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Alien (1979) Aliens (1986) Alien 3 (1993) Alien: Die Wiedergeburt (1997)
Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt (Alien) USA 1979, 117 Minuten Regie: Ridley Scott
Drehbuch: Dan O’Bannon, Ronald Shusett Musik: Jerry Goldsmith, Howard Hanson, Wolfgang Amadeus Mozart Director of Photography: Derek Vanlint Montage: Terry Rawlings, Peter Weatherley
Darsteller: Tom Skeritt (Dallas), Sigourney Weaver (Ripley), Veronica Cartwright (Lambert), Harry Dean Stanton (Brett), John Hurt (Kane), Ian Holm (Ash), Yaphet Kotto (Parker), Bolaji Badejo (Alien), Helen Horton (Stimme der Mutter)
Das Fremde schlechthin
Die Kamera fährt langsam durch den Weltraum, dann durch das Raumschiff. Kein lebendes Wesen ist (zunächst) zu sehen. Die siebenköpfige Besatzung des Transportschiffs mit wertvoller Ladung ist „auf Eis gelegt“, schläft auf der langen, Monate dauernden Fahrt zurück zur Erde. Maschinen, Roboter haben die Steuerung des Schiffs übernommen. Sie empfangen einige merkwürdige Signale aus der „näheren“ Umgebung. Das erinnert stark an einige Sequenzen aus Kubricks „2001: Odyssee im Weltraum“ (1968), an die dortigen fast schon behäbigen Kamerafahrten durch das von HAL 9000 – dem hochentwickelten, „intelligenten“ Bordcomputersystem – gesteuerte Raumschiff, auf dem sich nur zwei Besatzungsmitglieder befanden.
Ridley Scotts „Alien“ ist trotzdem keine Kopie von „2001: Odyssee im Weltraum“. Plötzlich erwacht Leben auf der „Nostromo“ (der Name erinnert an „Nostradamus“, den Propheten, Hellseher, Astrologen und für manchen wohl Scharlatan aus dem 16. Jahrhundert, der heute noch einige Anziehungskraft in entsprechenden Kreisen hat). Die sieben Besatzungsmitglieder erwachen, treffen sich zum Frühstück, machen ihre Scherze, erste Konflikte werden offenbar. Die beiden Techniker Parker (Yaphet Kotto) und Brett (Harry Dean Stanton) wollen den gleichen Anteil am Gewinn wie die anderen und stänkern herum. Captain Dallas (Tom Skeritt) hat Mühe, sie in Schach zu halten. Ripley (Sigourney Weaver), seine resolute und selbstbewusste Stellvertreterin, mag die beiden nicht besonders. Lambert (Veronica Cartwright) und Kane (John Hurt) halten sich etwas zurück. Und der siebte an Bord, der Wissenschaftler Ash (Ian Holm) beobachtet das Ganze aus einer nüchternen, fast emotionslosen Perspektive.
Aus einem Raumschiff, das anfangs wie ein Totenschiff, ein riesiger Sarg im unendlichen Weltraum wirkte, ist eine kleine, lebendige Welt geworden, zwar weit weg von der Heimat Erde, aber nichtsdestotrotz eine vitale Gemeinschaft, ein winziges Abbild der (amerikanischen) Gesellschaft, in einer fremden, noch jedenfalls weitgehend unbekannten Umgebung – Aliens eben.
Die Signale sind nicht das einzige, was die Besatzung beunruhigt. Das Raumschiff ist völlig vom geplanten Kurs abgekommen, vom schnellsten Weg nach Hause. Lambert berechnet, dass man nun etliche Monate brauche, um wieder zur Erde zu kommen. Warum der Bordcomputer diesen enormen Umweg gefahren ist, bleibt ein Rätsel. Dallas löst nicht gerade Begeisterung bei den anderen aus, als er befiehlt, den Signalen nachzugehen, die möglicherweise SOS bedeuten könnten. In solchen Fällen sind die Richtlinien klar: Man ist verpflichtet, Hilferufen nachzugehen.
Bald ist der Planet ausgemacht, von dem die Signale ausgehen. Dallas, Kane und Lambert fahren auf den klimatisch äußerst unwirtlichen Planeten, auf dem Temperaturen weit unter Null herrschen. Sie entdecken eine Art Raumschiff, um dem Signal auf die Spur zu kommen. Sie finden ein riesiges Skelett, und Kane stößt auf eierartige Gebilde. Als er eines dieser Eier öffnet, springt ihm ein glitschiges Lebewesen mit Fangarmen auf den Helm, öffnet ihn und setzt sich auf sein Gesicht. Dallas und Lambert bringen Kane zurück an Bord. Ripley weigert sich, die drei durch die Schleuse zu lassen, weil sie sich streng an die Vorschriften hält und nicht die ganze Crew gefährden will. Doch Ash öffnet die Schleuse. Kane scheint noch zu leben, er atmet, bewegt sich jedoch nicht mehr. Als Ash in einen Fangarm der Kreatur schneidet, fließt eine ätzende Flüssigkeit heraus, die sich durch den Boden nach unten frisst. Zu aller Glück durchfrisst sie nicht die Außenwände des Raumschiffs.
