Tortilla Soup (Tortilla Soup) USA 2001, 102 Minuten Regie: María Ripoll
Drehbuch: Hui-Ling Wang, Ang Lee, Ramón Menéndez, Tom Musca, James Schamus, Vera Blasi Musik: Bill Conti Director of Photography: Xavier Pérez Grobet Montage: Andy Blumenthal Produktionsdesign: Alicia Maccarone, John Mott
Darsteller: Hector Elizondo (Martin Naranjo), Elizabeth Peña (Leticia Naranjo), Jacqueline Obradors (Carmen Naranjo), Tamara Mello (Maribel Naranjo), Constance Marie (Yolanda), Raquel Welch (Hortensia, Yolandas Mutter), Nikolai Kinski (Andy, Maribels Freund), Paul Rodriguez (Orlando Castillo, Leticias Ehemann), Jade Herrera (Eden), Troy Ruptash (Friseur), Ken Marino (Jeff, Carmens Ex-Freund), Marisabel García (April, Yolandas Tochter), Julio Oscar (Gomez), Joel Joan (Antonio Urgell)
Vier Paare und ein Todesfall
Ein verwitweter Mann mit drei (mehr oder weniger) erwachsenen Töchtern. Dazu mexikanisches Temperament, viel gutes Essen und eine Witwe, die vor Entsetzen in Ohnmacht fällt – oder jedenfalls so tut. Ein Stoff, der bereits 1994 von Ang Lee in „Eat Drink Man Woman“, allerdings in einer chinesischen Familie spielend, für das Kino inszeniert worden war. Dann wagte sich Maria Ripoll an den Stoff.
Sortieren wir:
Martin Naranjo (Hector Elozondo) ist Witwer, liebender, aber auch strenger Vater dreier Töchter, die noch zu Hause leben, leidenschaftlicher Koch und in den USA lebender Mexikaner. Problem: Er hat seinen Instinkt für die richtige Würze seiner Kochkünste verloren, wenn er in seinem Restaurant oder seit einiger Zeit vor allem zu Hause für seine Familie Speisen in allen Variationen zubereitet. Seine Töchter sind erwachsen und werden langsam aber sicher flügge. Als da sind: Die sich Gebet, Gott und der Bibel widmende Lehrerin Leticia (Elizabeth Peña), die scheinbar keinen Mann will, sondern Jesus preist; die ihrem Vater, was Eigensinn angeht, sehr ähnliche Carmen (Jacqueline Obradors), die einen offenbar gut bezahlten Job hat, mit ihrem Leben jedoch trotzdem unzufrieden ist; und die jüngste, die lebhafte Maribel (Tamara Mello), die sich von allen missverstanden und übersehen fühlt.
Martin ist sehr darauf bedacht, seinen Töchtern den richtigen, sprich: den nach seiner Meinung sicheren Weg im Leben zu weisen. Die jungen Frauen allerdings haben anderes im Sinn. Während Carmen beim Essen, der wichtigsten alltäglichen familiären Zeremonie, bei der Martin mindestens ein halbes Dutzend Speisen auftischt, verkündet, sie wolle ein Angebot ihrer Firma für einen Job in Barcelona annehmen, stellt Maribel, die nach den Vorstellungen ihres Vaters studieren soll und schon eine Zulassung für eine Universität besitzt, ihren neuen Freund Andy (Nikolai Kinski, Sohn Klaus Kinskis) vor, einen Brasilianer deutsch-italienischer Herkunft, mit dem sie erst einmal zwei Jahre durch Südamerika tingeln will. Und zu allem Überfluss offenbart Leticia ihrer Familie, sie habe in Las Vegas geheiratet, weil sie schwanger sei. Der Auserkorene ist ihr Kollege Orlando (Paul Rodriguez).
Nicht genug muss sich Martin auch noch der deutlichen und teils aufdringlichen Heiratsabsichten der Witwe Hortensia (Raquel Welch) erwehren, die bei Tochter Yolanda (Constance Marie) und Enkelin April (Marisabel Garcia) zu Besuch ist. Da kommt so einiges ins Rollen, und Martin, der sich mehr Sorgen um andere als um sich macht, muss Entscheidungen für sich selbst treffen. Nach dem Tod eines geliebten Freundes der Familie ändert sich so manches ...
Ähnlich „Bella Martha“ (2002) spielen die leiblichen Genüsse in „Tortilla Soup“ eine nicht unbeträchtliche Rolle. Zwei eigens engagierte Starköchinnen, Susan Feninger und Mary Sue Millikan, wurden engagiert, um die appetitanregenden mexikanischen Speisen, deren Namen man sich auf keinen Fall merken kann, zuzubereiten. Hector Elizondo spielt einen vorzüglichen, wenn auch vorübergehend Geschmacksnerv-gestörten Koch, einen oftmals zu überbesorgten Papa, den man einfach gern haben muss, ebenso wie seine reizenden Filmtöchter Obradors, Mello und Peña, die – zumeist jedenfalls – wissen, wie sie ihren geliebten, aber oft schwierigen Vater, der seine Gefühle nicht zeigen kann, in den Griff bekommen: Sie machen, was sie wollen. Auch die männlichen Nebenrollen – Kinski und Rodriguez – sind gut besetzt, und Raquel Welchs Darstellung der heiratswütigen Hortensia ist sehenswert.
„Tortilla Soup“ zeigt nichts wirklich Neues auf dem Gebiet der Komödie, aber das, was der Film bietet, ist zumeist originell und solide produziert. Die Gruppierung der Geschichte um die üppigen Mahle herum führt immer wieder zurück zur Frage, wer welchen Weg zum eigenen Glück finden könnte und dass Papa erkennen muss, dass er seinen Töchtern diesen Weg nicht vorschreiben kann. Der Ausgang der Familiengeschichte ist zwar vorgezeichnet – am Anfang sind alle allein, am Schluss ... –, doch wie das alles passiert und welche Hindernisse sich die Figuren selbst oder anderen in den Weg legen, macht „Tortilla Soup“ zu einem kurzweiligen und vor allem meist äußerst amüsanten filmischen Zeitvertreib. Die Charaktere sind durchweg sympathisch und glaubwürdig gezeichnet, und auch wenn die personelle Konstellation sich ganz anders darstellt als in „Bella Martha“, sind beide Filme ähnlich strukturiert.
Ein Fazit erübrigt sich damit. „Tortilla Soup“ ist amüsant, spritzig, anspruchslos, kurzum: eine nette Komödie für alle Fälle, in denen Langeweile vertrieben werden soll.
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