Neues von Pettersson und Findus (Pettson och Findus – Kattonauten) Schweden 2000, 80 Minuten Regie: Albert Hanan Kaminski
Drehbuch: Torbjörn Jansson, nach den Geschichten von Sven Nordqvist Musik: Jochen Schmidt-Hambrock, Christopher Komeda
Stimmen: Achim Höppner / Tord Peterson (Pettersson), Lilian Brock / Kalle Lundberg (Findus), Horst Raspe / Gunnar Uddén (Gustavsson), Anita Hofer / Mona Seilitz (Prillan)
Von Eigenbrötlern und Katzonauten
Weitab der allgemeinen Potter-Hysterie, die etliche seit Wochen oder gar Monaten kaum noch ruhig schlafen lässt, und jenseits weniger überzeugender Kinderfilme der letzten Monate wie „Bibi Blocksberg“ (2002) oder „Peter Pan – Neue Abenteuer in Nimmerland“ (2002) kann man sich seit Anfang Oktober in aller Ruhe in den zweiten Film über die Abenteuer von Pettersson und Kater Findus versenken. War „Pettersson und Findus“ (Schweden 1999) in Deutschland im letzten Jahr schon ein Publikumserfolg (immerhin über eine Million Besucher bescherte der Film dem kleinen Verleih MFA), könnte dies der Fortsetzung der Geschichte ebenfalls widerfahren – zu Recht.
Seit 20 Jahren denkt sich der Grafiker Sven Nordqvist nunmehr die farbenprächtigen Geschichten zwischen dem liebevollen Eigenbrötler Pettersson (Pettson) und dem aufmüpfigen, wissbegierigen Kater Findus aus – und die Puste scheint ihm dabei nicht auszugehen. Die reichhaltig und detailliert bebilderten Geschichten über die zwei Figuren sind derart phantasieanregend, dass sich Kinder teilweise stundenlang über einzelne Seiten „hermachen“, Fragen stellen, Phantasien entwickeln und sich ihre eigenen Geschichten über die Figuren und Objekte ausdenken. Als ich dies das erste Mal vor Jahren erlebte, war ich völlig überrascht und musste bald darauf feststellen, wie recht die Kinder hatten. Man taucht regelrecht in diese geheimnisvolle, märchenhafte und doch mit der Realität verbundene Welt ein, die voller Charme, Witz und Intelligenz ihre Konflikte löst.
Albert Hanan Kaminski und seinem Team ist die filmische Adaption dieses Stoffs äußerst überzeugend gelungen. Fern von digitalem „Realismus“ sind Trick und Zeichenstil den Büchern sehr ähnlich. Gerade dieser „Un-Perfektionismus“, der es eben nicht darauf anlegt, „möglichst realistisch“ zu sein, macht den Reiz auch dieser zweiten Adaption des Stoffs aus. Hinzu kommt, dass es dem Team um Kaminski gelungen ist, wie in den Büchern überzeugende und äußerst witzige Charaktere zu entwickeln.
Findus, den Pettersson seiner Nachbarin zu verdanken hat, die meint, der alte Mann mit Vollbart und Hut müsse endlich Gesellschaft haben, richtet mal wieder ein ordentliches Chaos an, als er einen Drachen baut. Pettersson meint, Findus müsse die Schweinerei beseitigen. Findus hingegen ist davon überzeugt, dass Kater nicht ihre Zeit damit verplempern müssen, den ganzen Tag nur aufzuräumen. Also schreibt er einen Brief an den König. Der solle entscheiden; immerhin ist der König der oberste „Bestimmer“, und nicht Pettersson.
Lange lässt eine Antwort des Königs auf sich warten, denkt Findus. Er weiß nicht, dass dem tollpatschigen Briefträger, der regelmäßig kopfüber mit dem Fahrrad in den Büschen landet, der Antwortbrief des Königs verloren gegangen ist. Die kleinen Muklas, winzige, gestreifte Gnome, die nur für den kleinen oder großen Zuschauer sichtbar sind und eine eigene Welt in dieser Welt gestalten, haben sich des Briefes angenommen. Langeweile kommt in der Zwischenzeit jedoch nicht auf. Findus muss Pettersson aus dem Klohäuschen befreien, träumt von einer Fahrt ins Weltall, auf der er dem russischen „Astronauten“-Hund Laika begegnet, Pettersson baut ihm eine Rakete aus Holz, Petterssons nerviger Bruder kommt zu Besuch, man angelt, erschreckt den missmutigen Nachbarn Gustavsson, macht Bekanntschaft mit einem Elch, der von Jägern erlegt werden soll, und schließlich kommt der König zu Besuch, um sich von der Unordnung selbst zu überzeugen und Rat zu geben.
Kaminski zaubert einen detail- und phantasiereichen Bogen durch eine eigene Welt, die ohne lehrhaften Zeigefinger auskommt. Im Gegenteil: Pettersson ist eine Person, die die aufkommenden Probleme ganz praktisch löst, mit teils skurrilen, teils überraschenden, jedenfalls aber wirksamen Ideen. Und das scheint nicht nur Findus, sondern auch den Kindern im Kino bestens zu gefallen – mir übrigens auch.
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