French Conncetion - Brennpunkt Brooklyn (1971)
French Connection II (1975)



French Connection – Brennpunkt Brooklyn
(The French Connection)
USA 1971, 104 Minuten
Regie: William Friedkin

Drehbuch: Ernest Tidyman, nach einem Bericht von Robin Moore
Musik: Don Ellis
Director of Photography: Owen Roizman
Montage: Jerry Greenberg
Produktionsdesign: Ben Kazaskow, Edward Garzero

Darsteller: Gene Hackman (Detective Jimmy „Popeye“ Doyle), Fernando Rey (Alain Charnier), Roy Scheider (Detective Buddy „Cloudy“ Russo), Tony Lo Bianco (Sal Boca), Marcel Bozzuffi (Pierre Nicoli), Frédéric de Pasquale (Henri Devereau), Bill Hickman (Bill Mulderig), Ann Rebbot (Marie Charnier), Harold Gary (Joel Weinstock), Arlene Farber (Angie Boca), Eddie Egan (Walt Simonson), André Ernotte (La Valle), Sonny Grosso (Bill Klein), Ben Marino (Lou Boca), Patrick McDermott (Howard, Chemiker)

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Neben „The Exorcist“ (1973) und „To Live and Die in L.A.“ (1985, mit William L. Petersen, Willem Dafoe und John Turturro) gehört „The French Connection“ für mich zu den besten Filmen William Friedkins. Exzellent untermalt mit der Musik des Jazztrompeters und Bandleaders Don Ellis (1934-1978) gehört der Film heute zu den Klassikern unter den Thrillern. Der mit fünf Oscars (bester Film, beste Drehbuch-Adaption, bester Hauptdarsteller [Gene Hackman], beste Regie und bester Schnitt) sowie weiteren drei Nominierungen bedachte Thriller gilt manchen sogar als die „Mother of all Action-Movies“.

New York City. Die befreundeten Detectives „Popeye“ Doyle (Gene Hackman) und „Cloudy“ Russo (Roy Scheider) langweilen sich herum. Sie haben mehr Junkies in einem Jahr festgenommen als ihre Kollegen, aber letztlich nur kleine Fische. Ihr Chef (Eddie Egan) ist zudem nicht besonders erfreut über die „außergewöhnlichen“ Methoden, mit denen insbesondere Doyle seinen Beruf ausübt. Doyle schleppt Russo in ein Restaurant, in dem sich einige tatsächliche bzw. vermeintliche Gangster treffen. Zu ihnen gehört Sal Boca (Tony Lo Bianco), den Doyle für einen Drogendealer hält. Er und Russo beobachten Boca, nachdem ihnen ein V-Mann in der Drogenszene berichtet hat, die ausgetrocknete Szene warte auf eine Riesenlieferung aus dem Ausland.

Mit Mühe können die beiden Cops ihren Vorgesetzten dazu überreden, Bocas Telefon für eine Zeitlang anzapfen zu dürfen, um hinter dessen Kontakte zu kommen. Schnell erfahren sie, dass ein französischer Groß-Dealer namens Alain Charnier (Fernando Rey) sich in New York aufhält. Charnier hat den französischen TV-Star Devereau (Frédéric de Pasquale) dazu überreden können, in dessen Auto 60 kg hochwertiges Heroin zu verstecken, um es über Boca an den Edel-Dealer Weinstock (Harold Gary) für eine beträchtliche Summe zu verkaufen.

Charnier, der mit seinem Killer Nicoli (Marcel Bozzuffi) in New York aufgetaucht ist, ist ein gewiefter Hund. Schnell merkt er, dass die Polizei ihn, Boca und die anderen Beteiligten beschattet. Doyle und Russo haben zudem ein anderes Problem. Ihr Chef musste akzeptieren, dass angesichts der erwarteten Menge an Rauschgift das FBI in den Fall eingeschaltet wird. So wird Doyle der FBI-Agent Mulderig (Bill Hickman) zur Seite gestellt, der Doyle vorwirft, bei einem früheren Einsatz für den Tod eines Kollegen verantwortlich zu sein.

Die Jagd beginnt. Doyle erkennt sehr schnell, das der Franzose Charnier ein erfahrener Großdealer ist, dem er nicht auf die leichte Art beikommen kann ...

