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Pippi Langstrumpf (1969) Pippi außer Rand und Band (1970)
Pippi Langstrumpf (Pippi Långstrump) Schweden, Deutschland 1969, 100 Minuten Regie: Olle Hellbom
Drehbuch: Astrid Lindgren, nach ihrem Buch Musik: Konrad Elfers Director of Photography: Kalle Bergholm Montage: Jan Persson Produktionsdesign: Nils Skoog
Darsteller: Inger Nilsson (Pippi Langstrumpf), Maria Persson (Annika Settergren), Pär Sundberg (Tommy Settergren), Beppe Wolgers (Kapitän Langstrumpf), Hans Clarin (Dunder-Karlsson), Paul Esser (Blom), Margot Trooger (Fröken Prysselius), Göthe Grefbo (Polizist Klang), Ulf. G. Johnsson (Polizist Kling), Öllegård Wellton (Frau Settergren), Fredrick Ohlsson (Herr Settergreen)
Die liebevolle Macht des Phantastischen
Pippilotta Viktualia Rollgardina Pfefferminza Efraimstochter Langstrumpf – wer kennt sie nicht? Bereits 1949 war der erste Teil der Pippi-Langstrumpf-Geschichte der 2002 verstorbenen wohl bekanntesten Kinderbuchautorin Astrid Lindgren für den schwedischen Regisseur Per Gunvall Anlass genug, einen Film zu drehen. Es folgten sehr viel später vier weitere Pippi-Filme, 1968, 1970 („Pippi außer Rand und Band“ und „Pippi im Taka-Tuka-Land“) sowie 1973 („Pippi geht an Bord“), alle unter der Regie von Olle Hellbom und mit Inger Nilsson in der Hauptrolle, sowie eine 21teilige TV-Serie 1969. 1997 und 1999 folgten zwei Animationsfilme („Pippi Langstrumpf“ und „Pippi in der Südsee“).
Astrid Lindgrens Kinderbücher erfreuen sich nach wie vor großer Beliebtheit. Auch ihr „Karlsson vom Dach“ wurde jetzt für das Kino in einem Animationsfilm aufbereitet.
Inger Nilsson, der 1959 geborenen Schauspielerin, brachte der Erfolg der vier Pippi-Filme allerdings kein Glück. Festgelegt auf diese Rolle hatte die spätere Sekretärin, die dann die Schauspielschule besuchte, um andere Rollen zu spielen, keine Chance, in der Öffentlichkeit von ihrem Image loszukommen. Sie bekam und bekommt keinen Cent für die Jahr um Jahr in allen möglichen TV-Sendern wiederholten Filme. An ihrem 40. Geburtstag 1999 war sie mal wieder arbeitslos – und verärgert darüber, dass sie als erwachsene Frau noch immer als Pippi angesprochen wird. „Manche reden mit mir wie mit einer Zehnjährigen. Offenbar besser erging es den beiden Darstellern von Annika und Tommy. Maria Persson führt auf Mallorca ein Hotel und Pär Sundberg soll als erfolgreicher Geschäftsmann in Stockholm tätig sein.
Die drei Bücher über Pippi Langstrumpf wurden zum ersten Mal in Schweden veröffentlicht in den Jahren 1945, 1946 und 1948. Der deutsche Verleger Oetinger holte die Geschichten bereits 1949, 1950 und 1951 nach Deutschland, und spezialisierte sich (seinen Verlag) fortan auf skandinavische Kinderliteratur. Bei der Erstveröffentlichung 1945 stieß Astrid Lindgren nicht nur auf Begeisterung. So äußerte der schwedische Professor John Lindquist in der Zeitung „Aftonbladet“ beispielsweise: „Kein normales Kind isst eine ganze Sahnetorte auf oder geht barfuß auf Zucker. Beides erinnert an die Phantasie eines Irren.“ Die Autorin sei ohne Talent und unkultiviert, die Figur Pippi unnormal und krankhaft. Das Buch sei „etwas Unangenehmes, das an der Seele kratzt“. Andere nannten die Sprache Astrid Lindgrens schlampig und vulgär, das Buch sei demoralisierend und ein schlechtes Vorbild für Kinder. Doch diese Stimmen wurden durch den Erfolg der Bücher, der ihnen von den Kindern der Welt zuteil wurde, schnell eines besseren belehrt und zum Schweigen verurteilt.