Kurze Zeit später fällt die Kreatur von Kane herunter. Kane scheint wieder völlig in Ordnung, die Kreatur tot zu sein. Man begibt sich zum Essen. Kane ist gut gelaunt, isst, doch plötzlich fängt er an zu würgen, keuchen, als wenn er demnächst ersticken würde. Die anderen halten ihn auf dem Esstisch fest. Sein Bauch wölbt sich, platzt, Blut strömt heraus – und eine kreischende Kreatur mit einem kleinen Kopf auf langem Hals verbreitet Angst und Schrecken. Sie verschwindet irgendwo im Raumschiff. Kane ist tot. Es beginnt eine doppelte Jagd. Die Crew jagt die Kreatur und letztere die Crew. Die Kreatur hat mehr Erfolg als die Crew. Und Ripley entdeckt ein erschreckendes Geheimnis ...
Scott steigert im Verlauf des Films die klaustrophobische Atmosphäre zunehmend. Es gibt etliche Szenen, die fast zum Zerreißen spannend sind, etwa als Brett der an Bord befindlichen Katze nachjagt, „Kittikittikit“ ruft, und man jeden Moment darauf wartet, die Kreatur würde über ihn herfallen. Oder wenn Dallas in einen Luftschacht kriecht, bewaffnet mit einem Flammenwerfer, Lambert auf dem Monitor sieht, wie die Kreatur sich Dallas nähert, der sie aber nicht sehen kann. Oder auch, wenn Lambert vor der Kreatur steht, bewegungsunfähig vor Angst, und Parker auf die mit jedem ihrer Opfer größer werdende Kreatur losgeht. H. R. Giger kreierte diesen Alien, ein Wesen ohne Gewissen, ausschließlich auf Leben und Überleben programmiert, ähnlich einem Reptil, mit messerscharfen, langen Zähnen. Michael Seymor zauberte ein Szenenbild, das für diese Jagd auf Beute exzellent funktioniert: dunkle, verwinkelte Räume, Gänge, Schächte, etliche Möglichkeiten für die Kreatur, sich zu verstecken.
Eine „Schachfigur“ nach der anderen fällt dem fremden Wesen zum Opfer. Der Showdown mit Sigourney Weaver samt Katze gegen die Kreatur gehört zu den spannendsten Momenten der Filmgeschichte, das kann man glaube ich ohne Übertreibung sagen. Was den Film darüber hinaus auszeichnet, ist, dass er seine Figuren nicht zu Anhängseln der special effects macht. Alle sieben Personen an Bord sind – mehr oder weniger jedenfalls – als Menschen mit bestimmten Charakterzügen erkennbar. Hinzu kommt die spezifische Rolle von Ash, über die ich hier natürlich nichts verraten will.
Im Gegensatz zu den Ende der 70er Jahre in die Kinos gebrachten „Star Wars“- und „Star Trek“-Geschichten ist „Alien“ weniger ein Sciencefiction- als ein Horrorfilm. Der Film hat mehr Ähnlichkeiten mit „Halloween“ als mit SF-Filmen. Scott reizt Klaustrophobie und Angstsituationen extrem aus, treibt sie bis zur letzten Sekunde fast schon unbarmherzig voran.
„Alien“ gehört zu jener Reihe von Filmen, denen u.a. auch vorgeworfen wurde, das „Fremde“ in einem übertragenen Sinn als durch und durch „Böses“ zu stilisieren. Ich kann mich dem nicht anschließen. „Alien“ steht in einer wesentlich längeren Tradition von Filmen, die mit Ängsten operieren, die sich – sei es in außerirdischen, sei es in sehr irdischen – Wesen personalisieren. Das ist das eigentliche Thema, zumal in diesem Film die Verantwortung für den Tod von sechs der sieben Crew-Mitgliedern bei einer sehr irdischen Quelle liegt. Wenn überhaupt ist „Alien“ eher Ausdruck für eine aufgrund der veränderten gesellschaftlichen Entwicklungen ebenso modifizierte Behandlung des Themas Angst vor etwas, was man nicht kennt. Die exzellente Besetzung wie die ebenso ausgezeichnete Inszenierung macht „Alien“ zu einem Klassiker, wie gesagt, eher des Horror- als des SF-Films.
