National Security
(National Security)
USA 2003, 88 Minuten
Regie: Dennis Dugan

Drehbuch: Jay Scherick, David Ronn
Musik: Randy Edelman
Director of Photography: Oliver Wood
Montage: Debra Neil-Fisher
Produktionsdesign: Larry Fulton, Christa Munro

Darsteller: Martin Lawrence (Earl Montgomery), Steve Zahn (Hank Rafferty), Colm Feore (Detective Frank McDuff), Bill Duke (Lieutenant Washington), Eric Roberts (Nash), Timothy Busfield (Charlie Reed), Robinne Lee (Denise), Matt McCoy (Robert Barton), Brett Cullen (Heston), Cleo King (Frau im Auto), Stephen Tobolowsky (Billy Narthax), Joe Flaherty (Owen Fergus), Gerry Del Sol (Buchungsassistent), Ken Lerner (Hanks Anwalt), Mari Morrow (Lola), Keith Cooke (Ang), Mike Brady (Smith), Troy Gilbert (Cain), Anthony Schmidt (Eddie), Joe Bucaro (Bratton), Carl Ciarfalio (Stanton), Bobby McLaughlin (Ashcroft)

Hat man einen Big Mac gegessen ...

„Schlimmer geht’s immer“ (2001, mit Martin Lawrence) – so könnte auch das Motto der von Denis Dugan („Zickenterror – Der Teufel ist eine Frau“, 2001) inszenierten Action-Komödie sein, in der zum x-ten Mal dem Vorurteil Vorschub geleistet wird, es gebe ein Genre mit dem wunderhübschen Namen „Action Comedy“. Gibt es aber nicht. Das Muster dieses so genannten Genres ist immer dasselbe und nicht erst seit Eddie Murphy oder gar dem Paar Murphy / de Niro und deren katastrophaler „Action Comedy“ „Showtime“ (2001) sattsam bekannt: Zwei Buddies – vor allem in letzter Zeit offenbar a white and a black buddy – prallen aufeinander, lassen abgehalfterte Jokes von der Leinwand und stürzen sich in eher weniger intelligent ausgedachte „Abenteuer“ als da sind: „rasante“ (Auto-)Verfolgungsfahrten, explodierende Gegenstände aller Art, mehr oder weniger anzügliche Dialogen der platten Sorte – bis die Freundschaft am Schluss alles Vergangene im warmen Sonnenlicht erscheinen lässt.

Die Einfallslosigkeit dieses sog. Genres ist inzwischen derart überwältigend, dass einem die Haare zu Berge stehen und man im Kinosessel hin und her rutscht und sehnlichst auf das Ende der Folter wartet.

Mit Denis Dugans „Nationaler Sicherheit“ sieht das alles auch nicht besser aus. Dugan, der vor allem fürs Fernsehen produzierte (u.a. „Das Model und der Schnüffler“, L.A. Law“ oder „Ally McBeal“) und Regie u.a. bei „Happy Gilmore“ und „Big Daddy“ mit Adam Sandler führte, ließ sich von Jay Scherick und David Ronn, die u.a. die Drehbücher für „I Spy“ und „Serving Sara“ (bei uns: „Mann umständehalber abzugeben“, 2002) verbrochen haben, nicht gerade verwöhnen.

Der schwarze Möchtegernpolizist Earl (Martin Lawrence) wird „unehrenhaft“ aus der Polizeiakademie der L.A.P.D. entlassen, weil er einen Autocrash verursacht hat und seine große Klappe den Vorgesetzten schon lange auf den Geist geht. Als er in sein Auto einsteigen will, merkt er, dass der Schlüssel innen steckt, und versucht, ihn durch das einen Spalt geöffnete Fenster zu erhaschen. Dabei beobachtet ihn Streifenpolizist Hank (Steve Zahn), der gerade bei einem Raubüberfall, bei dem die Täter entkamen, seinen Kollegen und besten Freund verloren hat. Es kommt zum Streit. Earl bezichtigt Hank des Rassismus, weil der ihn überprüfen will, Hank will nur sicher gehen, dass Earl das Auto auch wirklich gehört. Als er Earl gegen das Auto drückt, taucht auch noch eine Biene oder Hornisse auf, die Earl bedrängt, der Angst bekommt, weil er allergisch gegen Stiche ist. Hank versucht das Insekt mit dem Knüppel zu erledigen, während Earl auf dem Boden liegt. Ein Mann in der Nähe filmt die Szene, weil er den Eindruck hat, Hank würde auf Earl einschlagen.

Die Folgen sind fatal: In einem Prozess wird Hank zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt, weil er Earl geschlagen habe, und vom Dienst suspendiert. Seine Freundin Denise (Robinne Lee) verlässt ihn.