Tommy (Pär Sundberg) und Annika (Maria Persson) leben mit ihren Eltern (Öllegård Wellton, Fredrick Ohlsson) in einer schwedischen Kleinstadt. Ganz in der Nähe ihres Hauses steht die Villa Kunterbunt, die einem Kapitän gehören soll, aber seit langem leer steht. Eines Tages erscheint auf einem Pferd ein rothaariges Mädchen mit großen Zöpfen, noch größeren Schuhen, vielen Sommersprossen im Gesicht und einem Äffchen auf den Schultern, das Herr Nilsson heißt, und zieht in die leerstehende Villa ein. Tommy und Annika nähern sich vorsichtig der Villa und lernen das merkwürdige Mädchen namens Pippi Langstrumpf kennen. Schnell werden die drei Freunde. Pippi erweist sich als ein Mädchen mit außergewöhnlichen Kräften und ebenso außergewöhnlichem Verhalten. „Plutimikation“ benötigt sie ebensowenig wie Pflegeeltern. Sie kommt gut alleine zurecht.
Damit allerdings sind nicht alle in der Stadt einverstanden – vor allem nicht Fröken Prysselius (Margot Trooger), eine wohlanständige, ja die wohl wohlanständigste Dame des kleinen Ortes, die sich – natürlich nur aus lauter (Für-)Sorge – in alles einmischt, auch wenn es sie nichts angeht. Die piekfeine bzw. sich für piekfein haltende Sittenwächterin ist der Meinung, Pippi müsse ins Kinderheim, da keine Eltern weit und breit zu sehen seien. Sie beauftragt die beiden Polizisten Kling und Klang (Ulf. G. Johnsson, Göthe Grefbo), die entsprechenden Maßnahmen zu treffen. Die allerdings werden von Pippi und ihrer enormen Kraft eines besseren belehrt und müssen unverrichteter Dinge das Weite suchen.
Ähnlich ergeht es den beiden Gaunern Dunder-Karlsson (Hans Clarin) und Blom (Paul Esser), die es, nachdem sie aus dem Gefängnis ausgebrochen sind, auf Pippis zahlreiche Goldmünzen abgesehen haben.
Pippi, Tommy und Annika hingegen amüsieren sich prächtig, kaufen sämtliche Süßigkeiten eines Ladens auf und verteilen sie an die Kinder, suchen nach einem ominösen „Spunk“ – ein Wort, das Pippi erfunden hat –, unternehmen eine Ballonfahrt und so weiter und so fort. Nur auf dem Kaffeekränzchen von Frau Settergren benimmt sich die junge Dame Pippi gar nicht wie eine junge Dame.
Dann allerdings erscheint eines Tages Pippis Vater Kapitän Ephraim Langstrumpf, und Tommy und Annika sind zutiefst betrübt, dass Pippi mit ihrem bärenstarken Papa auf der Hoppetosse, dem Schiff des Kapitäns, über die Meere in die Südsee fahren will ...
Der Name Pippi Langstrumpf ist keine Erfindung von Astrid Lindgren. Ihre Tochter Karin erkrankte 1941 an einer Lungenentzündung, und aus lauter Langeweile forderte sie ihre Mutter auf, ihr von Pippi zu erzählen. Woher sie den Namen hatte? Einfach erfunden, wahrscheinlich. Und Astrid fing an zu erzählen und zu erfinden, immer mehr wollte ihre Tochter hören. Als Astrid sich drei Jahre später das Bein brach und ebenso gelangweilt wie ihre Tochter zuvor zu Hause herumlag, griff sie zu Bleistift und Stenoblock und schrieb die Geschichten auf – eigentlich nur für Karin zu ihrem Geburtstag am 21. Mai 1944. Dann allerdings entschied sich Astrid Lindgren, das Manuskript einem Verlag zu schicken. In dem Begleitbrief schrieb sie u.a.:
„Pippi Langstrumpf ist, wie Sie merken werden, wenn Sie sich die Mühe machen, das Manuskript zu lesen, ein kleiner ‘Übermensch’ in Gestalt eines Kindes, in ein ganz normales Milieu gestellt. Dank ihrer übernatürlichen Körperkräfte und einiger anderer Umstände ist sie ganz unabhängig von allen Erwachsenen und lebt ihr Leben, wie es ihr gefällt. Bei Zusammenstößen mit großen Leuten behält sie immer das letzte Wort.