Leider wurden einige Szenen nicht in den Film aufgenommen, z.B. eine Auseinandersetzung zwischen Lambert und Ripley, die dem Film noch mehr Tiefe gegeben hätten. Sie sind auf der DVD allerdings als Zusatzmaterial vorhanden.
Aliens – Die Rückkehr (Aliens) USA, Großbritannien 1986, 137 Minuten Regie: James Cameron
Drehbuch: James Cameron, David Giler, Walter Hill Musik: James Horner, Jerry Goldsmith, Aram Khachaturian Director of Photography: Adrian Biddle Montage: Ray Lovejoy Produktionsdesign: Peter Lamont (Szenenbild), Terry Ackland-Snow, John Richardson (special effects), H. R. Giger (Alien-Figur)
Darsteller: Sigourney Weaver (Ellen Ripley), Michael Biehn (Corporal Dwayne Hicks), Paul Reiser (Carter J. Burke), Lance Henriksen (Bishop), Carrie Henn (Rebecca „Newt“ Jordan), Bill Paxton (Private W. Hudson), William Hope (Lt. W. Gorman), Jenette Goldstein (Private J. Vasquez), Al Matthews (Sergeant A. Apone), Mark Rolston (Private M. Drake), Ricco Ross (Private R. Frost), Colette Hiller (Corporal C. Ferro), Daniel Kash (Private D. Spunkmeyer), Cynthia Dale Scott (Corporal C. Dietrich), Tip Tipping (Private T. Crowe)
Mother vs. Mother
„Alien“ von Ridley Scott gehört sicherlich zu den Klassikern des in Form eines Sciencefiction inszenierten Horrorfilms. Sequels haben es bei solchen Filmen schwer. James Cameron allerdings („The Terminator“, 1984; „Terminator 2: Judgment Day“, 1991; „True Lies“, 1994; „Titanic“, 1997; „Dark Angel“, TV 2000) gelang mit „Aliens“ 1986 eine nicht nur konsequente, sondern auch in sich stimmige Fortsetzung der Geschichte, die allerdings das Schwergewicht etwas deutlicher auf Action verlagerte. Die Geschichte ist zudem für sich verständlich; die Kenntnis von Scotts „Alien“ nicht Voraussetzung, um diesen Film zu genießen.
Seit 57 Jahren treibt Ellen Ripley eisgekühlt durch das All, als sie durch eine Rettungsschiff mehr oder weniger zufällig gefunden wird. Sie ist nicht älter geworden. Nur ihre geliebte Katze Jones hat die Schlacht mit den Aliens noch überlebt. Ripley muss vom Vertreter der Gesellschaft, für die sie gearbeitet hat, Burke (Paul Reiser), erfahren, dass ihre Tochter zwei Jahre zuvor im Alter von 66 Jahren gestorben ist. Ihre Geschichte vom Kampf gegen die Aliens nimmt ihr niemand so richtig ab, zumal der Heimatplanet LV-426 der menschenfleischfressenden Kreaturen inzwischen eine Kolonie der Menschen geworden ist. Ripley ist zudem verantwortlich für die Zerstörung des Transport-Raumschiffs und damit für einen Millionenverlust der Gesellschaft. Man entzieht ihr die Pilotenlizenz.
Wenig später erscheint Burke bei Ripley und erzählt ihr, man habe den Kontakt zu LV-426 verloren. Ein Militärkommando wolle sich zu dem Planeten begeben, um der Sache auf den Grund zu gehen. Die Gesellschaft wolle Ripley als Beraterin dabei haben. Unter einer Bedingung erklärt sich Ripley bereit, an dem Unternehmen teilzunehmen: Burke muss versprechen, die Aliens, auf die man dort sicher treffe, zu eliminieren und kein Exemplar dieser gefährlichen Spezies mit auf die Erde zurückzunehmen. Burke stimmt zu.
Die Bedenken Ripleys sind berechtigt. Denn die Gesellschaft wollte schon vor 57 Jahren Aliens auf die Erde transportieren, um mit ihrer Hilfe bzw. ihrem genetischen und chemischen Material Waffen herzustellen. In der Gesellschaft hartgesottener und mit den modernsten Waffen ausgerüsteter Soldaten beginnt die Reise Ripleys zurück an den Ursprung des Horrors. Auch Truppenkommandeur Apone (Al Williams), der Gefreite Hudson (Bill Paxton), Corporal Hicks (Michael Biehn) und die megacoole J. Vasquez (Jenette Goldstein) wollen Ripleys Geschichte nicht so recht glauben. Zudem an Bord ist der Androide Bishop (Lance Henriksen), dem Ripley misstraut, weil sie glaubt, er sei wie der Androide Ash 57 Jahre zuvor ein Agent der Gesellschaft, deren einziges Interesse die Lieferung eines Alien sei.
