Starship Troopers
(Starship Troopers)
USA 1997, 129 Minuten
Regie: Paul Verhoeven

Drehbuch: Edward Neumeier, nach dem Roman von Robert A. Heinlein
Musik: Basil Poledouris
Director Of Photography: Jost Vacano
Montage: Mark Goldblatt, Caroline Ross
Produktionsdesign: Allan Cameron

Darsteller: Casper van Dien (John D. Rico), Dina Meyer (Private Dizzy Flores), Denise Richards (Captain Carmen Ibanez), Jake Busey (Private Ace Levy), Neil Patrick Harris (Colonel Carl Jenkins), Clancy Brown (Career Sgt. Zim), Seth Gilliam (Private Sugar Watkins), Patrick Muldoon (Cadet Zander Barcalow), Michael Ironside (Lt. Jean Rasczak), Rue McClanahan (Biologielehrerin), Marshall Bell (General Owen), Eric Bruskotter (Breckinridge), Matt Levin (Kitten Smith), Blake Lindsley (Katrina McIntire), Anthony Ruivivar (Shujumi)

Fun and Pulp !

Welcher von Verhoevens Filmen war nicht umstritten? Ich denke da nur an „Basic Instinct“ (1992), dieses kühl kalkulierte und kalt konstruierte Spektakel oder den absoluten Flop „Showgirls“ (1995). Verhoeven ist immer für eine Überraschung gut – oder schlecht. Seine Filme liegen etwas schräg in der Kino-Landschaft. Auch „Starship Troopers“ gehört dazu, ein Sciencefiction, der eine totalitäre Welt aufmacht, so dass die einen behaupten, Verhoeven verherrliche diese Welt, die anderen, er habe eine Satire auf diese Welt erschaffen. Die ersteren können immerhin auf das für männliche Jugendliche geschriebene Buch Robert A. Heinleins verweisen, dem eine stramm rechte Gesinnung nachgesagt wird. Die anderen auf Szenen, die vielleicht in Richtung Satire gehen. Vielleicht liegt die Wahrheit über diesen Film aber auch woanders.

The next century. Die Menschheit wird mal wieder insgesamt bedroht. Diesmal von Killer-Insekten, so genannten Bugs, die von einer fernen Galaxie ab und zu Meteoriten zur Erde senden und dabei erhebliche Verwüstungen anrichten. Die Menschheit lebt in einer militärischen Prinzipien untergeordneten sozialen Gemeinschaft. Bereits in den Schulen werden den Kindern und Jugendlichen die entsprechenden Werte des Schlachtfelds beigebracht. In einer High School in Buenos Aires machen der Sohn reicher Eltern Johnny Rico (Casper van Dien), und seine Freundin Carmen Ibanez (Denise Richards) ihren Abschluss. Johnny ist in Carmen verliebt und Dizzy Flores (Dina Meyer) (unglücklich) in Johnny. Für Carmen ist es beschlossene Sache, nach dem Abschluss die Ausbildung zur Pilotin beim Militär zu beginnen. Dizzy will zu den Bodentruppen. Vorbereitet auf den Dienst werden sie bereits in der Schule durch den beinharten Rasczak (Michael Ironside). Johnny meldet sich – gegen den Willen seiner Eltern – beim Militär, weil er Carmen liebt und ihr folgen will. Das allerdings klappt nicht. Er wird den Bodentruppen zugewiesen und hat keinen Kontakt zu ihr. Zudem bekommt Johnny einen Konkurrenten, den Piloten Zander (Patrick Muldoon), der schon lange hinter Carmen her ist.

Bei der Grundausbildung passiert ein Unglück. Aufgrund der Leichtfertigkeit Johnnys wird ein Soldat im Manöver getötet. Enttäuscht will er den Dienst quittieren. Als er jedoch durch die Medien erfahren muss, dass ein von den Bugs ausgesandter Meteorit ganz Buenos Aires zerstört hat und seine Eltern tot sind, entschließt er sich, den Kampf gegen die Bugs auf Klendathu wieder aufzunehmen.

Massiv unterstützt von den Medien beginnt der Kampf gegen die Killer-Bugs, die sich eigentlich nur gegen die Besiedlung ihrer Planeten durch die Menschen wehren. Vor allem mit Bodentruppen will man den tödlichen „Käfern“ den Garaus machen. Die Bugs erweisen sich allerdings als äußerst widerstandsfähig und intelligent. Zudem soll es einen so genannten Brain-Bug geben, einen denkenden „Käfer“, der die Operationen der Spezies leitet. Der Angriff auf den Planten P kostet die Menschheit 100.000 Opfer. Besonders im Kampf mit Bodentruppen erweisen sich die Bugs als überlegen. Guter Rat ist teuer ...

Vorneweg. Der Film hat mir Spaß gemacht. Nicht ganz zu Unrecht könnte man sagen: Er erweckt das Kind im Manne. Schon die Romanvorlage war für Jugendliche geschrieben. Der Film ist reiner Nonsens in bezug auf eigentlich alles, was in ihm gezeigt wird. Er strotzt nur so vor Ungereimtheiten, Unlogik und nicht zuletzt einer unglaubwürdigen Zukunftsgesellschaft, die mit Faschismus nicht sehr viel zu tun hat.