Bei Bertrand Russell lese ich, dass der vornehmliche und instinktive Drang in der Kindheit das Verlangen ist, erwachsen zu werden oder, besser gesagt, der Wille zur Macht, und dass sich das normale Kind in seiner Phantasie Vorstellungen hingibt, die den Willen zur Macht bedeuten.
Ich weiß nicht, ob Bertrand Russell recht hat, aber ich bin geneigt, das zu glauben, nach der krankhaften Beliebtheit zu urteilen, die sich Pippi Langstrumpf in einer Reihe von Jahren bei meinen eigenen Kindern und ihren gleichaltrigen Freunden erfreut hat ...
... in der Hoffnung, dass Sie nicht das Jugendamt alarmieren!“
Die Filme von Olle Hellbom haben den enormen Vorteil, genau diese von Astrid Lindgren beschriebene Konstellation der Geschichte in die entsprechende Atmosphäre einer Kleinstadt umzusetzen. Hellbom zeigt diese Kleinstadt der 40er Jahre als einen Ort des Stillstands und der Vergangenheit – die große Brezel über dem Bäckerladen steht etwa dafür (Tradition), die beiden Dorfpolizisten und die zwei Kleinganoven (beide Paare werden als trottelig, aber nicht unsympathisch dargestellt), der „Seeräuber“ Kapitän Langstrumpf (der einer noch vergangeneren Zeit anzugehören scheint) –, aber auch als einen Ort, in den die Modernität Einzug hält (repräsentiert etwa durch die Kleidung der Eltern von Tommy und Annika oder das Verhalten verschiedener Erwachsener, die auf die Phantasien der Kinder eingehen). Diese Atmosphäre ist im typischen Look der 60er Jahre gefilmt (knallige Farben, die Frisuren der Frauen usw.). In diese Idylle bricht ein Kind ein, das nicht nur den Alltag, sondern die sozialen Strukturen über den Haufen zu werfen droht, das aber nicht wirklich tut. Pippi ist extrem selbständig, lebt allein, vermisst zwar ihre Mama, die schon im Himmel „wohnt“, und ihren Bären von Vater, der „Negerkönig“ auf einer Südseeinsel sein soll, kommt aber ohne weitere Hilfe von Erwachsenen gut zurecht.
Pippi – das ist das erstaunliche an dieser Geschichte – wirft nichts wirklich über den Haufen. Sie bringt allerdings frischen Wind in den kleinen Ort, und lediglich der altmodischen und blasierten Frau Prysselius ist das rothaarige Mädchen ein Dorn im Auge. Diese Frau Prysselius repräsentiert die Macht der Erwachsenen über die Kinder, die sich letztlich als zeitlich bedingt und auf Dauer ohnmächtig erweist, und – zumindest im Film – auch so etwas wie das „sozialpädagogische Gewissen“, die staatlich verordnete, natürlich nur dem Wohl des Kindes dienende absolut humanitäre Fürsorge – die scheitert und scheitern muss, hier an der Kraft und der Phantasie, an der Frechheit und Freiheit eines Mädchens, das andererseits ein tief sitzendes soziales Empfinden an den Tag legt.
Während sowohl die manchmal an Pat und Patachon erinnernden und von sich allzu überzeugten Ordnungshüter als auch die beiden verschlagenen Knastbrüder ordentlich ihr Fett abbekommen, hilft Pippi der Phantasie der Kinder auf die Sprünge und befreit z.B. einen Jungen, der von anderen verfolgt und geschlagen wird, vor seinen Peinigern. Doch nicht alle Erwachsenen sind von gestern. Sowohl der Verkäufer im Eisenwarenladen wie ein Arzt, die Pippi beide nach ihrer Erfindung „Spunk“ befragt, gehen auf diese Phantasie ein, spielen mit.