Schon bald müssen die Militäreinheit und Ripley feststellen, dass auf LV-426 kein menschliches Wesen überlebt hat – bis auf eines: Versteckt in einem Winkel der Basisstation findet Ripley das völlig verstörte neunjährige Mädchen Rebecca (Carrie Henn), die sich Newt nennt und deren Eltern und Bruder von den Aliens getötet wurden. Newt kennt sich in der Basisstation aus wie kein anderer, weil sie sich die letzten Wochen mit einigem Geschick vor den Aliens verstecken musste.
Newt zweifelt daran, dass die Soldaten eine Chance gegen die Aliens haben – inzwischen mehrere Hundert. Ein Soldat nach dem anderen wird Opfer der gewissenlosen Fleischfresser. Zudem muss Ripley feststellen, dass Burke noch immer den Auftrag hat, einen der Außerirdischen zur Erde zu bringen und alles andere für die Gesellschaft unwichtig ist ...
Im Gegensatz zu Scotts „Alien“ setzt James Cameron in der Fortsetzung der Geschichte verstärkt auf den „militärischen“ Aspekt des Kampfs gegen die Aliens. Nicht nur die haben sich vermehrt, auch die andere Seite, die Menschen, schickt Truppen. Der kriegerische Charakter der meisten Szenen bedeutet jedoch nicht, dass Cameron Geschichte und Figuren vernachlässigt. Im Zentrum der Handlung steht Ripley, die gerade erfahren hat, dass ihre eigene Tochter gestorben ist, die psychisch sehr angeschlagen ist, die Alpträume quälen und die sich in einer Welt zurechtfinden muss, die eigentlich nicht mehr die ihre ist. Konfrontiert mit der skrupellosen Politik ihrer Gesellschaft entschließt sie sich, den Kampf gegen die Bestien trotzdem aufzunehmen. Ihr ist bewusst, welche Folgen der Transport auch nur eines Alien auf die Erde hätte. Sie weiß, dass man die reptilienartigen, mit scharfen Zähnen ausgestatteten Außerirdischen nicht in irgendeiner Weise zähmen kann, dass sie eine spezifische Intelligenz haben und einen extremen Arterhaltungstrieb, gegen den kein Kraut gewachsen ist.
Ripley trifft auf Newt. Und ab diesem Zeitpunkt kennt sie nur zwei Ziele: die Aliens vernichten und Newt gesund nach Hause bringen. Dieser sich anbahnenden Mutter-Tochter-Beziehung gegenüber steht die Königin der Alien, die aus ihrer Sicht der Dinge dasselbe Interesse hat: den Schutz ihrer Kinder, was in diesem Fall vor allem bedeutet: Ernährung durch Menschenfleisch.
Besonders beeindruckend sind tatsächlich die Szenen mit Ripley und Newt; hier hat Sigourney Weaver – neben den Kampfszenen – ihre besten Momente; daneben die Szenen, in denen sie gegen die feindliche Mutter der Alien, die Königin, zu Felde zieht, etwa wenn sie Newt aus dem Gespinst der Königin befreit oder mit einer Art Kran gegen die Königin kämpft, um die daran zu hindern, Newt zu fressen. Dank Cameron erfährt man mehr über die Aliens, die ähnlich wie Insekten leben. Sie schlüpfen aus eierähnlichen Gebilden, suchen sich einen Wirt, Menschen, nisten sich in dessen Brust ein, und wenn sie einige Zeit gewachsen sind, platzen sie aus der Brust heraus mit der Folge des Todes der Wirte. Sie haben Gehirn, Instinkt, sind in der Lage, z.B. einen Fahrtstuhl anzuhalten oder die Stromzufuhr zu unterbrechen. Sie sind lernfähig und können sich untereinander verständigen. Die Königin wird durch Soldaten-Aliens geschützt. In gewisser Weise fördert dies ein minimales Verständnis für die nichtsdestotrotz gefährlichen Kreaturen; ihr Verhalten ist nachvollziehbar.
