Libera Me
(Libera Me)
Südkorea 2000, 119 Minuten
Regie: Yun-ho Yang

Drehbuch: Ji-na Yeo
Musik: Dong-jun Lee
Director of Photography: Jeong-min Seo
Montage: Sun-duk Park

Darsteller: Min-su Choi (Sang-woo Jo), Seung-won Cha (Hee Yeo), Ji-tae Yu (Hyun-tae Kim), Gyu-ri Kim (Min-seong Hyun), Sang Myeon Park (Han-mo Park), Ho-jae Lee (In-ho Kim), Jun Jeong (Jun-seong Lee), Jun-ho Heo (In-Soo)

Feuer allerorten

Der südkoreanische Regisseur Yun-ho Yang inszenierte 2000 einen Actionfilm, in dessen Mittelpunkt vor allem Feuer und die Männer von der Feuerwehr stehen, schlecht bezahlte, mutige Leute, die sich ständig in Gefahr begeben müssen und es zudem eines Tages mit den Brandstiftungen eines Psychopathen zu tun bekommen, der als Kind missbraucht wurde und heute als Hausmeister in der Abteilung eines Krankenhauses arbeitet, in dem ebenfalls misshandelte Kinder unter Leitung einer Psychologin leben. Hee Yeo (Seung-won Cha) ist besessen von der Vorstellung, Rache zu nehmen – für sich und die Kinder.

Der Feuerwehrmann Sang-woo Jo (Min-su Choi) steht mit seinen Kollegen und der Ermittlerin Min-seong Hyun (Gyu-ri Kim) auf der anderen Seite. Min-seong untersucht die Brände und vermutet schon seit einiger Zeit, dass etliche von ihnen absichtlich gelegt worden sind. Beweisen kann sie allerdings nichts, und ihr Vorgesetzter ist nicht bereit, Min-seongs „waghalsigen Theorien“ auch nur ansatzweise Glauben zu schenken.

Hee Yeo wurde kurz zuvor aus dem Gefängnis entlassen. Seine Kenntnisse über Feuer und dessen (nicht nur durch Zeitzünder) planbare Ausbreitung sind enorm. Das Gefängnis selbst wird zum Tatort, bevor der junge Psychopath die Stelle als Hausmeister annimmt. Fast schon in rasender Wut setzt er ein Hochhaus nach dem anderen in Brand. Nicht nur Zivilisten, auch Feuerwehrleute müssen sterben – auch dann noch, als Sang-wo das Gefühl nicht los wird, dass sich in den Trümmern der abgebrannten Häuser irgend jemand zu schaffen macht. Sang-wo und Min-seong treffen sich in ihren Vermutungen und gehen daran, den potentiellen Brandstifter, den noch niemand zu Gesicht bekommen hat, ausfindig zu machen ...

Es war mir vor Sicht dieses Films nicht bewusst, in wie viel verschiedenen Variationen man Feuersbrünste und ihre Entstehung, sprich: Brandstiftung, darstellen kann. Yun-ho Yang macht sich mit seinem Film zu einem einsamen Meister in dieser Hinsicht. Allerdings muss man auch sagen, dass die relativ einfach gestrickte Geschichte dieses immerhin zwei Stunden dauernden Films darunter etwas leidet: Feuerwehrmann jagt Psychopathen von einem Brand zum nächsten – bis zum Showdown auf Leben und Tod –, dass allein wäre kein Grund, eine Geschichte für zu dürftig zu befinden.

Aber die Charaktere der Hauptfiguren des Films, der jugendlich wirkende Psychopath, der Feuerwehrmann und die Polizistin, stehen gegenüber den ausgedehnten Brandszenen meist im Hintergrund. Allein der erste größere Brand zieht sich über eine halbe Stunde hin, spannend inszeniert, und vor allem die Gefahren, in die sich die Feuerwehrleute begeben, gut ausleuchtend. Danach wiederholt sich alles, auch wenn die Brände durchaus unterschiedliche Auswirkungen haben und vor allem die Art und Weise der Brandstiftung jedes Mal – auf der krankhaften Phantasie beruhend – unterschiedlich ist. Gerade dieser schreckliche Einfallsreichtum Hee Yeos sorgt für Schaudern. Einmal lässt er einen Plattenspieler zu einer Zeitbombe werden; ein anderes Mal gießt er Benzin in die Zuleitungsrohre der Wassersprenkelanlage, so dass die Feuerwehrleute und Patienten eines Krankenhauses durch die dadurch ausgelösten Brandwellen zusätzlich in Gefahr geraten.

Positiv anzumerken ist, dass Hee Yeo nicht als absolute Negativfigur dargestellt wird. Die Motive des Täters und seine starken Emotionen werden nicht pauschal verurteilt, wenn auch nicht in irgendeiner Weise gerechtfertigt. Andererseits wollte Yun-ho Yang wohl auf die Situation der Feuerwehrleute aufmerksam machen, vor allem darauf, dass ihre Arbeit von der Gesellschaft nicht ausreichend gewürdigt wird und dass unfähige Vorgesetzte ihren Teil dazu beitragen, das Ansehen der Truppe nicht gerade zu verbessern. Auch diese Intention kommt allerdings nur flüchtig zum Vorschein.

„Libera Me“ ist ein sehenswerter Actionfilm, der vor allem durch die Feuersbrünste, die einen breiten Raum einnehmen, einen besonderen Reiz gewinnt. Andererseits verliert sich der Film zu sehr in dieser Darstellung, worunter Charaktere und Geschichte doch etwas zu sehr leiden.