Nach der Entlassung sehen sich beide wieder. Sie arbeiten beide für den privaten Sicherheitsdienst „National Security“ und treffen sich zufällig bei einem Einsatz: eine Bande wickelt in einem Getränkelager illegale Geschäfte ab. Es sind dieselben Gangster, die auch für den Tod von Hanks Kollegen verantwortlich sind. Notgedrungen arbeiten die beiden Kontrahenten Hank und Earl bei der Verfolgung der Gangster zusammen. Es geht um viel: um eine in Bierfässer umgegossene äußerst wertvolle und teure Metalllegierung – und um einen korrupten Cop, der mit den Gangstern gemeinsame Sache macht ...

Klingt ganz nett – oder? Nur mit der Glaubwürdigkeit hapert es mal wieder an allen Ecken und Enden. Das fängt schon an bei dem dämlichen, oft peinlichen Getue von Martin Lawrence, der in allem und jedem einen Angriff auf seine Hautfarbe zu sehen glaubt. Selbst die von vielen als Ausgeburt des Humors bezeichnete Szene mit der Hornisse ist derart gekünstelt inszeniert, dass sie bei mir nur ein müdes Lächeln hervorlocken konnte. Nicht nur das: Das anschließende Verfahren gegen Hank stellt seine Vorgesetzten als derart dumm dar, dass sie nicht einmal das Video vergrößern lassen, um Hanks Geschichte zu überprüfen, er habe nicht auf Earl, sondern auf das Insekt geschlagen. Auch im Prozess selbst wird für bare Münze genommen, was man sehen will, und nicht, was vielleicht dahinter zu sehen ist. Die Jury besteht ausschließlich aus schwarzen Geschworenen. Der Prozess ist nicht einmal eine Farce, sondern barer dramaturgischer Unsinn. Folge: ein halbes Jahr Gefängnis. Wer soll so etwas glauben?

Um der ganzen „Ich-bin-ein-gebeutelter-armer-Schwarzer“-Attitüde noch eins oben drauf zu setzen, verschafft das Drehbuch Hank noch eine dunkelhäutige Freundin, und die Illusion ist perfekt: Hank ist im Grunde seines Herzens ein liebevoller Mensch, der „sogar“ (!!) eine schwarze Freundin hat (bzw. hatte). Dieser ganze „umgekehrte Rassismus“, der mit realen Diskriminierungen nun überhaupt nichts zu tun hat, wird in Dialoge verpackt, die man zur Genüge aus Eddie-Murphy-Filmen kennt. Was dabei herauskommt, ist letztlich nicht mehr als eine peinliche Posse, die den Bemühungen um Abschaffung von Diskriminierung nun wirklich keinen Gefallen tut.

Die Handlung selbst ist voraussehbar in fast allen Details. Es ist völlig klar, dass Hank und Earl Freunde werden, Hank seine Denise wieder in die Arme schließt und beide von der L.A.P.D. wieder aufgenommen und ausgezeichnet werden.

Noch schlimmer: Der Plot vom korrupten Cop, der in ein Schmuggelgeschäft verwickelt ist, ist so abgedroschen und zudem so simpel konstruiert, dass es einem die Sprache verschlägt. Der unmittelbare Vorgesetzte von Hank, Lieutenant Washington, wird von Bill Duke behäbig, langweilig und ohne jede charakterliche Tiefe gespielt. Eine Szene, in der Hank und Earl ein Auto beschlagnahmen wollen, stutzt die Fahrerin (Cleo King), eine resolute Dame, die beiden ordentlich zurecht und nimmt sie auf dem Rücksitz ein Stück mit. Diese Szene gehört zu den wenigen humorvollen Einlagen, die man an weniger als fünf Fingern abzählen kann. Hierhin gehört auch die Aussprache zwischen Hank und Earl, als sie auf dem Dach eines Hauses im Dunkeln auf die Gangster warten. Das war es aber auch fast schon.

„Action Comedies“ wird es – darauf kann man eine Wette abschließen – auch weiterhin geben – immer nach dem gleichen Muster mit wenigen Abwandlungen. Dieses sog. „Genre“ setzt auf eingefleischte Gewohnheiten beim Publikum, auf Erwartungen, die prompt erfüllt werden, auf Wiederholungen, die immer wieder gut ankommen (wenn auch nicht bei mir). Diese Sorte Film lebt davon, „filmisch“ anerzogene Erwartungen zu bedienen, nicht von Ideen, Charakteren, phantasievollen Handlungen, spannenden Geschichten. Hat man einen Big Mac gegessen, weiß man, wie der nächste schmeckt.