Cameron gelingt ebenso wie schon Scott, eine klaustrophobische Atmosphäre herzustellen. Einige Szenen sind hier besonders bemerkenswert, etwa als Ripley und Newt im Laboratorium eingeschlossen sind und ein Alien sie bedroht. Die Tür ist verriegelt. Die Panzerglasscheiben, lassen keinen Laut nach außen dringen. Eine gespenstische, äußerst adrenalintreibende Sequenz. Ripley hat einen lebensrettenden Einfall: Mit Hilfe eines Feuerzeugs löst sie Feueralarm aus und alarmiert die Soldaten.
„Aliens“ entwirft eine Welt der Zukunft, über die nicht sehr viel Positives zu vermerken ist – wie schon „Alien“. Noch deutlicher, weil personalisiert, kommt zum Ausdruck, dass die Skrupellosigkeit einer Gesellschaft und ihrer Protagonisten im Grunde tragischer ist als das Verhalten der Aliens. Letztere funktionieren nach einem ganz anderen biologischen Prinzip, sie sind offensichtlich nicht mit einer Gewissensinstanz ausgestattet, töten um zu überleben und sich zu vermehren. Die Menschen dagegen töten aus Macht- und Profitinteressen. Burke, eindrücklich gespielt von Paul Reiser, vordergründig ein sympathischer, fast zuvorkommender Mann, ist personifizierter Ausdruck dieser Bestialität. Er ist bereit, die gesamte militärische Einheit und alle anderen zu opfern, nur, um einen Alien auf die Erde zurückzubringen. Als er auffliegt, diskutieren die anderen, ob sie ihn nicht umbringen sollen. Sie lassen es, was Burke später ermöglicht, seine Absichten weiterzuverfolgen.
Die special effects sind professionell gemacht, die Alien-Figuren beängstigend und nicht Produkte eines Computers, sondern hand-made. Das Szenenbild ist optimal konfiguriert für die etlichen Kämpfe in Luftschächten, dunklen Gängen usw.
„Aliens“ ist eines der wenigen Sequels, die dem Original in nichts nachstehen – eine gelungene Mischung aus Sciencefiction, Horror, Action and Crime. Dabei knüpft Cameron an Scotts „Alien“ nahtlos an und schafft trotzdem einen eigenen Stil und eine in sich geschlossene Geschichte.
Alien 3 (Alien 3) USA 1992, 114 Minuten Regie: David Fincher
Drehbuch: Vincent Ward, David Giler, Walter Hill, Larry Ferguson Musik: Elliot Goldenthal Director of Photography: Alex Thomson Montage: Terry Rawlings Produktionsdesign: Norman Reynolds, Michael White (Szenenbild), Andrew Ackland-Snow, George Gibbs (special effects), Richard Edlund
Darsteller: Sigourney Weaver (Ellen Ripley). Charles Dutton (Dillon), Charles Dance (Clemens), Paul McGann (Golic), Brian Glover (Andrews), Ralph Brown (Aaron), Daniel Webb (Morse), Christopher John Fields (Rains), Christopher Fairbank (Murphy), Leon Herbert (Boggs), Pete Postlethwaite (David), Lance Henriksen (Bishop II),
Keine interessante Fortsetzung der Reihe
Nach den beiden nicht nur erfolgreichen, sondern auch überzeugenden Alien-Filmen von Ridley Scott und James Cameron versuchte sich David Fincher („Se7en“, 1995; „The Game“, 1997; „Fight Club“, 1999; „Panic Room“, 2002) 1992 an einem weiteren Sequel der Geschichte um Ellen Ripley und ihrem Kampf gegen die reptilartigen menschenfleischfressenden Außerirdischen. Nun ist ein solches Vorhaben sicherlich mehr als gewagt. Wie will man eine Geschichte weitererzählen, ohne die beiden vorherigen nur in anderer Form zu kopieren? Unmöglich ist das sicher nicht. Aber David Fincher gelang eben doch nicht viel mehr als ein teilweise sehr fader Abklatsch von „Alien“ und „Aliens“. Die Geschichte selbst hat zudem etliche Mängel und vor allem logische Ungereimtheiten, so dass man nicht gerade von einem angemessenen Sequel sprechen kann.
Ellen Ripley (Sigourney Weaver), Hicks und die Kleine Newt landen nach dem letzten Kampf gegen die Aliens auf dem Planeten Fiorina 161 sehr unsauber. Hicks und Newt sind tot, nur Ripley hat die Bruchlandung überlebt. Auf Fiorina 161 leben eine Handvoll Männer, gefangene Schwerverbrecher, die von Oberaufseher Andrews (Brian Glover) und seinem Helfershelfer Aaron (Ralph Brown), den alle IQ85 nennen, weil er einen diesen niedrigen Intelligenzquotienten haben soll, beaufsichtigt werden. Anwesend ist zudem der Arzt Clemens (Charles Dance), der vor einigen Jahren rauschgiftabhängig war und aus diesem Grund Patienten falsche Medikamente verschrieben hatte, was zum Tod der Patienten führte. Ripley ist deprimierter denn je, vor allem weil die kleine Newt, für deren Überleben sie gekämpft hatte, nun auch tot ist. Sie überredet Clemens zu einer Obduktion der Leiche, weil sie den Verdacht hat, Newt sei durch einen Alien getötet worden.
