Jacques Tati (1907-1982)
„Heutzutage schämt man sich beinahe, dass man sich immer noch für Dinge schämt, für die man sich auch früher geschämt hat.” (Jacques Tati)
Jacques Tati (eigentlich: Tatischeff, *1907, †1982) gehörte und gehört wohl zu den außergewöhnlichsten Schauspielern und Regisseuren der Filmgeschichte. Ursprünglich wie sein Vater Bilderrahmenbauer, in seiner Freizeit aber auch begeisterter Boxer und Rugby-Spieler, knüpfte Tati in seinen insgesamt „nur” sechs Spielfilmen an die großen Stars des Stummfilmkinos an. Dialoge spielen in Tatis Geschichten nur selten eine Rolle, eigentlich nur in „Jour de fête” und „Mon Oncle”. Aber selbst in diesen Filmen zählen vor allem die Bilder einer dörflichen Gemeinschaft und die Verschrobenheit ihrer Bewohner. Eigentlich erzählt Tati gar keine Geschichten im üblichen Wortsinn. Seine Filme sind eher zu meisterhaft verdichteten Bildern zusammengefasste intensive Beobachtungen menschlichen Verhaltens im Übergang zur Postmoderne, wie dies heute so unbeholfen genannt wird. Geräusche, wie die von Schuhen, Korkenziehern, modernen Sesseln aus Kunststoff, und Bewegungen, nicht nur seine eigenen als Monsieur Hulot, sind zentral für Tati. Buster Keaton meinte, Tati knüpfe dort an, wo er und andere wie Chaplin oder Langdon vierzig Jahre zuvor stehen geblieben seien.
Und tatsächlich wirken Tatis bewegte Gemälde der beginnenden Postmoderne wie erneuerte Stummfilme, die über sich selbst hinausgehen und das Geräusch, den Ton, die Gebärde auf einer höheren Ebene und in bezug auf eine veränderte Gesellschaft in den Film einführen, als seien sie dramaturgische Mittel und keine wirklichen Lebensäußerungen.
„Ich bin ein wenig Don Quichotte, der mit Humor gegen die Windmühlen anrennt. Die Windmühlen, das sind die Rotlichter, Grünlichter, Pfeile, Spuren, Über- und Unterführungen, Umfahrungen und Ausfahrten. Mit all diesen Vorschriften und Regeln, Verboten und Hinweisen kommt man ja überhaupt nicht mehr zurecht. Es herrscht totale Konfusion.” (Jacques Tati)
Zu Tatis Filmen
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