Die Jönsson-Bande und der Cornflakes-Raub (Lilla Jönssonligan och cornflakes kuppen) Schweden 1996, 86 Minuten Regie: Christjan Wegner
Drehbuch: Mikail Hylin, Christjan Wegner Musik: Michael B. Tretow Director of Photography: Per Källberg Montage: Sigurd Hallman Produktionsdesign: Lenamari Wallström
Darsteller: Kalle Eriksson (Charles Ingvar Jönsson), Jonathan Flumeé (Ragnar Vanheden), Fredrik Glimskär (Harry Kruth), Jonna Sohlmer (Doris), Anders Öström (Junior), Mats Wennberg (Biffen), Peter Rangmar (Sigvard Jönsson), Cecilia Nilsson (Tora Jönsson), Freja Berglund (Sikkan Jönsson), Isak Ekblom (Sven-Ingvar Jönsson), Jerry Williams (Einar Vanheden), Mona Seilitz (Rut Vanheden), Laila Westersund (Großmutter Alma), Olof Thunberg (Großvater Elis), Marta Oldenburg (Lucy), Loa Falkman (Oscar Wall-Enberg), Micke Dubois (Loket), Lars Kronér (Pinnen), Claes Mansson (Rektor Jansson), Claire Wikholm (Lehrerin), Per Holmberg (Ladenbesitzer Hansson)
James Dean und Seifenkisten
Die Olsen-Bande war für dänische und norwegische Kinder in den 70er Jahren – und sicher auch für die Kids von heute – ein Kinohort des Spaßes. Etliche Filme wurden mit den kleinen Helden gedreht, u.a. „Die Olsen-Bande läuft Amok“ (Norwegen 1973), „Die Olsen-Bande sieht rot“ (Norwegen 1975) oder auch „Die Olsen-Bande fliegt über alle Berge“ (Dänemark 1981). In Schweden gibt es eine vergleichbare Kinderbande, die Jönsson-Gang. Im Jahr 2000 war in den Kinos „Die Jönsson-Bande: Charles Ingvars neuer Plan“ zu sehen. 1996 drehte Christjan Wegner den ersten Film um die Freunde Charles Ingvar, Ragnar und Zündschnur-Harry.
Charles-Ingvar (Kalle Eriksson) ist neu in Wall-Entuna, einem Ort, der von Direktor Wall-Enberg (Loa Falkman) beherrscht wird und der in dem Rektor der örtlichen Schule, Jansson (Claes Mansson), einen devoten Gehilfen hat. Schnell findet Charles-Ingvar Freunde, Harry (Fredrik Glimskär), der gerne zündelt und diese Vorliebe von seinem Großvater (Olof Thunberg) geerbt hat, und Ragnar, dessen Vater (Jerry Williams) vom großen Leasing-Geschäft träumt. Charles-Ingvar hat zwei Geschwister, den ewig Kinderlieder trällernden kleinen Bruder Sven-Ingvar (Isak Ekblom) und die Zwillingsschwester Sikkan (Freja Berglund), die sich Charles-Ingvar überlegen fühlt, weil sie eine Minute früher auf die Welt gekommen ist. Beide nerven Charles-Ingvar, der größeres im Sinn hat.
Viele Kinder im Ort sammeln nämlich Filmbildchen großer Stars aus Cornflakes-Packungen. Besonders beliebt sind Bilder von Errol Flynn und James Dean. Die hübsche Doris verspricht demjenigen Jungen zehn Küsse, der ihr Bilder von beiden Stars besorgt. Harry ist entschlossen, die seltenen Fotos zu besorgen. Aber wie? Nun, Charles-Ingvar hat mal wieder einen Plan. Sein Vater (Peter Rangmar) ist nämlich Ingenieur und will die Cornflakes-Produktion rationalisieren. Ein Roboter soll die Fotos einzeln in die Cornflakes-Packungen befördern. Was also ist zu tun? Ein Bruch muss vorbereitet werden, um an die heiß begehrten Fotos zu kommen.
Doch bis es so weit ist, müssen einige Schwierigkeiten überwunden werden. Der dicke Sohn Direktor Wal-Enbergs (Anders Öström) und der Sohn von Wall-Enbergs Chauffeur (Mats Wennberg) können die Jönsson-Bande nämlich überhaupt nicht leiden. Und Wall-Enberg selbst plant mit Rektor Jansson, die alten Häuser der Stadt abzureißen und durch kalte Betonklötze zu ersetzen. Um das zu erreichen, will man den Stadtrat übers Ohr hauen.
Viel zu tun für Charles-Ingvar und seine Freunde ...
Eine skurrile Atmosphäre herrscht in dem kleinen Städtchen Wall-Entuna. Kleidung und Autos aus den 50er Jahren, Jungen in Knickerbockers und kurzen Hosen, mit dicken Brillen und Baskenmützen, Mädchen, die den ganzen Tag auf ihre Schönheit achten wie ihre Mama, schräge Vögel unter Erwachsenen wie Kindern, dumme und dämliche, erfinderische und schlafmützige, hochnäsige und phantasievolle Leute drängeln sich auf engem Raum. Mit viel Schwung, pausenloser kindgerechter Action drehte Wegner eine turbulente Komödie, in der alle menschlichen Tugenden und Untugenden auf humorvolle und nie bösartige Art und Weise unters Volk gebracht werden.
Dem Einfallsreichtum sind dabei keine Grenzen gesetzt. Charles-Ingvar hat für alle Lebenslagen auf jeden Fall eines: einen Plan, einen absolut ausgeklügelten und absolut sicheren Plan, der absolut sicher zum Erfolg führt – was nicht gerade jedes Mal stimmt. Selbstverständlich bekommen die egoistischen Erwachsenen, vor allem Wal-Enberg und Rektor Jansson, ordentlich eins übergebraten. Besonders sehenswert ist der Einbruch in die Cornflakes-Fabrik, bei dem auch nicht alles so läuft wie Chefplaner Charles-Ingvar sich das ausgemalt hatte. Eine Verfolgungsjagd mit selbstgebautem Seifenkistenauto, ein Swimmingpool aus Cornflakes, eine Lehrerin, die nicht durchblickt, ein närrischer Großvater, der andere mit seinen selbst gebastelten Krachern den Nerv raubt und einiges mehr machen den Film über weite Strecken zu einem vergnüglichen Erlebnis.
Allerdings übertreibt Wegner bei der Darstellung einiger Charaktere doch etwas. Die Lehrerin etwa (Claire Wikholm), der Rektor und einige andere Erwachsene wirkten auf mich nicht besonders komisch. Zu bemüht Richtung „Jetzt lacht doch mal“, zu viele verzogene Gesichter, zu deutlich artikulierte „Ich bin jetzt komisch“-Dialoge nehmen dem Film einiges an Verve und Skurrilität. Auch Jerry Williams als Ragnars Vater konnte mich mit seiner eher dämlichen Geschichte vom großen Leasing-Geschäft nicht überzeugen. Arg gestelzte Mimik und Gestik vermiesen in einigen Szenen den ansonsten vorhandenen Reiz dieser Geschichte.
Trotz dieser Abstriche: Ein Film, der Kinderherzen zumeist höher schlagen lässt, die Phantasie anregt, viel Tempo entwickelt und daher für die Kleinen sicher ein Spaß ist.
© Bilder: AFM-Filmverleih
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