Die Situation auf Fiorina 161 ist für Ripley gefährlich. Als einzige Frau unter Schwerverbrechern hat sie ein schweres Los gezogen. Auf dem Planeten befinden sich weder moderne Waffen, noch Kommunikationstechnologie. Sie muss feststellen, dass sich Aliens an Bord ihres Raumgleiters befunden hatten, die nun die zwei Gefangenen Rains (Christopher John Fields) und Boggs (Leon Herbert) töten. Andrews glaubt dem Gefangenen Golic (Paul McGann), der das beobachtet hat, nicht. Doch kurz darauf werden Andrews und dann auch Clemens selbst Opfer der Außerirdischen.
Noch schlimmer: Ripley muss feststellen, dass ein Alien-Embryo während der Fahrt im Raumgleiter sich auch in ihr eingenistet hat. Die Aliens lassen sie deshalb in Ruhe. Ein Raumschiff der Gesellschaft, für die sie gearbeitet hat, ist unterwegs zu Fiorina 161. Ripley weiß, dass die Gesellschaft ausschließlich ein Interesse daran hat, einen der Aliens in die Hände zu bekommen – zwecks Entwicklung moderner Waffen. Die Gefangenen und sie selbst sind der Gesellschaft gleichgültig. Ein schwieriger Kampf gegen die Aliens – und gegen sich selbst – beginnt ...
Wäre Finchers Film der erste der Alien-Reihe, könnte man über einige Ungereimtheiten und die größtenteils schwachen Charaktere dieses Films hinwegsehen. Doch leider ist „Alien3“ im wesentlichen der gescheiterte Versuch einer Kopie des zweiten Teils. Bei den Gefangenen handelt es sich um Schwerverbrecher, Mörder, Vergewaltiger usw. Sie haben sich Gott und der Religion zugewandt und leben zwar unter Aufsicht; nur, die hat überhaupt keine Macht über die Gefangenen – außer der Autorität Andrews: nicht sehr glaubwürdig. Was diese oberflächlich zur Schau getragene Religion soll, bleibt unerfindlich. Soll sie die fehlenden Waffen zur Kontrolle der Gefangenen ersetzen? Keine dieser Personen hat wirklich Personalität. Selbst der Arzt nicht, der angeblich auf dem Planeten geblieben ist, weil er auf der Erde sowieso keine Zulassung mehr bekommen würde. Auch nicht sehr glaubwürdig. Er könnte sicherlich etwas anderes tun, als in dieser trostlosen Welt dahinzuvegetieren.
Fincher gelang zwar die Inszenierung einer düsteren und trostlosen Atmosphäre, vor dem Hintergrund der papierdünnen Charaktere allerdings erlangt diese Atmosphäre nicht gerade Überzeugungskraft. Die Actionsequenzen sind zahlreich, erzeugen aber im Gegensatz zu den beiden ersten Filmen wesentlich weniger Spannung. Warum Ripley mit Clemens das Bett teilt, bleibt unerfindlich. Jedenfalls führt diese Szene nicht dazu, dass irgendeine Art von menschlicher Emotion in den Film gelangt; es geschieht mehr oder weniger beiläufig und bleibt für den Film insgesamt unbedeutend. Die Bekämpfung der Aliens bewegt sich in den gleichen Bahnen wie schon in den ersten beiden Filmen. Offensichtlich sind Fincher und seinen vier Drehbuchautoren die Ideen ausgegangen. Vielleicht wollten sie auch nur ein Kino-Sommerloch stopfen, ich weiß es nicht.
Ich kann es kurz machen. „Alien3“ ist ein mittelmäßiger Horror- und Sciencefiction-Streifen, der im Vergleich zu den beiden ersten Teilen der Serie vieles vermissen lässt. Ideenlosigkeit, schwache Charaktere und eine in Teilen nicht sehr überzeugende Handlung machen den Film schnell wieder vergessen. „Alien3“ ist nicht schlecht, aber auch nicht besonders gut. Sigourney Weaver, noch die beste Akteurin „an Bord“, spielt zu routiniert, und der Horror hält sich in mäßigen Bahnen.