Der soziale Kontext, in den Pippi einbricht, bleibt erhalten und wird durch sie bereichert. Diese Fiktion eines mit überdimensionierter Kraft und Phantasie ausgestatteten Mädchens kann nur gelingen, wenn etwas Wahres an dieser Geschichte ist. Und wahrscheinlich hatte Astrid Lindgren recht, wenn sie den (vielleicht mehr unbewussten) Willen der Kinder, erwachsen zu werden, als entscheidendes Kriterium dafür nannte. Das mag ebenfalls den zeitungebundenen Erfolg der Bücher wie der Filme mit Inger Nilsson erklären, denn es scheint so, als ob Pippi Langstrumpf nie und nimmer aussterben wird. Ich sehe allerdings noch einen wichtigen anderen Grund im Erfolg dieses Films und der Bücher. Das Festhalten der Autorin an einem Erwachsenwerden, das nicht durch den Verlust und das Vergessen der Kindheit, des Spielerischen, der Phantasie, des Un-Ernsten geprägt ist. Gerade in einer Welt des kalten und manchmal tötenden Verstandes wird dies umso wichtiger, weil es diese Kälte ist, die die sozialen Beziehungsgeflechte zerstört, und eben nicht ein Mädchen, das für sich das Recht in Anspruch nimmt zu leben, wie es will. Pippi sorgt für Wärme.
Inger Nilssons Pippi Langstrumpf ist so gut wie allen Menschen im Gedächtnis. Man kann hier – ausnahmsweise – schon von einer Art kollektivem Gedächtnis sprechen, weil wirklich so gut wie jeder dieses Gesicht, diese Figur insgesamt kennt und weiß, was in ihr steckt, welche Bedeutung diese Figur hat. Unbewusst oder auch ganz klar nehmen wir wahr, wie wichtig das Phantastische, das eben doch mit unserem Leben unausweichlich verbunden ist, das Spielerische, das Unbestimmte, Unvorhersehbare, das Nicht-Planbare sich immer wieder Bahn bricht – wie der Löwenzahn, der aus dem Asphalt ausbricht.
Hier liegt die zeitlose Bedeutung solcher Bücher und solcher Filme. Sie schaffen einen Gegenpol, eine Atmosphäre gegen die ökonomistische Zeitströmung des kalten Verstandes.
Es gibt Bestseller unter den Filmen. Und es gibt Klassiker. Pippi Langstrumpf gehört zu letzteren. Astrid Lindgrens Figur ist mehr als ein modernes Märchen, mehr als eine moderne Phantasie, mehr als irgendein Kinderbuch. Olle Hellbom muss dies begriffen haben, als er die Bücher auf der Leinwand brachte. Denn auch seine vier Filme über die Göre aus Schweden gehören zum Besten, was Kinderkino für Kinder und Erwachsene zu bieten hat.
Pippi außer Rand und Band (På rymmen med Pippi Långstrump) Schweden, Deutschland 1970, 90 Minuten Regie: Olle Hellbom
Drehbuch: Astrid Lindgren, nach ihrem Buch Musik: Christian Bruhn, Konrad Elfers, Jan Johansson, Georg Riedel Director of Photography: Kalle Bergholm Montage: Jan Persson Produktionsdesign: Johan Clason
Darsteller: Inger Nilsson (Pippi Langstrumpf), Maria Persson (Annika Settergren), Pär Sundberg (Tommy Settergren), Hans Alfredson (Konrad), Benno Sterzenbach (Polizist), Öllegård Wellton (Frau Settergren), Fredrik Ohlsson (Herr Settergren), Walter Richter (Landwirt), Kurt Zips (verärgerter Mann)
Sorglos auf der Walz
Seit einigen Jahren sind die vier Spielfilme „Pippi Langstrumpf“ (1968), „Pippi außer Rand und Band“, „Pippi im Taka-Tuka-Land“ (1970) und „Pippi geht an Bord“ (1973) auch auf DVD erhältlich. Alle Filme wurden von Olle Hellbom inszeniert, in allen spielen Inger Nilsson, Maria Persson und Pär Sundberg die Hauptrollen. Mein persönlicher Lieblingsfilm ist der erste. Der zweite Film, über den ich hier berichte, hat nicht mehr ganz die Kraft und Intensität des ersten Streifens, in dem die mit außergewöhnlichen Kräften ausgestattete Pippi in die Villa Kunterbunt einzieht und so einiges durcheinander wirbelt – besonders die Welt der Erwachsenen.