„French Connection“ ist – an Originalschauplätzen v.a. in Brooklyn gedreht und nach einem Bericht von Robin Moore einer tatsächlichen Begebenheit aus den 60er Jahren in New York nachempfunden – ein sehr realistisch wirkender Film. Owen Roizman filmte ein New York, das wenig mit Manhattan und noch weniger mit dem Glanz der amerikanischen Großstadt zu tun hat. Hinterhöfe, abseits gelegene, teilweise verfallene Gebäude, wenig ansehnliche Teile Brooklyns vermitteln ein ganz anderes Bild von New York, als man es aus Glanzberichten des Fernsehens oder auch anderen Kinofilmen kennt.

Nicht nur das. Friedkin erzählt eine zum einen in extrem nüchternen Eindrücken gehaltene, zum anderen von durchaus kritischen Tönen untermalte Geschichte über die Polizeiarbeit zweier Cops, die sich – vor allem was Hackmans Doyle betrifft – kaum von den verbrecherischen Methoden der Dealer unterscheidet. Doyle ist ein ziemlich ekelhafter, teilweise sadistischer, wenn auch nicht völlig unsympathischer Cop. Er schimpft auf alle „Ausländer“, sprich: vor allem auf die „Drecks-Puerto-Ricaner“, die angeblich nichts anderes zu Wege bringen, als mit Drogen zu handeln. Den französischen Großdealer Charnier – extravagant und gerissen gespielt von Fernando Rey – tituliert er als „Froschfresser“. Doyle ist in seinen Methoden alles andere als zimperlich. Selbst sein Chef wirft ihm vor, genauso süchtig in bezug auf die erfolgreiche Festnahme von Junkies oder Dealern zu sein wie diese in bezug auf Drogen und Geld.

Als in einer der Anfangsszenen Doyle und Russo den Dealer Boca in einem Restaurant beobachten, spürt man in Doyles Gesicht den ganzen Hass auf so einen wie Boca, aber auch den Neid gegenüber solchen Leuten. Dieser Schweinehund hat es zu etwas gebracht, zu mehr Geld, als Boyle jemals beim New York Police Department verdienen wird, Frauen, die um ihn herum schwirren usw. Doyle ist ein fanatischer Cop. Der Erfolg, die Festnahme, stehen ihm über alles. Dafür geht er auch über Leichen. Doyle hat sein ganzes Leben darauf verwettet, Dealer – ob große oder kleine – dingfest zu machen. Er ist selbst süchtig: auf Verbrecher.

Als der „Froschfresser“ Charnier auftaucht, wird Doyles Hass und Ehrgeiz noch größer. Er beobachtet – in eisiger Kälte – wie Charnier und sein Adjutant und Killer Nicoli in einem vornehmen Restaurant ebenso vornehm speisen, während er nur einen lauen, dünnen Kaffee von Russo serviert bekommt. Doyle ist nicht dumm, aber Charnier ist gerissener. Zu den besten Szenen des Films zählt jene, in der Doyle Charnier zu Fuß in der Metro-Station verfolgt. Charnier hat längst erkannt, dass Doyle Cop ist. Er steigt in die Metro, wieder aus, wieder ein. Doyle versucht krampfhaft, an Charniers Fersen zu bleiben, aber der hat ihn rasch überlistet und winkt ihm schadenfroh aus der U-Bahn zu, während Doyle voller Wut seinen Hut auf den Boden wirft.

Sehenswert ist auch die Szene, als Doyle von Nicoli vom Dach aus beschossen wird. Nicoli will ihn töten, weil Charnier Doyle für den gefährlichsten der vier Cops hält, die hinter ihm her sind. Der Anschlag, bei dem eine Frau angeschossen wird, misslingt. Nicoli flüchtet in der Metro – die an dieser Stelle überirdisch fährt. Er tötet einen Schaffner, der Fahrer bekommt vor Angst einen Herzanfall. Die Metro rast durch die Haltestellen. Doyle beschlagnahmt ein Auto und verfolgt die Metro in einer Irrsinnsfahrt, überfährt fast eine Frau mit Kinderwagen, demoliert das Auto – bis er Nicoli stellen kann. Doyle kennt keine Grenzen.