Versatzstücke aus Sciencefiction-Filmen der 50er Jahre – in der ganzen Machart, auch der Darstellung der Medien, immer wieder deutlich –, Bruchstücke aus totalitären Ideologien, ein bisschen nicht sehr ernst zu nehmende Romanzen, die eher der Werbung, denn der Wirklichkeit entnommen sind, patriotisch-militaristische Sprüche à la „Wer nicht kämpft, wird erschossen“, „Nimm, was du kriegen kannst“, deren Hohlheit jedoch sofort deutlich wird, ein TV-Sender namens „Fed Net“ (fed gleich satt, von feed füttern), der über Katastrophen mit Millionen Toten berichtet wie über die neuste Mode aus Paris und stets mit dem „Angebot“ auf Knopfdruck: „Wenn Sie mehr wissen wollen ...“, nicht allzu realistisch gebaute Killer-Insekten, die wie eine Ameisenplage daher kommen, extreme Schlachtszenen mit unzähligen zerrissenen und blutenden Leibern, vor denen es kaum jemand grausen wird, Helden und Heldinnen, die mit ihrem Zahnpasta-Lächeln (besonders Denise Richards) aus den visuellen Werbeflächen am Time Square gesprungen sein könnten, High School-Abgänger, die an Beverly Hills, Soap Operas und billige Fernsehserien erinnern – all das mixte Verhoeven zu einem gigantischen Spektakel vom Kampf Nur-Gut gegen Nur-Böse auf Pulp-Niveau unterster Stufe.

Und am Schluss liegt der arme Brain-Bug, dieses wabbelige, glitschige, Schleim speiende, kugelförmige Etwas da, ohne den Rüssel-Stachel, mit dem er Menschen das Gehirn aussagte, im Forschungslabor der Menschen und wird analysiert, gespritzt und gepiekt. Der tat mir am Schluss wirklich leid. Denn er wollte nur wissen, wie die Menschen denken, warum sie seinen Planeten angriffen und seine merkwürdige Spezies nicht in Ruhe lassen konnten. Gerade diese Schlussszene macht den Unernst des Films besonders deutlich. Der Brain-Bug liegt da, hilflos den Menschen ausgeliefert, aber er wirkt auch wie ein Opfer von SF-Regisseuren, die ihn bauen ließen.

Faschismus? Am Schluss taucht High-School-Freund Carl (Neil Patrick Harris) samt Führungsriege im NS-ähnlichen Rock auf und begutachtet den gefangen gesetzten Brain-Bug. Zuvor waren als letzte Reserve Kinder als Soldaten verpflichtet worden. Hitler, ick hör dir trapsen? Ja, aber auf Pulp-Niveau, und eben deshalb unernst, nein.

Die Menschen kennen offenbar keinen Rassismus untereinander mehr. Männer und Frauen duschen im selben Raum, Soldatsein hat mit Geschlecht nichts zu tun, ebensowenig Hautfarbe oder Herkunft. Ein Faschismus ohne Rassismus?! Und für letzteren können die Bugs auch nicht gerade herhalten. Die gezeigte Gesellschaft ist hier totalitär, da wieder pluralistisch, ein völlig unsinniger Mischmasch. Der Gegner ist total unglaubwürdig. Die Bugs leben auf Planeten, auf denen es nichts anderes zu geben scheint als: Steine, vielleicht noch Wasser. Wovon ernähren sie sich, oder sind sie künstliche Kreaturen, wer hat sie dann erschaffen? Es gibt keine Technologien auf P oder Klendathu, keine Anbauflächen, einfach nur Steine, Berge, Felsen. Pulp!

Die Menschen kämpfen mit Bodentruppen gegen die Bugs, obwohl sie wissen, dass Bombereinsatz wesentlich effektiver ist. Doch dann wäre die Geschichte schnell am Ende gewesen. Also feiert Verhoeven die Unlogik, um die Geschichte voranzutreiben. Das ist so offensichtlich und billig, dass es einfach gut ist.

Das höchst Amüsante an diesem Film ist zum einen genau diese Nicht-Ernsthaftigkeit. „Starship Troopers“ ist ein Kriegsfilm und auch keiner. Es kracht und zischt, stirbt und tötet ohne Sinn und Verstand. So läuft kein Krieg. Das andere ist der leichte, fast beschwingte satirische Einschlag, den Verhoeven dem Film verpasst hat.

Trotz aller Bruch- und Versatzstücke verdeutlicht dieser Film wie jeder Sciencefiction, dass sein Inhalt mehr mit der Gegenwart zu tun hat als mit irgendeiner nahen oder fernen Zukunft. Der Drill der Soldaten, die totalitären Tendenzen und einiges mehr entstammen nicht einer von der Wirklichkeit abgesetzten Phantasie.

Der Film zeigt Menschen so gut wie ohne Emotionen. Die Liebesgeschichtchen sollten darüber nicht hinwegtäuschen. Da kämpfen im Grunde Killermaschinen gegen Killermaschinen – nothing else. Bis auf eine Ausnahme: Dizzy liebt Johnny, und als sie in einer Kampfpause miteinander schlafen, spürt man – für mich zum ersten Mal in dem Film – so etwas wie Menschlichkeit. Wenn Dizzy später von einem Bug angegriffen wird und in den Armen Johnnys stirbt, ist dies die einzige Szene in dem Streifen, in der man den Tränen nahe ist – sozusagen der letzte Rest Menschlichkeit, den Verhoeven noch übrig lässt.

„Starship Troopers“ ist ein kiddie movie, geeignet für 11jährige SF-Fans, meinte Roger Ebert in der Chicago Sun-Times. So ganz Unrecht hat er nicht. Wie ich finde aber ein amüsanter, spannender und bedeutungsloser Streifen, bedeutungslos, weil man ihn nicht wirklich ernst nehmen kann. Am Schluss bleibt nur ein Hauch von all den Zutaten und Mosaiksteinchen, die Verhoeven zusammen gebastelt hat – and fun.


 

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