Python – Lautlos kommt der Tod
(Python)
USA 2000, 99 Minuten
Regie: Richard Clabaugh

Drehbuch: Phillip J. Roth, Chris Neal, Gary Hershberger, Paul Bogh
Musik: Daniel J. Nielsen
Director of Photography: Patrick Rousseau
Montage: Christian McIntire
Produktionsdesign: David Huang

Darsteller: Frayne Rosanoff (John Cooper), Robert Englund (Dr. Anton Rudolph), William Zabka (Deputy Greg Larsen), Dana Barron (Kristin), Sara Mornell (Theresa), Wil Wheaton (Tommy), Jenny McCarthy (Francesca Garibaldi), Chris Owens (Brian Cooper), Sean Whalen (Deputy Lewis Ross), Gary Grubbs (Sheriff Griffin Wade), Scott Williamson (Kenny Summers), John Franklin (Floyd Fuller), Lori Dawn Messuri (Lisa), Kathleen Lambert (Roberta), Casper van Dien (Parker)

Von falschen Schlangen und falschen Fuffzigern

„Nichts auf der Welt ist so
gerecht verteilt wie der Verstand:
Jeder glaubt, genug bekommen
zu haben.“ (Jacques Tati)

Wieder einmal so ein Film, der den Horror auf seine Fahnen geschrieben hat. Doch ach, was für eine Makulatur! Richard Clabaugh, eigentlich ein Mann, der hinter der Kamera gute Arbeit leistet („God’s Army“, 1995; „Phantoms“, 1998), versuchte sich 2000 im Genre des Horrors – zudem noch des halbgaren Teenieslashers. Und wie oft im richtigen Leben herrschen in „Python“ Lug und Trug, Blendwerk und Abziehbilder, flaches Wortgeplänkel und unfähige Mimen, die einem den letzten Nerv töten können.

In einer dieser schmucklos-schnuckeligen Kleinstädte in den Weiten Amerikas fällt eine Schlange aus einem Flugzeug. Das wäre nichts besonderes, wenn dieses nette Tierchen nicht die Ausmaße eines Seeungeheuers à la Loch Ness hätte. Unsere überdimensionierte Python, die uns nun auf Schritt und Tritt und Blick begleiten wird, ist äußerst hungrig und sprüht, nein, nicht Gift, sondern Säure. Hier fängt der Betrug schon an. Wie uns – respektive den heraneilenden FBI-Agenten – der Bilderbuch-böse-Wissenschaftler Dr. Rudolph (Robert Englund) verklickern will, sammelt die Riesen-Python nicht einfach Gift in ihren Bäckchen (oder wo da auch immer), sondern ätzende Säure, die sie – sofern sie sie nicht frisst – über ihre Opfer ausgießt. Der Erfolg ist durchschlagend. Da fragt sich der geneigte Zuschauer: Wie kommt das Zeug ins Tier? Antwort: Durch das Drehbuch.

Lassen wir uns dadurch also nicht erschüttern und sehen weiter. Zu den ersten Opfern des schmucken Ortes gehören die beiden jungen Frauen Lisa und Roberta. Der Sheriff (Gary Grubbs), seine beiden Deputies Greg Larsen (William Zabka) und Lewis Ross (Sean Whalen) sowie der örtliche Arzt (John Franklin) sind ratlos. Lewis allerdings verdächtigt John Cooper (Frayne Rosanoff). Der hatte nämlich die harmlose Schlange Lisas gefunden, und außerdem ist er der Bruder von Brian (Chris Owens), der eine Fabrik leitet, in der mit ätzender Säure gearbeitet wird.

Nun ja. Jedenfalls darf unsere Python im folgenden einen Immobilienmakler (Scott Williamson) ins Jenseits befördern und dessen Kundin Francesca (Jenny McCarthy) einen Kopf kürzer machen.

FBI-Agent Parker (Casper van Dien) hat inzwischen Kontakt mit Dr. Rudolph aufgenommen, der das liebe Tierchen als Waffe für das Militär (!) benutzt sehen will, was Parker jedoch strikt ablehnt: er will der Python den Garaus machen. Über Satellit peilt man den Aufenthaltsort des Ungetüms und macht sich auf die Socken. Doch leider, leider: Statt der Schlange findet man nur deren abgestreifte Haut. Und Parker muss aufgrund dieses Irrtums mit seinem Leben bezahlen. Der inzwischen wieder frei gelassene John, seine Freundin Kristin (Dana Barron) und beider Freundin Theresa (Sara Mornell) schicken sich an, dem fresswütigen Monster den Garaus zu machen ...