Ein Action-Thriller der High-Class, den William Friedkin in einer düsteren, nassen, kalten und skrupellosen Atmosphäre des New Yorks der 70er Jahre inszenierte – mit einer grandiosen Besetzung, aus der vor allem Gene Hackman, aber auch Roy Scheider und Fernando Rey hervorstechen. Ein Portrait über einen hasserfüllten, desillusionierten Cop, der als Einzelkämpfer bereit ist, alles für den Erfolg seiner Polizeiarbeit zu tun. Ein Klassiker.



French Connection II
(French Connection II)
USA 1975, 119 Minuten
Regie: John Frankenheimer

Drehbuch: Laurie Dillon, Robert Dillon
Musik: Don Ellis
Director of Photography: Claude Renoir
Montage: Tom Rolf
Produktionsdesign: Jacques Saulnier

Darsteller: Gene Hackman (Jimmy „Popeye“ Doyle), Fernando Rey (Alain Charnier), Bernard Fresson (Inspektor Henri Barthelemy), Jean-Pierre Castaldi (Inspektor Raoul Diron), Charles Millot (Inspektor Miletto), Cathleen Nesbitt (die alte Damen im Hotel Des Colonnades), Pierre Collet (Old Pro), Alexandre Fabre (Inspektor, der Doyle verfolgt), Philippe Léotard (Jacques, Drogendealer), Jacques Dynam (Inspektor Genevoix), Raoul Delfosse (Kapitän der SS Tarron), Patrick Floersheim (Manfredi), André Penvern (Henri), Ed Lauter (Brigadegeneral William Brian)

Nichts ist so gut wie das Original

„French Connection“ (1971) von William Friedkin gehört sicher zu den besten Actionfilmen seiner Zeit und ist auch noch heute ein sehenswerter Film. Die Story basierte auf einem Buch von Robin Moore, der die Geschichte zweier wirklicher Polizisten, Eddie Egan und Sonny Grosso, erzählte, die 1962 einen französischen Godfather aufspürten, einen Mann, der in Frankreich – obwohl von den amerikanischen Behörden zur Fahndung ausgeschrieben – nie festgesetzt wurde, weil er unter dem persönlichen Schutz des französischen Präsidenten de Gaulle stand. (De Gaulle und der Drogenbaron hatten eine gemeinsame Zeit im Krieg erlebt.) Egan und Grosso bekamen in dem Film übrigens kleine Nebenrollen. „French Connection“ ging im Actionfilm, bezogen auf das Thema „Polizei jagt Gangster“ neue Wege, und es konnte nicht ausbleiben, dass der Film ein Sequel finden würde. Der Film, der diese Art des Cop-Movies – mit einem Cop, der kein strahlender Held ist und nicht nur gute Seiten hat – zum ersten Mal dokumentierte, war Peter Yates „Bullitt“ aus dem Jahr 1968 mit Steve McQueen, Robert Vaughn und Jacqueline Bisset.

1975 entschloss sich John Frankenheimer („DNA – Die Insel des Dr. Moreau“, 1996; „Ronin“, 1998; „Wild Christmas“, 2000), der am 6.7.2002 verstorbene Regisseur, dazu, Detective Doyles Jagd auf den französischen Großdealer Charnier auf französischem Boden weiter zu erzählen.

Jimmy „Popeye“ Doyle (Gene Hackman), dem der französische Drogenbaron Alain Charnier (Fernando Rey) in New York entkommen war, bekommt von seinem Chef den Auftrag, die französischen Kollegen in Marseille bei der Suche nach Charnier zu unterstützen. Doyle, ein hartgesottener, egozentrischer Bursche mit rassistischen Anwandlungen und einer unstillbaren und skrupellosen Gier, Charnier das Handwerk zu legen, findet sich in der französischen Mittelmeerstadt nur schwer zurecht, zumal ihm sein französischer Kollege, Inspektor Barthelemy (Bernard Fresson), damit konfrontiert, dass er mit Doyles Praktiken nicht einverstanden ist: Fünf Tote hat die Jagd auf Charnier in New York gekostet, und Doyle hatte dabei mehr als nur seine Finger im Spiel. Barthelemy ermahnt Doyle, sich aus aller Polizeiarbeit herauszuhalten. Er verpasst ihm ein „Büro“ direkt neben den Toiletten im Polizeipräsidium. Doch Doyle ist ein Fuchs. Seine Waffe hat er im Futter seines Koffers eingenäht, und er denkt überhaupt nicht daran, sich aus der Fahndung herauszuhalten. Was er nicht weiß, aber wissen könnte, ist, dass er nur als Köder für Charnier dienen soll. Barthelemy und seine Kollegen Diron (Jean-Pierre Castaldi) und Miletto (Charles Millot) warten nur darauf, dass Charnier Doyles Anwesenheit bemerkt.