Tommy (Pär Sundberg) und Annika (Maria Persson) sind verärgert. Ständig werden sie von ihrer Mutter (Öllegård Wellton) gemaßregelt – macht dies nicht und macht das nicht, kommt pünktlich zum Mittagessen und geht zeitig schlafen. Haben Sie das vielleicht verdient? Sie sind doch schließlich keine kleinen Kinder mehr! Oder? Kurzum beschließen die beiden, ihr Elternhaus zu verlassen. Und selbstverständlich werden sie nur mit Pippi auf die Walz gehen, um endlich in Ruhe gelassen zu werden. Mama ist zunächst gar nicht begeistert, doch als sie hört, dass Pippi ihre beiden aufsässigen Kinder begleiten wird, willigt sie in die „Flucht“ der beiden ein.
Los geht’s auf dem Rücken von Pippis Pferd, versorgt mit ausreichend Proviant – endlich frei! Als allerdings ein Gewitter aufzieht, ergreift das Pferd die Flucht nach Hause und die drei Kinder müssen zu Fuß weiter auf ihrer abenteuerlichen Flucht. In einer Ruine lernen sie Konrad (Hans Alfredson) kennen. Der tingelt ebenfalls durch die Gegend und verkauft einen super tollen Spezialkleber. Pippi testet den Kleber – und tatsächlich kann sie plötzlich an den Wänden und an der Decke laufen. Aber war dafür der Kleber verantwortlich oder Pippis Kraft?
Weiter geht es. Der Hof eines mürrischen, aber dennoch liebevollen Bauers (Walter Richter) bringt neue Abenteuer. Pippi rettet ein kleines Kind vor einem Stier. Und der Bauer schenkt den drei Kindern zur Belohnung ein altes klappriges Auto, das Pippi natürlich wieder zum Fahren – und zum Fliegen bringt. Dann allerdings verlieren Tommy und Annika Pippi, die sich in einem Fass einen Abhang hinunter ins Wasser rollt und hinter einem Wasserfall spurlos verschwindet. Was nun?
Manche halten „Pippi außer Rand und Band“ für den gelungensten der vier Filme über die Abenteuer der drei Kinder. Astrid Lindgren schrieb eigens das Drehbuch zu diesem Streifen, der keine direkte Adaption des Buches darstellt und zusätzliche Episoden enthält. Geschmackssache natürlich. Nur, die Konstellation der ursprünglichen Pippi-Geschichten zwischen Erwachsenen hier, aufmüpfigen Kindern dort, einer Pippi, die allein lebt, ihre enormen Kräfte benutzt, um die Erwachsenen, wenn es sein muss, in Schach zu halten – diese Konstellation ist in „Pippi außer Rand und Band“ weitgehend zurückgenommen.
Der Film ist eine Art Road Movie der leichten, beschwingten, sorglosen Art und passt in gewisser Hinsicht in eine Zeit, in der harmlose Pennälerfilme für die etwas älteren Kinder sich die Hand reichten mit Kinderfilmen, die wirkliche Probleme schnell vergessen machen. Die durchweg sommerlich-warme, idyllische ländliche Atmosphäre reduziert Pippi – im Unterschied zu den drei anderen Filmen – zu einer etwas stärkeren und etwas selbständigeren Freundin von Tommy und Annika. Der Konflikt mit der Mutter ist kein wirklich ernsthafter; sie gibt sogar die Erlaubnis zur „Flucht“.
Auch die Abenteuer der drei Kinder plätschern eher wie ein Waldbächlein vor sich hin. Sorglosigkeit und Aufgehobensein sind vielleicht die beiden Vokabeln, die diesen Film am besten kennzeichnen. Das Anarchische, das Chaotische, das Rebellische der Pippi-Figur wird für eineinhalb Stunden fast gänzlich zurückgenommen und verflüchtigt sich in einem für die Kinder aber trotzdem spannenden Abenteuer – für die auf der Leinwand und für die davor.
Für mich, wie gesagt, der Pippi-Film am Ende der 4er-Skala. Für Kinder aber dennoch ein sommerlich-frisches Vergnügen, ein sorgloser Film, der eben auch die eigenen kleinen Nöte für einen Moment vergessen macht. Und das ist schließlich auch wichtig.
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