Alien – Die Wiedergeburt (Alien: Resurrection) USA 1997, 109 Minuten Regie: Jean-Pierre Jeunet
Drehbuch: Joss Whedon Musik: John Frizzell, Jerry Goldsmith Director of Photography: Darius Khondji Montage: Hervé Schneid Produktionsdesign: Nigel Phelps (Szenenbild), Eric Allard (special effects), Erik Henry
Darsteller: Sigourney Weaver (Ellen Ripley), Winona Ryder (Annalee Call), Dominique Pinon (Vriess), Ron Perlman (Johner), Gary Dourdan (Christian), Michael Wincott (Elgyn), Kim Flowers (Hillard), Dan Hedaya (General Perez), J. E. Freeman (Dr. Wren), Brad Dourif (Dr. Gediman), Raymond Cruz (Distephano), Leland Orser (Purvis)
Monsterchen statt Monster
Die Wiedergeburt der im dritten Teil der „Alien“-Geschichte gestorbenen Lt. Ellen Ripley ist eher eine Art Wiederauferstehung im modernen gentechnischen Zeitalter. Fünf Jahre nach David Finchers eher mäßigem „Alien 3“ versuchte sich nun der französische Regisseur Jean-Pierre Jeunet („Délicatessen“, 1991,, „La Cité des enfants perdus“, 1995; „Die fabelhafte Welt der Amelie“, 2001) an dem Stoff. Jeunet – der eine Vorliebe für Außenseiter, Gestrandete, Outlaws usw. zu haben scheint – lässt Ripley als geklontes Kunstprodukt wiedererstehen. Skrupellose Wissenschaftler haben sozusagen aus ihrem letzten Blutstropfen, der kein Opfer der Flammen geworden war, immerhin 200 Jahre nach ihrem Tod nach sieben Fehlversuchen einen Klon der leidensgeprüften Ellen Ripley erzeugt, der allerdings auch genetische Informationen der Aliens enthält. Ein Mischwesen aus Gut und Böse, oder besser: von Mensch plus Gewissen und Alien ohne desgleichen, das uns die Kamera Darius Khondjis gleich zu Anfang als zunächst kaum zu erkennende Kreatur zeigt. Aus ihrem Leib schneiden die Wissenschaftler die Alien-Königin, flicken Ripley, die noch lebt, wieder zusammen und lassen ihr „Nebenprodukt“ aus lauter wissenschaftlichem Ehrgeiz und Neugier am Leben.
Das dunkle Raumschiff Auriga schwebt durch das All. Um ihre Experimente fortzusetzen benötigen Dr. Wren (J. E. Freeman) und Dr. Gediman (Brad Dourif), die Leiter der wissenschaftlichen Abteilung an Bord, menschliche Wirte, um die Fortpflanzung der Aliens im menschlichen Körper zu gewährleisten. Da dies illegal ist, beauftragt General Perez (Dan Hedaya) eine Gruppe von Schmugglern damit, solche Wirte zu besorgen. Kurz nach Ripleys Wiedergeburt erscheint das Schmugglerraumschiff „The Betty“ auf Auriga. Zur Besatzung unter Führung von Elgyn (Michael Wincott) und seiner Freundin Hillard (Kim Flowers) gehören auch der an den High-Tech-Rollstuhl gefesselte Mechaniker Vriess (Dominique Pinon), das Großmaul und Narbengesicht Johner (Ron Perlman) und nicht zuletzt Call (Winona Ryder), die sich später als hochentwickelter Androide erweist – mit spezieller Programmierung.
Dass die Aliens intelligent sind, beweisen sie den Menschen bald. In der Gefangenschaft töten sie einen der ihren, um durch dessen ätzende Körperflüssigkeit dem Raum zu entkommen, in dem sie beobachtet werden. Etliche Menschen werden Opfer der Außerirdischen. Die Besatzung der Betty, Ripley und einer der menschlichen Wirte, die übrig geblieben sind, Purvis (Leland Orser), (mit Alien hinterm Brustkorb) nehmen den Kampf gegen die Aliens auf ...
Sigourney Weaver spielt – im Gegensatz zu den ersten drei Filmen der Alien-Geschichte – diesmal eine Mischung aus Gewissenlosigkeit und Abgebrühtheit einerseits, Hingezogenheit zur menschlichen Gesellschaft andererseits. „Zwei Seelen wohnen ach in ihrer Brust“, und Weaver überzeugt uns sehr rasch, wie abgefeimt sie im Unterscheid zu ihrem „genetischen Ausgangsmaterial“ der 200 Jahre zuvor verstorbenen Ripley geworden ist. Ihre körperlichen Fähigkeiten lassen im übrigen kaum etwas zu wünschen übrig, auch ein Ergebnis der Mischung mit Alien-DNA.