Genau das passiert. Charnier erwartet eine größere Lieferung Rauschgift, das von einem niederländischen Frachter nach Marseille gebracht wird, und als er Doyle im Hafen sieht, steht sein Entschluss fest: Er lässt ihn von seiner rechten Hand Jacques (Philippe Léotard) entführen und setzt ihn unter Drogen, drei Wochen lang. Er will von Doyle erfahren, was der von seinen Machenschaften weiß. Doyle allerdings weiß nichts.

Barthelemys Suche nach Doyle bleibt ergebnislos. Charnier lässt Doyle den „goldenen Schuss“ verpassen und vor dem Polizeipräsidium aus dem Auto werfen; er hofft, ihn endlich los zu sein. Doch Doyle ist zäh. Nachdem er drei Wochen mit Drogen vollgepumpt worden ist, muss er nun wochenlang in eine Zelle auf Entzug. Er erzählt Barthelemy, er wisse nicht, wohin ihn Charniers Männer gebracht hatten. Eine Lüge. Als er wieder clean ist, geht er in das Hotel Des Colonnades, sein „Gefängnis“, schüttet Benzin aus und steckt das Gebäude in Brand. Ergebnis dieser Wahnsinnstat: Zumindest ein Gefolgsmann Charniers kann gefasst werden. So erfahren die Polizisten von der Lieferung des niederländischen Frachters und warten darauf, dass Charnier den Kapitän bezahlt, um ihm eine Falle zu stellen ...

Die Geschichte, die Frankenheimer, Laurie und Robert Dillon hier erzählen, ist äußerst dünn und auch nicht sehr spannend. Frankenheimer füllte sie daher mit Zusatzballast an, der nicht immer überzeugt, und setzte dabei ausschließlich auf das Können Gene Hackmans. Schon die Eingangssequenz deutet auf diese In-die-Länge-Ziehen-mangels-Inhalt-Methode hin. Lange, wenn auch schöne Aufnahmen vom Fischmarkt in Marseille, auf dem Barthelemy & Co. gerade nach Rauschgift in saftigen Fischen suchen, können über die inhaltliche Schwäche des Films nicht hinwegtäuschen. Eine weitere Szene, in der Doyle in einer Bar zunächst vergeblich einen Whiskey zu bestellen versucht – der französische Barkeeper (André Penvern) versteht nicht, was er will – ist für die Geschichte völlig unnötig und wird derart ausgebreitet, dass sie empfindlich stört. Etwas ähnliches gilt für den Entzug Doyles in der Gefängniszelle. Hackman spielt hier zwar ganz ansehnlich, aber die Szene ist völlig überdehnt.

Die Szene, in der Doyle das Hotel Des Colonnades anzündet, ist unglaubwürdig. Sie soll wohl bedeuten: Doyle ist ein unberechenbarer Cop, getrieben vom Ehrgeiz, ein Mann, der über Leichen geht, Hauptsache er erreicht sein Ziel: die Festnahme Charniers. Doch Doyle ist andererseits – das weiß man aus dem Film Friedkins – kein Dummkopf und kein Anfänger. Action um der Action willen also? So scheint es.

Hackman hat auch in diesem Film wirklich gute Szenen, in denen er den Charakter Doyles exzellent zu spielen weiß. Dafür allerdings erscheinen alle anderen Personen – Charnier, Barthelemy, von den anderen ganz zu schweigen – als personelles Zusatzfutter ohne Bedeutung und charakterliche Tiefe. Lediglich der Showdown zwischen Doyle und Charnier lässt noch etwas spüren von Friedkins Klassiker aus dem Jahr 1971.