Prop & Berta (Prop og Berta) Dänemark 2001, 76 Minuten Regie: Per Fly
Drehbuch: Mikael Olsen, nach dem Buch von Bent Solhof Musik: Hafdan E, Susi Hyldgaard Director of Photography: Peteris Trups Montage: Per Fly Animation: Janis Cimmermanis
Von Beerenrülpsern und sprechenden Kühen
Kaum bekannt in Deutschland, dafür wohl umso mehr in Dänemark sind die Kinderbücher von Bent Solhof, Comics über den freundlichen Herrn Prop und seine sprechende Kuh Berta, hier im Kampf gegen eine böse Hexe. Solhof reist selbst durch dänische Kindergärten und Schulen und erzählt seine Geschichten einem aufmerksamen jungen Publikum. Wo gibt es schon noch Märchenerzähler? Drei Jahre lang arbeiteten Per Fly und der lettische Animationsexperte Janis Cimmermanis an der 2001 in Dänemark gezeigten und jetzt in unsere Kinos kommenden Adaption einer der Geschichten um Prop und Berta. Herausgekommen ist ein Puppenzeichentrickfilm – ein Genre, das rar geworden ist. Wer kennt schon noch „Lolek und Bolek“, die zahlreichen tschechischen Puppentrickfilme der 60er und 70er Jahre oder auch die DEFA-Märchen-Puppentrickfilme der 60er Jahre?
Der leicht pummelige Herr Prop mit der dicken Knollennase hat ein Haus am Waldrand nahe einer kleinen Stadt geerbt. Allerdings erzählt ihm der ständig schlafende Polizist Fredericksen, Prop würde wohl nicht lange Freude an seinem Häuschen haben, da eine alte, böse Hexe im nahe gelegenen Wald es überhaupt nicht gern sehe, wenn sie einen Nachbarn hätte. Trotzdem gibt er Prop den Schlüssel. Das Haus ist verfallen, im Dach befinden sich Löcher, es staubt – aber vor allem hängt im Gatter neben dem Haus eine Kuh fest. Mit Mühe und Not kann Prop der Kuh aus ihrer schwierigen Lage helfen – und beide gehen daran, das Haus auf Vordermann (oder Vorderkuh?) zu bringen.
Der Bürgermeister der kleinen Stadt – ein nicht sehr mutiger Herr, der von Orden (für sich) träumt – macht sich auf den Weg zur Hexe, um sie zu beschwichtigen. Da hat er allerdings wenig Erfolg. Ultimativ fordert sie ihn auf, Prop müsse verschwinden, sonst würde sie die ganze Stadt samt Einwohnern verhexen.
Unterdessen wandern Prop und seine neue Freundin – Berta heißt die Kuh – durch den Wald. An einem dicken Baum angekommen, hören sie Stimmen. Die Hexe hat vier Trolle in den Baum gesperrt, die Berta und Prop befreien. Sie nennen sich Beerenrülpser, machen Musik und vor allem sehr gerne Unsinn. Als Dank für ihre Befreiung darf sich Herr Prop etwas wünschen. Wenig später sagt Prop – ohne noch an den freien Wunsch zu denken –: „Ach, könnte ich mit dir doch sprechen.“ Und hoppla-di-hopp: Berta kann sprechen.
Als Prop das Angebot des Bürgermeisters, ihm das Haus abzukaufen, allerdings nicht annimmt – schließlich ist es sein neues Zuhause –, wird die Situation brenzlig. Die Hexe sperrt Prop in einen Käfig und droht, ihn zur Statue zu versteinern, wenn er nicht aufgibt. Berta holt die vier Beerenrülpser, die holen den schlafenden Fredericksen samt Bett. Doch guter Rat ist teuer und gefährlich. Denn die Hexe hat sich zudem ein Mittelchen zurecht gemixt, deren Genuss sie zur bösesten aller bösen Hexen weit und breit und aller Zeiten machen würde ...
Was vor zwei Jahrzehnten noch kaum jemandem aufgefallen wäre, damit hatten Fly und Cimmermanis im Zeitalter digitaler Technik in ihrem Puppentrickfilm zu kämpfen: der Bewegungslosigkeit der Puppengesichter. Lösen konnten sie dieses „Problem“ nicht. Aber nichtsdestotrotz hat es mich ehrlich gesagt überhaupt nicht gestört. Sie zauberten einen knallbunten, phantasiereichen Puppentrickfilm auf die Leinwand, der nie langweilig wird (wenn man ein bisschen kindliches Gemüt bewahrt hat). Im Gegenteil: Abseits technisch überreizter Trickfilme empfand ich die (sicherlich harmlose, aber umso liebevollere) Geschichte um Prop und Berta als sehr angenehme und wohltuende Abwechslung. Gerade in der technischen Unvollkommenheit liegt der Reiz dieses und sicherlich auch anderer Puppentrickfilme. Da ist nichts perfekt in Richtung „richtige Menschen“ gezimmert. Die Figuren „stehen“ zu ihrer Phantasiegestalt. Die Reglosigkeit der Gesichter, die Knollennasen und nur ab und zu kullernden Augen stören nicht, sondern regen eher die Phantasie an.
Die Geschichte selbst bietet (Puppen-)Charaktere aller Art: Einen dauernd müden Polizisten, der normalerweise nicht viel zu tun hat und trotzdem sich sattelfest an seine Dienstvorschriften hält, einen nicht sehr mutigen Bürgermeister, der von Orden träumt, statt selbst den Kampf gegen die Hexe aufzunehmen, Herrn Prop, den nichts so leicht aus der Ruhe bringen kann, einen kleinen Helden des Alltags, eine sprechende Kuh, frech und intelligent, was sich bekanntlich oft nicht ausschließt, sondern bedingt, vier lustige Trolle, und natürlich die bitterböse Hexe, die am Schluss – wie sollte es anders sein – zu einer äußerst freundlichen alten Dame konvertiert wird.
Und last but not least wird natürlich ständig gezaubert und gehext.
Alles in allem ein schönes Märchen, natürlich vor allem für die Generation unterhalb der 7- oder 8-Jahres-Grenze, das Spaß macht und ohne Lehrhaftigkeit auskommt. Und noch ein Tipp für die Eltern der Kleinen, denen dieser Film sicherlich Spaß machen würde: Auf der Website des deutschen Verleihers (AFM-Filmverleih) finden sich unter „Spiel und Spaß“ PDF-Dateien mit Bildern zum Ausmalen und ein kleines Memory mit Fotos aus dem Film, das auch herunter geladen werden kann.
© Bilder: AFM-Filmverleih
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