In einigen schönen und erschreckenden Szenen kann Weaver diese Doppelbödigkeit ihrer Existenz als Ripley beweisen. Dabei steht sie trotzdem mit eineinhalb Beinen auf menschlicher und nur mit einem halben Bein auf Alien-Seite. Als Johner sie anzumachen versucht, spielt sie gerade Basketball und lässt ihn nicht nur beim Spiel, sondern auch ansonsten klar und überlegen abblitzen. Auch als Ripley die entsetzlich entstellten menschlichen Überreste der genetischen Experimente sieht und mit dem Flammenwerfer vernichtet, kann Weaver diese fast schon an „genetische Schizophrenie“ grenzende Hin- und Hergerissenheit ihres Daseins dokumentieren.
Viele der Action-Szenen, die Verfolgungsjagden durch die Gänge des Raumschiffs, und besonders eine Szene, in der die Crew der Betty und Ripley tauchen müssen, um den Aliens zu entfliehen, kommen in ihrer Qualität an die beiden ersten Alien-Filme heran. Gerade diese Unterwasserszene ist äußerst spannend inszeniert und endet mitten in der Eierlegestation der Alien-Königin.
Negativ zu vermerken an Jeunets Adaption des Stoffes ist allerdings, dass außer Ripley und dem narbengesichtigen Johner kaum einer Figur sehr viel an charakterlicher Tiefe zugesprochen wurde. Dan Hedaya zum Beispiel spielt den Bösewicht General Perez so unglaubwürdig „böse“, dass er wie eine Karikatur aus einem schlechten B-Movies erscheint. Und dann Winona Ryder: Wieso wurde diese für romantische Komödien oder weiß-ich-nicht-was vielleicht prädestinierte Schauspielerin für diesen Film verpflichtet? Sie wirkt wie ein ausgesprochener Fremdkörper in einem Horror-Sciencefiction, wie reingeklebt. Ron Perlman dagegen spielt einen hübsch-hässlichen Weltraum-Abenteurer, einen Glücksritter, der vor allem auf seine Kraft und die Waffe in seiner Hand vertraut, nichtsdestotrotz aber auch genügend Hirn besitzt. Der an den Rollstuhl gefesselte Pinon’sche Vriess kommt für meine Begriffe viel zu kurz. Pinon hätte eine etwas tiefer gehende Rolle gut gestanden. Auch die Wissenschaftler werden sträflich vernachlässigt, was bei diesem Thema die Strafe der Abwertung nach sich zieht. Denn wenn das Thema Gentechnologie schon in einen Film hereingenommen wird, dann bitte nicht so, dass die skrupellosen Wissenschaftler Randfiguren bleiben.
Jeunets Film ist über weite Strecken trotzdem sehr sehenswert und hat mir etwas besser als Finchers „Alien3“ gefallen. Szenenbild, visuelle und special effects sind annehmbar. Andererseits sind die Horroreffekte der Aliens in Jeunets Streifen weitgehend – im Vergleich zu „Alien“ und „Aliens“ – zurückgenommen. Diese fleischfressenden Monster können lange nicht mehr so erschrecken wie in Scotts und Camerons Filmen. Man kann es auch so ausdrücken. Wer Hunger hat, kann sich an „Alien: Resurrection“ schon satt „essen“, nur kurz nach dem Film bekommt man eben Appetit auf „Alien“ und „Aliens“.
Vor allem die Schlussszene trägt zu diesem Eindruck sehr viel bei. Das Riesenbaby, mit dem sich Ripley am Schluss „versöhnt“, um es dann aus dem Raumschiff zu „pusten“, erinnert kaum an die ursprünglichen Aliens, sondern an ein nacktes Spielzeug-Monsterchen, mit dem kleine Jungens im Alter von sechs gerne spielen. Zudem hat diese Szene etwas Pathetisch-Schmalziges, wenn Ripley mit dem Baby „schmust“, das einem die Sprache verschlägt.
Jeunet hat sich einiges vergeben. Die Story selbst hätte mehr hergegeben, hätte er auf Charaktere und die „Dreiecksgeschichte“: mehr oder weniger gewissenhafte Menschen – mehr oder auch weniger skrupellose Menschen – Aliens – mehr Gewicht gelegt, die Konflikte entwickelt, um das zweifellos spannende Thema Gentechnologie etc. zu behandeln; dann wäre ein inhaltlich spannender Fortsetzungsfilm entstanden. Aber so ...
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