Klingt gut, oder nicht? Doch ach! Das einzig Gute an diesem Film ist die fressende und Säure verspritzende Schlange. Denn sie sorgt dafür, dass der Film nach langen 99 Minuten endlich zu Ende ist. Zunächst frisst sie einen Makler, verkörpert durch Scott Williamson, der dieser Rolle nur dämlich-doofe Grimassen und hektisches Getue abgewinnen kann. Damned! Und auch die blonde Kundin Francesca, die aussieht und sich verhält, als wäre sie gerade irgendeinem billigen Werbespot (Motto: blond und blöd) entsprungen, wird Gott sei Dank rasch einen Kopf kürzer gemacht. Den Deputy Lewis Ross, unerträglich dümmlich ins Bild gesetzt durch Sean Whalen, muss man leider länger ertragen, bis ihn die Schlange endlich frisst. Whalen reitet auf dem Klischee: Ich will Karriere machen und schnell einen Verdächtigen verhaften. Doch wie der Schauspieler dies veranstaltet, spottet jeglicher Beschreibung.

Insgesamt haben wir es mit einer Schauspielertruppe zu tun, die das Wort Handwerk wohl kaum buchstabieren kann. Robert Englund als Wissenschafter – um ein letztes Beispiel zu nennen – drückt zunächst kräftig auf die Tube: Menschenleben sind zweitrangig, Hauptsache, man kann das Tierchen für militärische Zwecke nutzen, bevor er dann gegen Schluss in einem unterirdischen Bunkersystem uns schlechtes Gewissen vorspielen will. Zum Abwinken! Ähnliches gilt – wie sollte es auch anders sein – für die Dialoge. Die platte Liebesgeschichte und der darauf aufgesetzte Konkurrenzkampf zwischen John und Greg tun ein übriges, um nur noch den Kopf schütteln zu können.

Schlimmer geht’s nimmer, könnte man meinen. Doch die Logik-Löcher dieses Films können einem darüber hinaus schon die Sprache verschlagen. Das FBI soll nicht in der Lage sein, über Satellit den Unterschied zwischen einer sich bewegenden Riesenschlange und deren abgestreifter Haut festzustellen. Ich fass es nicht! Dr. Rudolph weist FBI-Agent Parker an, im Angesicht der Python sich nicht zu bewegen. Dann tue ihm die Schlange nichts. Auch Francesca hatte sich anfangs, starr vor Angst, nicht bewegt und wurde trotzdem ihres Kopfes verlustig. Damned! Zum einen ist das Tierchen äußerst schnell. Keines seiner Opfer hatte anfangs eine Chance, dieser Wendigkeit und Schnelligkeit zu entkommen. Doch als John, Kristin und die anderen im Bunker vor ihr flüchten, sind sie plötzlich schneller als die Python. Damned!

Theresa, die mit der Python unter der Dusche Bekanntschaft schließt, verscheucht sie mit einem Handtuch und Shampoo!!! Dr. Rudolph behauptet, das Tier sei intelligent. Doch als die Python in Johns Auto Kristin packen will, zieht John seine Freundin auf der anderen Seite heraus, während die Python ihren Kopf ausgerechnet so lange im Fenster stecken lässt, bis die beiden geflohen sind. Damned! Und mit was entkommen sie? Mit dem Fahrrad! Ich fang gleich an zu heulen.

Im unterirdischen Bunkersystem überlebt unser Tier sogar eine Explosion unversehrt. Nur leider frisst sie daraufhin nicht noch den Rest der Crew, der es wirklich verdient hätte.

Schauspieler, Drehbuch, Regie: Falsche Fuffziger noch und nöcher, falsche Schlangen, mehr als genug. Was bleibt, ist unsere künstliche Python – das ehrliche Wesen im Film. Der Verstand bleibt auf der Strecke. „Python“ gehört zu jener Sorte Zelluloid, die nichts Wirkliches zu sagen, nichts Wirkliches zu zeigen haben. Trash, könnte man sagen, und dumm.


 

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