen Pfifferling mehr wert.

Soweit so gut. Und Nicholson zwischen Opfer der Romanze und Exekutionsorgan der Prizzis macht seine Sache nicht schlecht. Auch John Randolph und Richardson als Vater von Maerose, besonders aber John Hustons Tochter Anjelica Huston liefern Figuren zwischen Groteske, Tragik und Humor, die kaum besser gespielt werden können. Schließlich überzeugt William Hickey in der Rolle des Prizzi-Paten, von dem man den Eindruck hat, er könne angesichts seines Aussehens und Alters jeden Augenblick tot umfallen, der aber „voll da“ ist, wenn es um die Familienehre geht.

Allein, die Story konnte mich nicht vollständig überzeugen. Obwohl die Idee – zwei Killer verlieben sich ineinander und scheitern durch die eigene Mentalität und die Regeln der Mafia-Strukturen – nicht von schlechten Eltern ist, fehlt dem Film insbesondere im letzten Drittel der alles entscheidende letzte Schliff, der mich hätte überraschen können. Huston lässt den Film im Showdown ins Genre des Thrillers abgleiten – abgleiten deshalb, weil „Prizzi’s Honor“ als Satire oder zumindest Komödie angelegt ist. Auch das kam bei mir im übrigen nicht an: Satire oder Komödie? Bissiges oder „nur“ Humorvolles? Diese inszenierte Unentschlossenheit des Films erhält dann durch die abrupte Schießerei im Schlafzimmer am Schluss einen zusätzlichen Schuss Unbestimmtheit, will sagen: es fehlt an Deutlichkeit in der Inszenierung, an einer Linie, als ob sich Huston nicht sicher war, wohin die Reise denn nun gehen soll.

Es gibt Leute, die über diesen Film permanent lachen können und andere, die kaum lachen. Ich habe das selbst erlebt. „Prizzi’s Honor“ ist – einmal mehr – kein schlechter Film, aber auch keiner, der – mich jedenfalls – vom Hocker reißt. Es fehlt das, was man so schön „Biss“ und „letzten Schliff“ nennt – trotz guter schauspielerischer Leistungen. Hinzu kommen Längen und dem Film fehlt oft der nötige Schwung.

© Bilder: Twentieth Century Fox