Mörderspinnen
(Kingdom of the Spiders)
USA 1977, 97 Minuten
Regie: John „Bud” Cardos

Drehbuch: Alan Caillou, Stephen Lodge
Musik: Dorsey Burnette, Jerry Goldsmith
Director of Photography: John Arthur Morrill
Montage: Igo Kanter, Steven Zaillian
Produktionsdesign: Rusty Lipscomb

Darsteller: William Shatner (Dr. Robert „Rack” Hansen), Tiffany Bolling (Diane Ashley), Woody Strode (Walter Colby), Altovise Davis (Birch Colby), David McLean (Sheriff Gene Smith), Natasha Ryan (Linda Hansen), Marcy Lafferty (Terry Hansen), Joe Ross (Vern Johnson), Adele Malis-Morey (Betty Johnson), Lieux Dressler (Emma Washburn)

Angst vor Spinnen ? ...

... nur, die Spinnen können nichts dafür. Und so, wie Steven Spielberg die Angst vor Haien schürte, machten sich andere auf, den zumeist harmlosen Insekten furchtbare Gefahren anzudichten. Der ansonsten als Regisseur nicht sonderlich hervorgetretene John „Bud” Cardos verpflichtete 1977 – zwei Jahre nach „Der weiße Hai” – keinen geringeren als Captain Kirk von der Enterprise – mit bürgerlichem Namen William Shatner –, um den Kampf gegen die krabbelnden „Ungeheuer” anzutreten: als Arzt Dr. Hansen, genannt Rack.

Rack wird von dem Farmer Colby (Woody Strode) geholt. Eines seiner Kälber wurde durch einen merkwürdigen Biss getötet. Rack ist ratlos und meldet den Fall der dafür zuständigen Behörde, die die Expertin Diane Ashley (Tiffany Bolling) in den kleinen Ort Verde Valley schickt. Colby und seine Frau Birch (Altovise Davis) haben Angst, dass ihre Farm unter Quarantäne gestellt wird, weil sie eine Seuche oder einen Virus als Ursache vermuten. Doch Diane kann die beiden – jedenfalls diesbezüglich – beruhigen. Das Kalb und einige andere Tiere wurden durch das Gift von Spinnen getötet – eigentlich unglaublich, weil der Biss einer Spinne normalerweise ein Tier kaum umbringen kann. In der Nähe der Farm entdeckt Colby einen Hügel, in und auf dem sich Dutzende von Spinnen befinden.

Diane vermutet, dass die Spinnen in Massen die Tiere angreifen und deshalb töten können. Und schließlich stellt sie fest, dass das Gift dieser Spinnen fünfmal gefährlicher ist als bei normalen Spinnen derselben Art. Und sie vermutet, dass das Versprühen von Pestiziden wie DDT den Spinnen die natürliche Nahrung genommen hat: Insekten. Was bleibt den Tieren also anderes übrig, als sich eine andere Nahrungsbasis zu verschaffen?

Während der Bürgermeister von Verde Valley (Roy Engel) an nichts anderes denkt als die baldige Landwirtschaftsschau, greifen die Spinnen plötzlich auch Menschen an. Colby hat einen Autounfall. Und ein Pilot, der die sich massenhaft vermehrenden Tiere vom Flugzeug aus mit Gift töten soll, stürzt plötzlich ab. Auch Racks Schwägerin Terry (Marcy Lafferty) wird Opfer der Spinnen.

Die Menschen in Verde Valley geraten in Panik. Der Ort ist inzwischen von Leichen gepflastert – alle eingesponnen. Rack, Diane, die kleine Linda (Natasha Ryan) und ein paar Touristen flüchten in ein Haus und verbarrikadieren sich ...

„Kingdom of the Spiders” ist das, was man ein B-Movie nennt. Mit gerade mal einer halben Million Dollar produziert, brachte der Film über die Jahre durch etliche TV-Ausstrahlungen aber immerhin über 17 Mio. Dollar ein. Ungefähr 5.000 Taranteln wurden in den verschiedensten Szenen eingesetzt. Der Einsatz der Spinnen war nicht einfach; dressieren lassen sich die Tiere nur begrenzt. Ein B-Movie ist „Mörderspinnen” aber vor allem deshalb, weil ein uraltes Muster, dem Hitchcock schon in „Die Vögel” zum Weltruhm verhalf, hier auf einer minimalen dramaturgischen Basis reproduziert wurde. Für Shatner und alle anderen Schauspieler war die Arbeit am Set wohl eher „nur” ein Spaß; denn großartige schauspielerische Leistungen mussten sie nicht abliefern. Das tut dem Spaß am Film – wenn man denn für böse erklärte Spinnen mag – aber keinen Abbruch.

Wie später in „Arac Attack” (2002) oder auch in älteren Filmen funktioniert die phantasierte wachsende „tierische Gefahr” auch in „Mörderspinnen” hervorragend. Gespickt mit ein paar als Pausenfüller fungierenden nicht weiter wichtigen Nebenhandlungen – Racks Beziehung zu seiner Schwägerin und sein Anbandeln mit Diane – schraubte Cardos die Spannung langsam, aber sicher bis zum Schluss des Films hoch. Auch ein bewährtes Mittel dieses Sub-Genres: erst ein, zwei Spinnen, dann Dutzende, schließlich Tausende – und schon funktioniert Spannung aus sich selbst, sprich aus der Zahl der Spinnen heraus – und das immerhin ohne weitere special effects.

Hervorheben will ich noch die eindrücklichen Landschaftsaufnahmen. Gedreht wurde u.a. am Oak Creek Canyon, in Sedona und Camp Verde, alle gelegen in Arizona. Die mächtige Landschaft kontrastiert mit den versponnenen Leichen im Ort und den Tausenden Spinnen – ein beeindruckendes Schauspiel. Auch die Schlusssequenz kann überzeugen. Denn entgegen meinen Erwartungen stand am Ende alles andere als ein Happyend.

Anschauen. Auch Menschen mit einer Spinnenphobie sollten sich nicht fürchten. Denn die Taranteln werden garantiert den Fernsehschirm nicht durchbrechen. Ein Film, den die Amerikaner crap nennen würden. Das brauche ich wohl nicht übersetzen. Aber manchmal tut einem auch crap ganz gut.